Wohin das führte, zeigt eine andere Zahl: Laut Nachrichtenagentur Reuters mussten Banken allein 2013 EU-weit Geldstrafen von insgesamt drei Milliarden USDollar bezahlen; 725 Millionen entfielen auf die Deutsche Bank, die sich damit dank eines Vergleiches mit der EU ihrer Verstrickungen in die Manipulationen von Devisenkursen entledigte.
Stellt sich die Frage, ob das Abspecken der EU-Banken letztlich erfolgreich war oder nicht. Die Schrumpfkur der Bilanzsummen ist ja kein Selbstzweck, vielmehr soll die indirekte Kapitalaufstockung zu einem stabileren Finanzsystem führen. Im einschlägigen EBA-Report gilt die harte Kernkapitalquote - also die "Core Tier 1 Ratio", wie der wenig eingängige Fachbegriff dafür lautet - als wichtigste Messgröße in puncto Kapitalausstattung. An den Aktienmärkten hat sich diese Prozentzahl längst als eines der wichtigsten Kriterien beim Kauf oder Verkauf von Bankpapieren etabliert. Die Zahl selbst setzt das Kernkapital ins Verhältnis zu den risikogewichteten Aktiva. EU-weit liegt dieser Wert im Schnitt bei 11,7 Prozent.
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Risiko herausgenommen
Bei der Schrumpfkur ihrer Vermögenswerte besonders hervorgetan hat sich die Deutsche Bank, aber auch die britische Barclays Bank. Sie haben ihre risikogewichteten Aktiva um jeweils rund 20 Milliarden Euro reduziert, wodurch die Deutschen eine beruhigende Kernkapitalausstattung von 13,3 Prozent erreicht haben. Die Briten werden ihre Bilanz hingegen weiter entrümpeln müssen, denn sie kommen bei dieser Kennzahl erst auf 11,0 Prozent. Das liegt unter dem EU-Schnitt von 11,7 Prozent. Und noch wichtiger: Der mächtige Konkurrent HSBC bringt inzwischen eine harte Kernkapitalausstattung von 12,1 Prozent auf die Waage.
Unter den nach Gewichtung im Bloomberg- Europa-Bankenindex größten Instituten in der EU fällt hinsichtlich der Kernkapitalausstattung die schwedische Nordea Bank besonders auf. Sie bringt es auf weit überdurchschnittliche 14 Prozent. Zudem punktet sie durch ihre Einbettung in eine der solidesten Volkswirtschaften Europas sowie mit einer erwarteten Dividendenrendite von knapp sechs Prozent. Der Kurs notiert nahe dem Allzeithoch. Alles in allem also nicht nur angesichts der Kapitalausstattung ein solider Kauf.
Geschlagen wird das skandinavische Schwergewicht in puncto Kernkapitalausstattung europaweit nur von einem einzigen Institut außerhalb der EU: der Schweizer UBS. Diese kommt auf eine harte Kernkapitalquote von 16,2 Prozent.
Gerade bei den Schweizern bewahrheitet sich jedoch der Spruch "Keine Regel ohne Ausnahme". Denn trotz hervorragender Kapitalbasis sollte man die Aktie derzeit bestenfalls beobachten. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe: Zum einen steht der UBS beim Thema Devisenkursmanipulation möglicherweise noch bevor, was die Deutsche Bank bereits hinter sich hat: ein milliardenschwerer Vergleich. Denn Ende 2013 verdichteten sich die Indizien, dass auch die Schweizer in diesen Skandal verwickelt sein könnten. Damit drohen negative Berichte in der einschlägigen Wirtschaftspresse - und das in einer Zeit, da der UBS-Chart verletzlich scheint: Eine Schulter-Kopf-Schulter-Formation droht, und die kurzfristige 50-Tage-Durchschnitts- Linie schickt sich an, die 200er-Linie von oben zu durchstoßen. Beide Formationen stellen - sollten sie tatsächlich auftreten - ein Verkaufssignal dar.
Doch zurück zu den positiven Beispielen: Die spanische Banco Santander verfügt im Vergleich zu vielen europäischen Großbanken zwar über eine recht schwache _ Kapitalausstattung, doch sprechen zwei Gründe für die Aktie: Zum einen zahlen die Spanier eine prächtige Dividende - aktuell beträgt die Rendite rund acht Prozent. Zum anderen sprechen Großanleger der spanischen Wirtschaft verstärkt ihr Vertrauen aus: Nach Microsoft-Gründer Bill Gates hat sich zuletzt Investmentlegende George Soros beim spanischen Baugiganten FCC eingekauft. Kommt es zu einer Erholung der spanischen Wirtschaft, insbesondere der kreditintensiven Baubranche, bleibt der Primus der Iberischen Halbinsel ein klarer Kauf.
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