Wenn Private-Equity-Firmen Übernahmeofferten für gut positionierte Unternehmen abgeben, springt für deren Aktionäre oft einiges heraus. Auch im neuen Jahr 2023 könnten sich einige dieser Deals anbahnen. Wir stellen Ihnen fünf potenzielle Kandidaten für ein solches Szenario vor.
Wenn Private-Equity-Firmen Übernahmeofferten für gut positionierte Unternehmen abgeben, springt für deren Aktionäre oft einiges heraus — wie zum Beispiel jüngst beim Würzburger Verpackungsspezialisten Va-Q-Tec eine Kursverdopplung. Der schwedische Finanzinvestor EQT hatte Mitte Dezember 26 Euro je Aktie geboten und damit fast das Doppelte des am Vortag festgestellten Börsenkurses.
Auch im neuen Jahr 2023 könnten sich einige dieser Deals anbahnen. In der Vergangenheit hat sich zudem gezeigt, dass die Kurse auch nach dem Vollzug weiter zulegen können.
Know-how und niedriger Kurs gefragt
Die Auswahlkriterien: Gesucht sind Unternehmen, die eine Alleinstellung im Markt haben, die besonderes technisches Know-how mitbringen, die niedrig bewertet sind — und die mithilfe von Private Equity schneller wachsen können.
Ein heißer Kandidat ist der Internetdienstanbieter United Internet (UI). Die Aktie hat sich schwach entwickelt. Mit einer Marktkapitalisierung von lediglich 3,5 Milliarden Euro liegt der Wert der Gesellschaft noch unter dem Wert, den die Webhosting-Tochter Ionos laut Finanzkreisen an der Börse erzielen könnte, nämlich vier bis fünf Milliarden Euro. „Wir treiben den Börsengang von Ionos weiter voran. Wir sind in der Lage, ihn 2023 umzusetzen“, sagte eine United-Internet-Sprecherin gegenüber BÖRSE ONLINE. Zudem hält UI noch eine Beteiligung am Mobilfunk- und Internetanbieter 1 & 1, der eine eigene Mobilfunklizenz erworben hat. Gerade im Telekommunikationsbereich engagiert sich Private Equity gern wegen verlässlicher Erträge. Bei UI ist mit Warburg Pincus zudem bereits eine Beteiligungsfirma engagiert. Firmengründer Ralph Dommermuth, der zu deutlich höheren Kursen seinen Anteil auf eine Mehrheitsposition ausgebaut hat, könnte damit liebäugeln, sich mit externem Kapital von der Börse zu kaufen.
Auch die IT-Firma Cancom ist für Private Equity interessant. Das Unternehmen baut vor allem das Cloud-Geschäft mit seinen stattlichen Margen aus. Zudem sitzt Cancom auf einem dicken Bargeldpolster, sodass Beteiligungsfirmen hier eine Zerschlagung durchziehen könnten. Bargeld und der Wert des klassischen IT-Dienstleistungsgeschäft decken den Kaufpreis leicht ab, das Cloud-Geschäft könnte dann ausgelöst werden.
Der Halbleiterspezialist Elmos wiederum baut Sensoren für die Autoindustrie und schwimmt in Aufträgen. Das Unternehmen besitzt zudem noch eine kleine Produktion, die verkauft werden soll. Als sogenannter Fabless-(fabriklos)Anbieter könnte Elmos nicht nur für Beteiligungsfirmen, sondern auch für andere Halbleiterfirmen attraktiv sein. So wurde die ähnlich strukturierte Dialog Semiconductor vor drei Jahren vom japanischen Elektronik-Konzern Renesas übernommen. Bei Elmos schätzen Analysten den Kaufpreis Richtung 100 Euro je Aktie — fast doppelt so viel wie der aktuelle Börsenkurs.
Im Hightech-Anlagenbau wiederum rücken zwei potenzielle Kandidaten ins Blickfeld. Der eine ist Süss Microtec, der Anlagen für die Halbleiterproduktion herstellt und ebenfalls auf vollen Auftragsbüchern sitzt. Die Umsatzentwicklung läuft wegen knapper Vorprodukte dem Auftragseingang weit hinterher. Der Stau sollte sich aber 2023 auflösen, was einen starken Umsatz- und Gewinnanstieg erwarten lässt. Auch Süss ist an der Börse derzeit niedrig bewertet. Hinzu kommt, dass Süss in der sogenannten Backend-Fertigung vertreten ist, in der die Konzentration der Hersteller noch nicht so weit fortgeschritten ist. Dabei gehört Süss hier mit einem Umsatz von 300 Millionen Euro bereits zu den Marktführern. Eine Beteiligungsfirma könnte versuchen, Süss als Kern eines neuen Branchenleaders aufzubauen.
Spannend könnte es auch beim Lasertechnik-Spezialisten LPKF werden. LPKF ist Technologieführer und setzt regelmäßig Branchenstandards. So haben die Niedersachsen mit der sogenannten Lide-Technologie eine Möglichkeit geschaffen, sogar sehr dünnes Glas zu strukturieren.
Die Technologie ist bisher vor allem in Pilotprojekten im Einsatz, es bieten sich jedoch breite Anwendungen bei Halbleitern, Displays oder auch in der Solartechnologie an. Beteiligungsfirmen könnten dies deutlich beschleunigen. Die Aktie hatte mit der Lide-Fantasie schon einmal Kurse um 30 Euro erreicht. Zuletzt notierte der Titel bei 9,80 Euro.