Ein Blick in die BÖRSE ONLINE-Aktiendatenbank BO Data Interactive (nur für Premium-Kunden) zeigt, dass Freenet und Drillisch zu den Dividendenkönigen in Deutschland gehören. Im Vergleich mit rund 600 anderen börsennotierten deutschen Unternehmen - darunter auch alle Mitglieder aus Dax, TecDax, MDax und SDax- landet Freenet mit einer geschätzten 2014er-Ausschüttungsquote von 7,61 Prozent auf Platz drei; Drillisch schafft es mit 5,64 Prozent auf Platz neun.

In den vergangenen Jahren war die hohe Dividendenrendite - gemeinsam mit den überdurchschnittlich profitablen Geschäftsmodellen der Unternehmen und den niedrigen Bewertungen - ein entscheidender Faktor für die steigende Beliebtheit der Papiere bei den Anlegern.

Vergleicht man die Kurse seit dem Ausbruch der Finanzkrise im September 2008, lässt sich jedoch feststellen, dass Drillisch mit einem Plus von rund 712 Prozent deutlich besser lief als Freenet mit einem Plus von rund 132 Prozent. Vor allem seit Sommer 2013 ging die Performance-Schere immer weiter auseinander.

Nun kommt in Deutschlands Mobilfunkbranche noch einmal kräftig Bewegung. Anfang Juli erlaubte die EU-Kommission dem O2-Anbieter Telefonica Deutschland die Übernahme des Rivalen E-Plus - allerdings unter der Auflage, einen Großteil der Netzkapazitäten an Wettbewerber ohne eigenes Netz zu vermieten. Dabei ist es Drillisch gelungen den Zuschlag für ein Fünftel der Netzkapazitäten des künftig fusionierten Unternehmens zu bekommen - plus die Option, weitere zehn Prozent zu mieten. Drillischs deutlich größere Rivalen United Internet und Freenet gingen leer aus.

Wie geht es also weiter in der Rivalität von Freenet und Drillisch?

Um diese Frage zu beantworten, hat BÖRSE ONLINE die Papiere miteinander verglichen. Zu diesem Zweck haben wir uns ausführlich mit den Einschätzungen der Analysten befasst. Über diese kann man sich zwar streiten, doch ignorieren sollte man sie nicht. Die Einschätzungen der Experten können bei der Anlageentscheidung helfen. Am Ende sollte sich aber jeder Anleger seine eigene Meinung bilden.

Auf Seite 2: Wie schätzen Analysten die Aktien ein?

Wie schätzen Analysten die Aktien ein?

Betrachtet man bei Bloomberg das aktuell durchschnittliche Rating aller Analysten, die ihre Einschätzungen während der letzten 12 Monate aktualisiert haben, fallen die Urteile zu den Aktien sehr ähnlich aus. Im Detail findet man allerdings einen kleinen, aber wichtigen Unterschied.

Beide Titel werden zwar mit einem Konsensrating von rund 4 bewertet, doch nur Drillisch schafft mit einer Bewertung von 4,1 knapp den Sprung über die 4er-Schwelle und damit die Aufwertung von "Hold" zu "schwacher Buy". Der Vorsprung lässt sich einerseits mit dem etwas höheren Anteil an Kaufempfehlungen erklären, die Drillisch auf sich vereinen kann. Andererseits hinkt Freenet auch wegen einer Verkaufsempfehlung hinterher.

Insgesamt sind die Differenzen jedoch minimal.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass es zwischen den Aktien sowohl auf Basis des Konsensratings als auch im Hinblick auf die Verteilung der Kauf-, Halte- und Verkaufsempfehlungen kaum Unterschiede gibt. Freenet schrammt knapp an einem "schwachen Buy" vorbei, während Drillisch dieses Level gerade noch erreicht.

Erläuterungen: Quelle: Bloomberg, Stand 21.08.2014, 13.00 Uhr

Konsensrating: Aktuell durchschnittliches Rating aller Analysten, die während der letzten 12 Monate aktualisiert haben. (5= Buy, 4= schwacher Buy, 3= Hold, 2= schwacher Sell, 1= Sell).

Buys: Die Zahl der Analysten, die den Kauf des Wertpapiers empfehlen, und der Prozentsatz aller Analysten, die diese Empfehlung abgeben.

Holds: Die Zahl der Analysten, die empfehlen, das Wertpapier zu halten, und der Prozentsatz aller Analysten, die diese Empfehlung abgeben.

Sells: Die Zahl der Analysten, die den Verkauf des Wertpapiers empfehlen, und der Prozentsatz aller Analysten, die diese Empfehlung abgeben.

Um sich ein Gesamtbild von der Meinung der Analysten zu machen, reicht es allerdings nicht aus, sich auf den Status Quo zu konzentrieren. Man muss auch einen Blick darauf werfen, wie sich die Einschätzungen der Experten über einen längeren Zeitraum entwickelt haben. Daraus lassen sich am Ende eventuell Trends ableiten.

Auf Seite 3: Wie haben sich die Einschätzungen der Analysten entwickelt?

Wie haben sich die Einschätzungen der Analysten entwickelt?

Anleger sollten Freenet in ihren Depots halten, bei Drillisch dürfen sie auch zukaufen, lautet das allgemeine Urteil der Analysten über beide Aktien.

Doch wurden die Titel auch vorher so betrachtet wie momentan? Wirft man einen Blick auf die Einschätzungen von vor einem Jahr, lautet die Antwort nein.

Das Konsensrating der Aktie lag im August 2013 zwar kaum höher als der aktuelle Wert, doch galt das Papier damals immerhin noch als "schwacher Buy". Seitdem haben einige Analysten den Titel von der Kauf- auf die Halteliste gesetzt.

Im Gegensatz zu Freenet konnte Drillisch seine Einstufung verteidigen. Allerdings hat sich das Konsensrating mit einem Minus von 0,4 deutlich verschlechtert. Diese Verschiebung lässt sich - wie bei Freenet - durch Herabstufungen von "Kaufen" auf "Halten" erklären.

Lässt sich daraus ein Negativtrend ableiten? Nicht unbedingt. Betrachtet man den Gesamtzeitraum seit August 2013 hat sich die Stimmung gegenüber den beiden deutschen Mobilfunkunternehmen zwar eingetrübt, doch wirft man nur einen Blick auf die Entwicklung in der jüngsten Vergangenheit, ergibt sich ein positives Bild: Während Freenet seit März 2014 immer beliebter wird, hat Drillisch vor allem im August 2014 neue Anhänger hinzugewonnen.

Auf den folgenden beiden Seiten haben wir Chancen und Risiken gegenübergestellt, die Analysten bei beiden Firmen sehen.

Auf Seite 4: Wo sehen die Analysten Chancen und Risiken bei Freenet?

Wo sehen die Analysten Chancen und Risiken bei Freenet?

Auf Seite 5: Wo sehen die Analysten Chancen und Risiken von Drillisch?

Wo sehen die Analysten Chancen und Risiken von Drillisch?

Auf Seite 6: Wie viel Kurspotenzial trauen Analysten den Aktien zu?

Wie viel Kurspotenzial trauen Analysten den Aktien zu?

Analysten kommen bei Freenet und Drillisch zu einem ähnlichen Ergebnis: Beide Aktien haben derzeit ein etwa gleich hohes Kurspotenzial - wobei das von Freenet trotz des niedrigeren Konsensratings etwas höher ist als das von Drillisch.

12 M. Zielkurs: Konsens-Zielkurs (Währung)

Letzter Kurs: Stand 21.08.2014, 13:00 Uhr

Ertragspotential: Das zukünftige Renditepotential des Best-Konsens-Zielkurses und des letzten Kurses der Aktie.

LTM Rendite: 1-Jahresertrag des Wertpapiers

Das bedeutet allerdings nicht, dass es unter den Analysten keine deutlicheren Ausschläge nach oben gibt.

Bei Freenet zeigt sich vor allem Sascha Berresch von Hauck & Auffhäuser optimistisch. Er sieht er das Ende der Fahnenstange bei 30 Euro. Damit würde sich - auf Basis des aktuellen Kurses - eine ansehnliche Zuwachsquote von 52,9 Prozent ergeben.

Für Drillisch legt besonders Wolfgang Specht vom Bankhaus Lampe eine Hand ins Feuer. Er beziffert er den Höchstwert auf 39 Euro. Das entspräche einer Zuwachsquote von rund 41,2 Prozent

Auf Seite 7: Fazit

Fazit:

Freenet und Drillisch sind beim Konsensrating zwar auf Augenhöhe, der knappe Vorsprung verschafft Drillisch jedoch eine Einstufung als "schwacher Buy", während Freenet nur ein "Hold" erhält.

Beide Papiere stehen in den Augen der Analysten schlechter da als noch vor einem Jahr. Freenet hat seine Einstufung als "schwacher Buy" knapp verloren, Drillisch dagegen konnte diese knapp für sich behaupten. Beide wurden von einigen Experten von "Kaufen" auf "Halten" herabgestuft.

In den vergangenen Monaten sind aber immer mehr Analysten den Aktien wohlgesonnen. Womöglich wird also das Lager der optimistischen Experten wieder Zulauf bekommen.

Was die Chancen und Risiken betrifft, führen Analysten auf beiden Seiten Pro- und Contra-Punkte auf. Welche Punkte man schwerer gewichtet, bleibt wohl eine individuelle Sache.

In puncto Kurspotenzial sehen die Experten bei beiden Titeln eine Zuwachschance von bis 15 bis 17 Prozent, in der Spitze sogar 41 bis 53 Prozent.

Auf Seite 8: Was empfiehlt BÖRSE ONLINE?

Was empfiehlt BÖRSE ONLINE?

Freenet:

Die Konzentration auf profitableres Geschäft zahlt sich für Freenet aus: Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg im zweiten Quartal um 2,9 Prozent auf 87,6 Millionen Euro. Damit traf der Mobilfunkanbieter die Erwartungen. Der Umsatz ging dagegen um gut zehn Prozent auf 727,2 Millionen Euro zurück, weil das Unternehmen den margenschwachen Verkauf von Mobiltelefonen zurückgefahren hat. Besonders positiv ist die zum achten Mal in Folge auf inzwischen 5,9 Millionen gestiegene Vertragskundenzahl. An den Prognosen hielt der Vorstand fest, was an der Börse für Erleichterung sorgte. Demnach soll das Ebitda 2014 bei etwa 365 Millionen Euro und 2015 bei 370 Millionen Euro liegen. Zudem peilt Freenet für die beiden Jahre einen Free Cashflow von etwa 265 Millionen Euro beziehungsweise 280 Millionen Euro an. Damit sind anhaltend hohe Dividenden gesichert.

Nach dem 30-prozentigen Kursrutsch seit dem Allzeithoch wird der TecDAX-Titel allmählich wieder interessant und sollte auf die Beobachtungsliste. Schließlich notiert die Aktie mit einem einstelligen KGV und einer Dividendenrendite von fast acht Prozent. Charttechnisch ist die Aktie aber noch angeschlagen.

Unsere Einschätzung: Beobachten.

Kursziel: 25 €; Kursstopp: 14,95 €.

(Christian Scheid)


Drillisch:

Als Bedingung für die kartellrechtliche Genehmigung der Fusion mit E-Plus musste der Deutsche Telekom-Konkurrent ein Fünftel der Kapazitäten in seinem künftig größeren Netz an Konkurrenten ohne eigenes Netz abgeben. Dieses Paket hat sich Drillisch für die kommenden fünf Jahre, einschließlich einer Verlängerung um weitere fünf, exklusiv gesichert. Zudem hat die Firma aus Maintal die Option weitere zehn Prozent der O2-Netzkapazitäten zu buchen.

Derzeit nutzt Drillisch erst zwei Prozent der bundesweiten Netzkapazitäten. Bei voller Ausnutzung der Vereinbarung mit Telefonica Deutschland könnte sich dieser Anteil während der nächsten Jahre auf bis zu zehn Prozent erhöhen, eine Verfünffachung gegenüber heute.

Dank einer hohen Liquidität in der Bilanz kann sich Drillisch nach Einschätzung von Analysten sowohl Vorauszahlungen an O2 leisten, als auch seine aktionärsfreundliche Politik fortführen. Nach Schätzung des Bankhaus Lampe wird Drillisch für 2014 und 2015 jeweils 1,60 und 1,70 Euro Dividende pro Aktie zahlen. Gegenwärtig entspricht das Dividendenrenditen von jeweils über fünf Prozent. Allerdings ist die Aktie nach dem rasanten Kursanstieg während der vergangenen zwölf Monate gemessen am KGV teuer. Deutliche Kursrückschläge sind deshalb wahrscheinlich und sollten ebenfalls zum Kauf genutzt werden. Der Titel bleibt langfristig aussichtsreich. Wir stufen das Papier von Verkaufen auf Kaufen hoch. Kursziel: 40 Euro; Stoppkurs 19,50 Euro.

Unsere Einschätzung: Kaufen.

Kursziel: 35 €; Kursstopp: 19,50 €.

(Klaus Schachinger)