Trotz sinkender Passagierzahlen kann der Flughafenbetreiber Fraport in diesem Jahr einen Rekordgewinn ausweisen. "Wir erwarten das beste Ergebnis, das dieses Unternehmen jemals erzielt hat", sagte Vorstandschef Stefan Schulte in der vergangenen Woche vor Journalisten in Frankfurt und erhöhte die Prognose für das laufende Gesamtjahr.

Statt der bislang maximal veranschlagten 880 Millionen Euro rechnet Schulte nun mit einem operativen Gewinn von bis zu 1,08 Milliarden Euro. Der Grund: Ein Anteilsverkauf im russischen St. Petersburg und die lang ersehnte Entschädigung für das geplatzte Terminalprojekt in Manila auf den Philippinen spülen im laufenden Jahr bis zu 140 Millionen Euro zusätzlichen Nettogewinn in die Kasse des im MDAX notierten Flughafenbetreibers.Der Überschuss soll nach rund 300 Millionen Euro im Vorjahr auf 400 bis 440 Millionen Euro klettern.

Die beiden millionenschweren Sonderereignisse polieren die diesjährige Bilanz zwar kräftig auf, für das kommende Jahr muss Fraport sich aber ganz schön strecken: Die Zahl der Fluggäste am Heimatstandort sinkt, und im Kerngeschäft der Frankfurter sieht es eher trübe aus. Bereits im Sommer hatte der Vorstand das Ziel verworfen, in diesem Jahr mehr Passagiere auf Reisen zu schicken als im Vorjahr (rund 61 Millionen). Erstmals seit sieben Jahren geht die Passagierzahl zurück, von Januar bis Ende Oktober sank sie bereits um 1,1 Prozent. Grund hierfür: Die Sorge vor weiteren Terroranschlägen und das langsame Wachstum des Hauptkunden Lufthansa.

Kein Low-Cost-Flughafen



Um den Passagierschwund zu stoppen, hat Vorstandschef Schulte etwas ausgeheckt: Er holt die Billigflieger nach Frankfurt. Zudem richtet er den viertgrößten europäischen Flughafen stärker nach deren Ansprüchen aus. Gemeinsam mit Ryanair-Marketing-Manager David O’Brien informierte Schulte in der vergangenen Woche in einer eilig einberufenen Pressekonferenz über den großen Coup: Von März an fliegt die irische Ryanair mit zwei Flugzeugen nach Spanien und Portugal. Mit vier Flügen täglich erwarten die Iren anfangs zwar lediglich 400 000 Passagiere pro Jahr in Frankfurt, wollen aber bereits zum nächsten Winterflugplan weitere Verbindungen anbieten.

Auch in Berlin sei Ryanair mit nur einer halben Million Fluggästen gestartet, drei Jahre später seien es bereits 5,4 Millionen gewesen. "Ich wüsste nicht, warum das nicht auch in Frankfurt so kommen soll", sagte O’Brien.

Fraport-Chef Schulte erklärte, die Zusammenarbeit mit Ryanair sei auf "langfristiges Wachstum" ausgelegt, betonte aber auch: "Wir sind nicht auf dem Weg, ein Low-Cost-Flughafen zu werden." Der Billigfluganteil in Frankfurt betrage erst vier Prozent; an anderen Drehkreuzen sollen es 20 Prozent bis 30 Prozent sein.

"Wenn die Kunden aber immer mehr Billigangebote buchen wollen, müssen wir ihnen das auch anbieten", erklärte Schulte die Erweiterung seiner Produktpalette. Die Terminals würden an den Bedürfnissen der Billigflieger ausgerichtet, sagte Schulte. So sollen die technischen Abläufe vereinfacht und beschleunigt werden. Den Iren stellte er in Aussicht, dass deren Flugzeuge nach einer Landung in Frankfurt ähnlich schnell wieder abheben können wie etwa am Flughafen Hahn im Hunsrück.



Außer der Hoffnung auf langfristig wachsende Passagierzahlen handelt Schulte sich mit dem Vorstoß aber auch eine Menge Ärger ein - schließlich öffnet er dem ärgsten Wettbewerber seines größten Kunden, der Lufthansa, die Pforten. Und räumt dem sogar noch finanzielle Anreize ein: Denn Fraport will Ryanair in den ersten Jahren finanziell unter die Arme greifen. "Es wird von den Fluggesellschaften erwartet, dass wir uns an den Markteinführungskosten beteiligen", sagte Schulte und verteidigte den von Lufthansa und Condor kritisierten Neukundenrabatt für den irischen Billigflieger. Die für Ryanair geplanten Anreize würden auch allen anderen neuen Kunden eingeräumt, ebenso wie angestammten Airlines, die neue Ziele anböten oder ihre Kapazitäten stark ausweiteten. Die geplanten Nachlässe liegen laut Schulte im international üblichen Rahmen.

Pokern auf Billigung der Preisnachlässe



Die Airlines bekommen im ersten Jahr 40 bis 50 Prozent der gezahlten Passagierentgelte erstattet, binnen drei Jahren werden die Rabatte zurückgefahren. Heikel daran: Die Nachlässe, die Fraport gewähren will, basieren auf einer Gebührentabelle, die das Land Hessen noch gar nicht genehmigt hat. Doch Schulte rechnet innerhalb der kommenden beiden Wochen mit einem Okay: "Wir gehen fest davon aus, dass es genehmigt wird", so der Airport-Chef.

In Richtung seines größten Kunden sagte Schulte, er würde auch Eurowings, die Billigflugtochter der Lufthansa, mit offenen Armen empfangen: "Wir würden es begrüßen, wenn Eurowings nach Frankfurt kommt." Für den kommenden Sommerflugplan seien aber keine Starts und Landungen beantragt worden.