Stolze 324 Meter ragt der Eiffelturm in den Himmel. Von ganz oben lässt sich auch die französische Börse gut erkennen, an der gerade um jeden "Meter" gekämpft wird. Dem CAC 40 fehlt nämlich, übersetzt in Punkten, nur noch in etwa die Eiffelturmhöhe zum Zehnjahreshoch.
Von konjunktureller Seite bekommen die Kurse in Paris ebenfalls Unterstützung. Im dritten Quartal ist die Wirtschaft so kräftig gewachsen wie seit 2011 nicht mehr. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) expandierte im Vergleich zum Vorjahr um 2,2 Prozent. Vor allem der private Konsum legte zu - mit 0,5 Prozent fast doppelt so stark wie im Vorquartal. Zudem investierten die Firmen um 0,8 Prozent mehr. Mit den guten Zahlen befindet sich der neue Frontmann der Grande Nation, Emmanuel Macron, bereits auf der Zielgeraden beim Lauf auf das in Aussicht gestellte Wachstum von 1,7 Prozent für 2017.
Nach Schätzungen des IWF wird das BIP auch in den Folgejahren in dieser Größenordnung zulegen. Damit es nicht zu Enttäuschungen kommt, entstaubt der reformbegierige Präsident derzeit das Land. Unter anderem soll der Sozialstaat verschlankt, die Steuerbelastung gesenkt und in Bildung investiert werden.
Reformen und Neugestaltung
Die erste große wirtschaftspolitische Neugestaltung ist dem 39-Jährigen bereits gelungen: Die Lockerung des Arbeitsrechts. Im Kampf gegen die hohe Arbeitslosigkeit haben Unternehmen nun mehr Spielraum, was letztlich das Investitionsklima verbessern soll. Im dritten Quartal legte die Arbeitslosenquote noch von 9,5 Prozent im Vorjahr auf 9,7 Prozent zu. Geht es nach Macron, wird sie bis 2022 auf sieben Prozent sinken. Wie wichtig die Reformen für das Land sind, um international an Wettbewerbsfähigkeit zu gewinnen, zeigt ein Blick auf die Herstellungskosten. Laut dem COE-Rexecode-Institut belaufen sich diese in Frankreich auf fast 18 Prozent des BIP, doppelt so viel wie in Deutschland. Verbesserte Konjunkturaussichten dürften sich auch in höheren Firmengewinnen niederschlagen.
Nach Angaben des Datendienstleisters Factset geht der Analystenkonsens bei den CAC-40-Mitgliedern von einem Plus von 7,3 Prozent in diesem Jahr und 9,3 Prozent für 2018 aus. Dabei kam es zuletzt zu deutlichen Aufwärtsrevisionen. Auf Monatssicht betrugen diese 1,5 Prozent für 2017 und 0,5 Prozent für 2018. Auch das Kursziel für den Leitindex wurde erhöht. Belief sich die Prognose im Oktober auf einen Jahresendstand von 5386 Punkten, sind es aktuell 6101 Zähler.
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Ein aussichtsreiches Quintett
Frankreich ist mit Luxus verbunden. Dies zeigt sich eindrucksvoll an einem Sparziergang auf der "schönsten Prachtstraße der Welt", den Champs Elysées. Egal, ob Dior, Gucci oder Dolce & Gabbana, dort finden sich alle Nobelmarken. Mit LVMH stammt auch der Weltmarktführer aus dem Land. Doch muss es nicht immer die Nummer 1 sein, aus Anlegersicht gefällt uns derzeit Kering etwas besser. Der Konzern wächst im Vergleich zu seinen heimischen Konkurrenten LVMH und Hermès schneller und ist zugleich günstiger bewertet. Einen Hauch von Luxus versprüht auch unsere zweite Empfehlung aus dem Bluechip-Bereich: Der Spirituosenhersteller Pernod Richard konnte mit einem Umsatzplus von 5,7 Prozent im abgelaufenen Quartal die Erwartungen klar übertreffen. Vor allem in China brummt das Geschäft wieder.
Auch beim Blick auf die zweite Börsenreihe ergeben sich Chancen. Hier gefallen uns Bolloré, Faurecia und Ubisoft. Erstgenannte Aktie, übrigens auch Mitglied unseres Basis-Depots, ist soeben der Ausbruch nach oben gelungen. Der Mischkonzern, dessen Hauptaktivitäten in der Logistik und im Transport liegen, ist zudem eng mit Vivendi verknüpft. CEO Vincent Bolloré hält über seine Investmentgesellschaft mehr als 20 Prozent am Medienkonzern. Apropos Vivendi. Aktuell versucht Spieleentwickler Ubisoft eine feindliche Übernahme des Konzerns - Vivendi hält 27 Prozent - abzuwehren. Dazu kauft Ubisoft eigene Aktien zurück, um diese dann einzuziehen. Operativ läuft es derweil beim Gamingspezialisten rund, sodass auch der Rekordlauf der Aktie längst nicht zu Ende sein dürfte.
Ebenfalls im CAC-Mid-60-Index vertreten ist Faurecia. Der Autozulieferer, der mehrheitlich zu Peugeot gehört, profitiert vom Wandel der Industrie. Der Konzern hat nicht nur bereits das "Cockpit der Zukunft" entwickelt, er kümmert sich zum Beispiel auch um das Thermomanagement bei Elektroautos. Zudem hat sich Faurecia jüngst mit der chinesischen BYD Company zusammengeschlossen, um innovative Sitzlösungen für E-Mobile zu entwickeln.