Das Wachstum von Fresenius fiel auf allen Eben prozentual zweistellig aus. Von April bis Juni steigerte der Dax-Konzern seinen Umsatz währungsbereinigt um 17 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro, das Ebit wuchs mit 1,17 Milliarden Euro 13 Prozent. Zum Halbjahr konnte das Gesundheitsunternehmen aus Bad Homburg seine Einnahmen ebenfalls um 17 Prozent auf 16,9 Milliarden Euro verbessern, während das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) fast ein Fünftel auf 2,39 Milliarden Euro zulegte.

Stärkster Wachstumstreiber der Hessen war die Krankenhaussparte Helios. Vergangenes Jahr hatte der damals frisch angetretene Vorstandschef Stephan Sturm den Bereich mit der 5,8 Milliarden teuren Übernahme des spanischen Klinikbetreibers Quironsalud gestärkt. Der Deal war selbst für die Zukäufe gewohnte Fresenius die größte Akquisition der Firmengeschichte. Dank der neuen Krankenhauskette steigerte Helios seinen Umsatz im ersten Halbjahr 46 Prozent auf 4,25 Milliarden Euro. Ohne die Hilfe der Südländer hatte das Wachstum bei nur vier Prozent gelegen. Wenig verwunderlich sagt Sturm "die Entwicklung von Quironsalud macht uns Freude". Quirónsalud wird seit 1. Februar 2017 konsolidiert. Auch bei dem operativen Ergebnis profitierte das Segment von den Spaniern. Insgesamt sprang das Ebit um 62 Prozent auf 537 Millionen Euro nach oben. Aus eigener Kraft hätte das Plus hingegen nur acht Prozent betragen.

Bei der auf Nachahmermedikamente spezialisierten Sparte Kabi sorgte die Markteinführung neuer Produkte für Schwung. So schlug zum Halbjahr ein Umsatzplus von neun Prozent auf 3,2 Milliarden Euro zu Buche. Das Ebit stiegt mit plus sieben Prozent auf 622 Millionen Euro etwas schwächer. Auch das dritte Standbein von Fersenius, die Erbringung von Dienstleistungen für Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen, Vamed machte mehr Geschäft. Das weiterhin im Aufbau befindliche Geschäft steigerte den Halbjahresumsatz um zwei Prozent auf 481 Millionen Euro wobei das Ebit mit 17 Millionen Euro ein Plus von 17 Prozent verzeichnete.

Bei der ebenfalls börsengelisteten Dialysetochter FMC lief es hingegen nicht ganz so dynamisch. Fresenius Medical Care (FMC ) hat im zweiten Quartal vor allem dank guter Geschäfte in seinem noch recht jungen Bereich Versorgungsmanagement mehr umgesetzt als noch vor einem Jahr. Dem standen allerdings höhere Kosten und ein schwächerer Dollar gegenüber. Mit einem um elf Prozent auf 4,4 Milliarden Euro verbesserten Umsatz bleiben die Einnahmen daher hinter den Erwartungen der Analysten zurück. Für Vorstandschef Rice Powell ist die aktuelle Schwäche des Geschäfts jedoch kein Grund zur Sorge. FMC sei auf einem guten Weg, "unsere Ziele für das Gesamtjahr zu erreichen", so der Manager. Das Unternehmen erwartet währungsbereinigt ein Umsatzwachstum von acht bis zehn Prozent.

Insgesamt bekräftigte Fresenius seine Ziele für das laufende Jahr. Das Ergebnis soll auf vergleichbarer Basis währungsbereinigt um 19 bis 21 Prozent zulegen. Beim Umsatz rechnet Fresenius mit einem währungsbereinigten Plus von 15 bis 17 Prozent.

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Einschätzung der Redaktion



Zukäufe gehörten schon unter Sturm-Vorgänger Ulf Schneider zur erfolgreichen Wachstumsstrategie der Hessen. Neben Quirónsalud griff der Neue auch bei dem US-Generikahersteller Akorn zu und stößt mit dem Biosimilarsegment der deutschen Merck in einen weiteren Bereich für Nachahmermedikamente vor.

Wie der in den ersten sechs Monaten des Jahres um 26 Prozent auf 1,68 Milliarden Euro gestiegene Cashflow und eine Eigenkapitalquote von knapp 40 Prozent zeigt, muss Anlegern die Shoppingtour jedoch keine Sorgen bereiten. Und wie es sich für einen Dividendenaristokraten gehört, schraubte Fresenius trotz der milliardenschweren Übernahmen die Gewinnbeteiligung für die Aktionäre 2016 erneut nach oben. Im Einklang mit höheren Ergebnissen soll sich dieser Trend auch in den Folgejahren fortsetzen.

Trotz der wahrscheinlich nur vorrübergehenden Schwäche bei FMC hat Fresnius zum Halbjahr ein solides Zahlenwerk abgeliefert. Die Bestätigung der Prognose erscheint vor diesem Hintergrund nur folgerichtig. Die Aktie bleibt wegen ihrer Qualitäten als Dividendentitel und des defensiven Geschäfts trotz der angezogenen Bewertung ein Favorit der Redaktion.

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Kursziel: 90,00 Euro
Stoppkurs: 64,80 Euro