Unter anderem habe es schwerwiegende Verstöße gegen Vorschriften der US-Gesundheitsbehörde FDA bezüglich der Datenintegrität bei Akorn gegeben. Das habe die von Fresenius eingeleitete, unabhängige Untersuchung zu Tage gefördert, hieß es in der Mitteilung von Fresenius. Der jetzt verschmähte US-Generikahersteller sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestellt und pocht auf die Einhaltung der von Fresenius gemachten Zusagen.
Die laufenden Ermittlungen stellten keine Bedingung für die Übernahme dar und hätten keinerlei Fakten zutage gefördert, die sich negativ auf Akorns Geschäft auswirkten, teilte der US-Generikahersteller am späten Sonntagabend in Lake Forest mit. Es fehle daher die Voraussetzung für einen Abbruch des Geschäfts. Akorn werde seine Rechte und Fresenius' Pflichten, wie sie aus der bindenden Übernahmevereinbarung hervorgingen, mit aller Energie durchsetzen, hieß es weiter.
Fresenius-Chef Stephan Sturm hatte hinter den geplanten Zukauf schon Ende Februar ein großes Fragezeichen gemacht, da aber noch von "angeblichen Verstößen" gesprochen. Der in Bad Homburg beheimatete Konzern hatte zuvor anonyme Hinweise erhalten und daraufhin unter anderem untersuchen lassen, ob Akorn beim Zulassungsverfahren neuer Medikamente in den USA gegen Vorgaben der Gesundheitsbehörde verstoßen hat.
Auf welche konkreten Verstöße die externen Ermittler dabei gestoßen sind, ließ der Dax-Konzern nun offen. Dies geschah auf Wunsch der anderen Seite, da Akorn laut einem Fresenius-Sprecher auf Einhaltung der gemachten Vertraulichkeitszusagen besteht. In den vergangenen Wochen scheinen sich ohnehin die Fronten zwischen beiden Unternehmen verhärtet zu haben: Das Angebot, mehr Zeit zu bekommen, um selbst weiter zu prüfen und Fresenius zusätzliche Informationen zur Verfügung zu stellen, hätten die Amerikaner abgelehnt, teilte Fresenius mit.
Die Übernahme von Akorn wäre die zweitgrößte nach dem Zukauf der spanischen Krankenhauskette Quironsalud gewesen. Der US-Generikahersteller Akorn produziert unter anderem Cremes und Salben. Fresenius hatte mit dem Zukauf seine auf Flüssigmedizin spezialisierte Tochter Kabi in den USA stärken wollen. Ursprünglich hatte Fresenius den Zukauf bereits Anfang 2018 abschließen wollen, doch dann zog sich die kartellrechtliche Prüfung hin.
An der Börse war die Übernahme bereits im vergangenen Jahr umstritten, als sich abzeichnete, dass Akorn unter dem Preisdruck auf dem Generikamarkt zu leiden hat und nicht die gewünschten Ergebnisse lieferte. Daher wuchs die Sorge, Fresenius könne sich nach einigen gelungenen Übernahmen diesmal verhoben haben.
Zumindest einen finanziellen Nachteil aus dem geplatzten Zukauf bräuchten die Bad Homburger nicht zu befürchten, betonte der Sprecher. Im Übernahmevertrag hatten die Bad Homburger keine Auflösungsgebühr im Falle eines Scheiterns (Breakup fee) vereinbart. Fresenius bestätigte entsprechend seine Jahresprognose für Konzernergebnis und -umsatz.
Mit dem Rückzug bei Akorn könnten sich nun die Übernahmespekulationen neu beleben: "Wir halten an unserem strategischen Ziel fest, das Produktangebot bei Kabi zu verbreitern", sagte der Sprecher. Dies könne organisch oder über Zukäufe geschehen, sollten sich in der Zukunft entsprechende Gelegenheiten bieten./tav/men/zb