Der Mobilfunkanbieter Freenet darf sich auf einen unerwarteten Zahltag freuen: Der US-Medienriese Liberty Global will den Schweizer Telekomanbieter Sunrise übernehmen. Das Gebot in Höhe von umgerechnet 6,3 Milliarden Euro entspricht einem Aufschlag von rund 30 Prozent zum letzten Börsenkurs der Aktie. Freenet, mit 24 Prozent Großaktionär bei Sunrise, hat das Angebot bereits angenommen.
"Ein guter Deal", kommentiert Freenet-Chef Christoph Vilanek die Nachricht. Kartellrechtliche Bedenken sehe er nicht. Freenet war zu 70 Franken je Aktie eingestiegen und kann die Papiere jetzt für 110 Franken weiterreichen. Umgerechnet 1,1 Milliarden Euro würden die Büdelsdorfer einnehmen.
Die im MDAX notierte Firma hat bereits Pläne für die Verwendung des Geldes: 800 Millionen Euro sollen zur Schuldentilgung eingesetzt werden. Der Vorstand will zudem prüfen, in welchem Umfang der Rest des Geldes in die Stärkung der Wettbewerbsposition investiert werden oder den Aktionären anderweitig zugutekommen kann. Analysten bringen eine Sonderdividende oder als Alternative Aktienrückkäufe ins Spiel.
Die Bargeldausschüttung war lange das wichtigste Argument für die Freenet-Aktie. Im Mai allerdings, inmitten der Corona-Krise, hatte das Unternehmen die Dividende auf den Mindestsatz von vier Cent gestutzt. Die Sorge galt der anstehenden Refinanzierung von zwei Schuldscheinen in Höhe von 700 Millionen Euro.
Große Erleichterung
Inzwischen hat sich die Lage deutlich entspannt: Die Pandemie ist momentan in dem für Freenet wichtigen deutschen Markt weitgehend unter Kontrolle, das Unternehmen hat Schuldscheindarlehen mit einem Volumen von 345 Millionen Euro platzieren können, und jetzt kommt durch Sunrise zusätzlich Geld in die Kasse.
Das operative Geschäft von Freenet entwickelt sich derweil zufriedenstellend. Der Umsatz stieg im ersten Halbjahr um knapp zwei Prozent. Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) legte um etwas mehr als drei Prozent zu. Der Vorstand bekräftigte die Dividendenpolitik, die eine Ausschüttung von mindestens 80 Prozent des Free Cashflow vorsieht. Die Freenet-Aktie steht vor einem Comeback als Dividendenwert.
Kurssprung: Das operative Geschäft bleibt schwierig. Die Aussicht auf eine hohe Dividendenrendite spricht dennoch für die Aktie.