Das zumindest lässt sich aus Wortmeldungen wie dieser durchaus schließen: "Es wird auch Banken geben, die den Stresstest der EZB im Sommer bestehen und trotzdem keine Zukunft haben. Das Testergebnis ist keine Garantie dafür, dass Banken auch auf Dauer ein sicheres Auskommen haben werden." Diese Einschätzung kommt ausgerechnet von Jürgen Fitschen, seines Zeichens Co-Vorstandschef der Deutschen Bank und Präsident des Bundesverbands deutscher Banken. Weniger verklausuliert heißt das: Stresstest hin, Stresstest her, Europas Banken stehen vor einer Marktbereinigung.
Vor diesem Hintergrund stellen sich für Anleger viele Fragen, etwa: Welche Banken sind am solidesten aufgestellt? Wo bieten sich Kurschancen? Welche Häuser sind dem Untergang geweiht? Und um hierauf wenigstens einigermaßen belastbare Antworten zu bekommen, geht es nicht ohne Leverage Ratio und Core Equity Tier 1 Ratio, kurz CET1, die härtesten Kennziffern zur Bestimmung von Kapitalausstattung und Stabilität (siehe Infokasten), die im Regelwerk Basel III formuliert sind. BÖRSE ONLINE hat Europas wichtigste Banken (inklusive Schweiz und Großbritannien) ebenso wie die nordamerikanischen Branchengrößen auf Herz und Nieren geprüft.
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Skandinavier als Vorbild
Der Ausweis des Leverage Ratio muss zwar erst ab dem Geschäftsjahr 2015 erfolgen, diverse Banken geben aber jetzt schon beide Kennzahlen an.
Zu dieser Gruppe gehört beispielsweise die Swedbank. Das skandinavische Institut ist wegen eines im Branchenvergleich sehr hohen CET1 Ratio von 18,3 grundsolide, das KGV ist relativ niedrig, und mit einer Dividendenrendite von über sechs Prozent zeigt sich die Bank auch noch aktionärsfreundlich - dieser Mix macht das Institut im Finanzsektor zum interessantesten Wert Westeuropas, dicht gefolgt von der Schweizer UBS und der britischen HSBC.
Die Deutsche Bank als erstes vielversprechendes Institut aus der Eurozone kommt hinsichtlich der Schnittmenge aus Kapitalausstattung und Ertragspotenzial erst an vierter Stelle. Und auch das nur, weil Marktkapitalisierung und die geografische Differenzierung in die Bewertung mit einfließen, sonst läge das Institut weiter hinten. Wegen ihrer günstigen Bewertung ist die Aktie dennoch ein - spekulativer - Kauf.
Noch etwas riskanter sind Werte aus der Europeripherie, etwa die spanischen Branchenvertreter Banco Santander oder Bankia. Der iberische Branchenprimus Santander ist vor allem wegen der hohen Dividendenerwartung interessant. Der Wermutstropfen: Die Spanier weisen bisher weder CET1 noch Leverage Ratio aus. Dass die Bank nicht gefährlich unterkapitalisiert ist, erkennt man aber an der harten Kernkapitalquote, die bei 11,7 Prozent liegt. Auch aktiv agierende Europa- Fonds-Manager wie etwa John Surplice vom Invesco Pan European Fund sind in Banco Santander investiert und schätzen an "europäischen Finanzwerten die günstige Bewertung". Als Kaufargumente führt Surplice eine Kombination vielversprechender makroökonomischer Daten an, etwa "eine Leistungsbilanz, die ins Plus gedreht hat", sowie die Entspannung am Markt für spanische Staatsanleihen.
Auf Seite 3: Ohrfeige für Citigroup
Ohrfeige für Citigroup
In den USA hat die dortige Notenbank ihren zweistufigen Bankenstresstest bereits abgeschlossen. In diesen dürfte die Citigroup mit einer gesunden Portion Selbstvertrauen gegangen sein. Denn besonders das Leverage Ratio ist dem aller anderen großen US-Konkurrenten überlegen. Mit dieser Ausstattung im Rücken wollte man Aktienrückkaufprogramme und Dividendenerhöhungen im Gesamtvolumen von 6,6 Milliarden US-Dollar durchführen - im Vorjahr standen dafür gerade mal 121 Millionen zur Verfügung. Allerdings machte die Fed der Großbank einen Strich durch die Rechnung.
Während die Prüfer im ersten Durchgang, als es schlicht um Bestehen oder Nichtbestehen ging, nur die Zions Bancorporation durchfallen ließen, untersuchten sie in Phase 2 die tatsächlich vorliegenden Kapitalpläne. Und zur Citigroup hieß es vonseiten der Fed dann schlicht, diese habe zwar ihr Risikomanagement verbessert, könne aber nicht darlegen, "wie sich belastende Szenarien in der Welt auf ihre Einnahmen- und Gewinnsituation auswirken würden". Das Institut wird also ein abgespecktes Programm für die Aktionäre vorlegen müssen. Die schlechte Nachricht wurde bereits mit Kursabschlägen quittiert und sollte inzwischen eingepreist sein. So mag das ursprüngliche Dividendenfeuerwerk zwar zu ambitioniert gewesen sein, die Kapitalausstattung bleibt jedoch gut. Zudem ist die Bank günstig bewertet. Bei 34 Euro scheint der Wert einen Boden gefunden zu haben - eine Einstiegsgelegenheit für Mutige.
Beim Test deutlich besser abgeschnitten hat auf den ersten Blick Morgan Stanley. Die Bank gab nach dem Ende des US-Stresstests bekannt, dass ihr Aktienrückkaufprogramm im Volumen von einer Milliarde Dollar gutgeheißen wurde. Auch die Verdopplung der Dividende auf zehn Cent ging durch. Allerdings erkennt man bei einem zweiten Blick auf die Zahlen, dass die Bank in ihren Berichten vermeidet, die Basel-IIIKennzahlen Leverage Ratio und CET1 anzuführen. Die Dividendenrendite ist trotz der Verdopplung nicht hoch genug, um dieses Manko wettzumachen - deshalb nur beobachten.
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