Am Roten Meer in den ägyptischen Badeorten ist die Welt wieder in Ordnung. Nach drei harten Jahren sind viele Urlauber zurückgekehrt. "Wir sind für die nächsten Wochen voll ausgebucht", Patrick Brändle, Geschäftsführer des zu TUI gehörenden Club Robinson, strahlt. Auch die umliegenden Hotels wie das Breakers und das Golfresort La Résidence des Cascades melden eine steigende Auslastung.

"Die Nachfrage nach Reisen ans Rote Meer hat spürbar angezogen", erklärte jüngst Deutschland-Chef Christian Clemens. Allein in Ägypten habe TUI ein Buchungsplus von 30 Prozent verzeichnet. Auch Konkurrent Thomas Cook berichtet von zweistelligen Zuwachsraten in der Region. Vom Niveau vor der Revolution 2011 ist das Land aber noch weit entfernt. Neben Ägypten waren im vergangenen Jahr Tunesien, Griechenland, die Türkei, die Kanaren und auch die Karibik stark gefragt. Die deutschen Reiseveranstalter steigerten 2013/14 (bis Ende Oktober) ihre Umsätze um zwei Prozent auf ein Rekordniveau von 25,8 Milliarden Euro. Besonders das Geschäft mit Kreuzfahrten und hochpreisigen Reisen wuchs kräftig.

Auch im neuen Reisejahr rechnet die Branche mit einem Plus. Nicht zuletzt, weil einige Ziele in Europa teurer werden dürften. Bei der Präsentation der Sommerkataloge kündigte Thomas Cook an, die Preise für Urlaub in Österreich und Kroatien um ein Prozent, in Frankreich und Italien gar um zwei Prozent anzuheben. Das Reisefieber der Deutschen spiegelt sich in den Geschäftszahlen der börsennotierten Konzerne wider. Rechtzeitig zur Verschmelzung mit TUI Travel schaffte TUI die Wende und schrieb im Geschäftsjahr 2013/14 wieder schwarze Zahlen.

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Nicht ganz so gut lief es für Thomas Cook. Europas zweitgrößter Reisekonzern steigerte zwar dank eines harten Sanierungskurses das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis um 23 Prozent, machte aber einen Nettoverlust von 118 Millionen Pfund (circa 151 Millionen Euro). Nun soll der neue Chef Peter Fankhauser den Konzern in die Gewinnzone zurückbringen. Das würde der Aktie Auftrieb geben, die zwischenzeitlich unter unseren Stopp gerutscht ist. Angesichts der charttechnisch guten Situation bieten sich Käufe wieder an.

Laut dem Deutschen Reiseverband (DRV) werden 85 Prozent der Pauschalreisen über Reisebüros gebucht. Mit erneut steigender Tendenz. Doch auch die Onlinekonkurrenz macht ihr Geschäft, vor allem beim Verkauf von Flugtickets oder Hotelaufenthalten.

Die Profiteure sind Onlinebuchungsportale wie Expedia und Priceline. Das weltgrößte Portal Priceline wuchs im dritten Quartal beim Umsatz um 25 Prozent und verdiente 29 Prozent mehr. Konkurrent Expedia steigerte den Umsatz um 22 Prozent und den Gewinn gar um 50 Prozent. Die Aktie von Expedia kletterte 2014 um gut ein Drittel und erreichte bei mehr als 92 Dollar ein Rekordhoch. Auch Priceline schaffte mit fast 1379 Dollar ein neues Allzeithoch. In den vergangenen beiden Jahren hat sich der Kurs nahezu verdoppelt.

Der boomende Onlinereisebuchungsmarkt weckt Gelüste bei den Internet-Platzhirschen. Amazon hat angeblich Pläne für ein Hotelportal. Und Google ist bereits mit seinem Hotelfinder und seiner Flugsuche in die Urlaubswelt eingedrungen. Touristiker und Reiseportale fürchten um ihr Geschäft. Auf einer Veranstaltung versuchte Google-Manager Christian Bärwind die Branche zu beruhigen. Der Datenriese wolle kein Reiseveranstalter werden, versicherte er. Falls Google und Amazon aber doch ernst machen und eines Tages Reise- und Hotelbuchungen anbieten, könnten sie die gesamte Branche umkrempeln. Das würde auch die Reiseveranstalter treffen.

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Neue Konzepte, neue Angebote

Noch geben sich Thomas Cook und TUI kämpferisch. Sie bauen ihr Internetangebot aus und buhlen mit Extras um qualitätsbewusste Kunden. So hat Thomas Cook mit der Marke Sun Connect Resorts Konzepthotels geschaffen, in denen die Gäste ständig online sein können. Über Smartphone oder Tablet können sie Entertainment- Angebote und Wetteraussichten abrufen oder mit anderen Gästen in Kontakt treten, Connectscouts organisieren für Tech-Junkies digitale Fotowettbewerbe oder eine Schnitzeljagd mit GPSKoordinaten.

Um verstärkt bei jüngeren Zielgruppen zu punkten, will sich die Cook-Tochter Neckermann einer Verjüngungskur unterziehen. Die Marke soll moderner, jünger, zwangloser und fröhlicher werden, kündigte Deutschland-Chef Michael Tenzer an. Helfen sollen dabei neue Farben oder Drohnenvideos auf Youtube. Ob Derartiges fruchtet, bleibt abzuwarten.

Auch die Billigairlines florieren. Ryanair hob mehrfach die Prognose an und rechnet für das Geschäftsjahr bis Ende März mit einem Gewinnplus von rund 55 Prozent auf mindestens 810 Millionen Euro. Wir waren lange skeptisch - zu Recht, da der Titel knapp ein Jahr seitwärts lief. Nicht zuletzt der niedrige Ölpreis verhalf der Aktie mittlerweile zum Ausbruch nach oben. Spekulationsfreudige können zugreifen. Allerdings ist der Titel eine Wette auf weiterhin günstiges Öl und auch kein Schnäppchen mehr.

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