Fraport beschäftigt der Terror schon seit Längerem. Die Anschlagsserie in der Türkei bremste 2015 das Geschäft am wichtigen Standort Antalya aus. Wegen des unsicheren Umfelds erwartet Vorstandschef Stefan Schulte an diesem Flughafen für das laufende Jahr einen deutlichen Passagierrückgang. Dagegen soll das Aufkommen in Frankfurt, der Herzkammer des Konzerns, um bis zu drei Prozent zulegen. Schulte setzt auf die Billigflieger. Gerade fängt mit der isländischen Wow Air ein Vertreter des Segments damit an, die Mainmetropole anzufliegen. Auch Billigprimus Ryanair spielt mit dem Gedanken, Frankfurt in das eigene Streckennetz aufzunehmen.
Dennoch bleibt Schulte vorsichtig. Nach einem Plus von sieben Prozent im Vorjahr soll das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) 2016 bestenfalls um 3,7 Prozent steigen. Für Gewinn und Dividende stellt der Topmanager stabile Werte in Aussicht. Nach Vorlage der Prognose gab die MDAX-Aktie stark nach. Mainfirst-Analyst Tobias Sittig hält diese Reaktion für übertrieben und stufte den Mid Cap auf "Outperform" herauf.
Der Experte blickt über das eher mäßige laufende Jahr hinaus: "Fraport dürfte bei den Gewinnen dynamisch wachsen." Neben möglichen Gebührenerhöhungen nennt er die erstmalige Konsolidierung der griechischen Flughäfen, fallende Zinskosten und eine Besserung der Lage an den Standorten Sankt Petersburg und Antalya als Pro-Argumente. Sittig verweist zudem auf den Bewertungsabschlag: Während Fraport für 2017 ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 15 zeigt, beträgt die viel beachtete Kennzahl bei den Konkurrenten aus Paris, Wien und Zürich im Schnitt knapp 20.
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Take-off in Zürich
Letztgenannter Flughafen stach im ersten Quartal mit einem Kursplus von mehr als zwölf Prozent aus dem Trio heraus. Punkten konnten die Eidgenossen mit soliden Zahlen sowie mit einer spendablen Dividendenpolitik. Neben der ordentlichen Gewinnbeteiligung sollen die Aktionäre für 2015 eine Sonderzahlung erhalten. Der Start in das neue Jahr ist geglückt: Im Januar und Februar legte der Flughafen Zürich sowohl bei den Passagierzahlen als auch der Fracht zu. Allerdings ist die Aktie nach ihrem jüngsten Höhenflug ambitioniert bewertet. Anleger sollten sie daher allenfalls auf die Watchlist nehmen.
Bereits in der BO-Ausgabe 3/16 haben wir den Flughafen Wien zum Kauf empfohlen. Seither verteuerte sich das Papier um rund ein Fünftel. Aus gutem Grund: Der australische Pensionsfonds IFM will seinen Anteil deutlich aufstocken. Er bietet den freien Anlegern über seine Tochter Airports Group Europe 100 Euro je Aktie. Obwohl die Geschäfte am Wiener Flughafen gut laufen, dürfte das Kurspotenzial des aktuell bei 96,66 Euro notierenden Dividendenpapiers vorerst ausgereizt sein. Daher plädieren wir dafür, die Offerte aus Down Under für Gewinnmitnahmen zu nutzen.
Spanischer Gigant
Übrigens: Voriges Jahr landeten gleich zwei europäische Airportaktien erfolgreich auf dem Börsenparkett. Im Februar 2015 privatisierte Spanien 49 Prozent von Aena, die Betreibergesellschaft für die Flughäfen des Landes. Dem Unternehmen spielt der Tourismusboom auf der iberischen Halbinsel in die Hände: Mit 207,4 Millionen lag die Zahl der von Aena abgefertigten Passagiere 2015 um 5,9 Prozent über der Vorperiode. Beim Ebitda verbuchte der weltgrößte Airportbetreiber sogar ein prozentual zweistelliges Wachstum. Aufhorchen lässt auch das Chartbild: Nach der Bilanzvorlage brach Aena nach oben aus einer Seitwärtsbewegung aus. Da Spanien als Urlaubsziel weiterhin brummt, dürfte der Höhenflug des Börsenneulings noch nicht ausgereizt sein.
Sehen lassen kann sich auch die Kursbilanz eines wesentlich kleineren Debütanten. Gegenüber des im vergangenen Juli fixierten IPO-Preises von 4,50 Euro gewann der Aeroporto di Bologna knapp drei Viertel an Wert. 43 Prozent der Passagiere brachte 2015 Ryanair an den Flughafen in der norditalienischen Region Emilia-Romagna. Zwar wächst die auch von der Lufthansa angesteuerte Destination kräftig - im Februar legte die Zahl der Passagiere um 20 Prozent und damit den zehnten Monat in Folge zu. Gleichwohl ist der Small Cap mit einem 2017er-KGV von 21,9 für einen Neueinstieg wohl zu teuer.