Es ist doch zum Haareraufen", mag Freenet-Vorstand Christoph Vilanek gedacht haben, als er nach Vorlage der Jahresbilanz am vergangenen Donnerstag auf den Kurszettel blickte: Mit einem Minus von mehr als fünf Prozent sackte die Freenet-Aktie des Mobilfunkanbieters auf den tiefsten Stand seit Ende 2016. Dabei hatte der Manager doch gerade erst einen Gewinnsprung, ein Rekordergebnis und eine Dividendenerhöhung verkündet.

Die Schweizer Beteiligung Sunrise, an der die Hamburger etwa ein Viertel der Anteile halten, kurbelte das Konzernergebnis mit einem millionenschweren Sonderertrag kräftig an. Sunrise verkaufte im vergangenen Jahr gut 2200 Funktürme für rund eine halbe Milliarde Schweizer Franken und beschert Freenet damit ein Plus von rund 27 Prozent beim Gewinn in Höhe von über 275 Millionen Euro. Aber auch im Tagesgeschäft von Freenet läuft es rund: Der Umsatz stieg um 4,3 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro, das operative Ergebnis ohne Einmaleffekte kletterte um 5,7 Prozent auf 408 Millionen Euro. Damit auch Aktionäre an der guten Entwicklung teilhaben, soll die Dividende um fünf Cent auf 1,65 Euro je Aktie steigen.

Doch Börsianer beeindruckte Vilanek damit nicht, sie schickten die Aktie, die sich Ende Januar noch ihrem im Sommer 2015 erreichten Rekord von 33,10 Euro genähert hatte, gnadenlos auf Talfahrt: Der Ausblick war den Investoren offensichtlich zu verhalten. Für 2018 peilt Freenet einen stabilen Konzernumsatz und - ohne Sunrise - ein operatives Ergebnis zwischen 410 und 430 Millionen Euro und einen freien Cashflow von 290 bis 310 Millionen Euro an.

Mit einem Verlust von mehr als elf Prozent zählt Freenet seit Jahresbeginn inzwischen zu den größten Verlierern im TecDAX; der Technologiewerte-Index selbst hält sich trotz der jüngsten Turbulenzen noch immer leicht im Plus.

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TV-Geschäft soll weiter wachsen



"Nach den jüngsten Kursverlusten und den eher nüchternen Analystenkommentaren könnte die Aktie nun durchaus auch wieder ein lohnendes Investment sein", sagt Andreas Lipkow, Marktstratege der Comdirect. "Offenbar trägt die Diversifizierungsstrategie hin zum TV-Geschäft erste Früchte. Gut möglich, dass sich das auch weiter so entwickelt."

Das Fernsehgeschäft war stärker gewachsen als erwartet und übertraf Ende 2017 mit rund 975 000 Freenet-TV-Abo-kunden das vom Konzern selbst gesteckte Ziel von 950 000 Abonnenten. "Mit der erfolgreichen Entwicklung unseres Segments TV und Medien sind wir sehr zufrieden", sagte Vilanek in einer Telefonkonferenz. Um die Börsianer wieder zufriedenzustellen, setzt er auch 2018 auf das TV-Geschäft: Das Produktangebot soll noch weiter ausgebaut werden, um noch mehr Abokunden zu gewinnen. Irgendwann sollte sich das Wachstum auch im Kurs bemerkbar machen.