Die ökonomischen Fakten sprechen für sich: Schwellenländer stellen mehr als die Hälfte des weltweiten Wirtschaftswachstums. War das Wachstum in der Vergangenheit vor allem durch Rohstoffboom, kreditfinanzierten Konsum und externe Nachfrage getrieben, nähren jetzt die in einzelnen Ländern angestoßenen Wirtschaftsreformen die Hoffnung auf nachhaltige Impulse.

Asien setzt Akzente

In Indien legte der Leitindex Sensex an der Börse Mumbai seit Jahresanfang um 27 Prozent an Wert zu. Die Euphorie ausgelöst hatte die Wahl von Narendra Modi zum neuen Regierungschef. Er will tief greifende Reformen in Wirtschaft und Verwaltung umsetzen - und ausländischen Kapitalgebern den Zugang zum indischen Markt erleichtern. Diese Hoffnungen verbinden sich auch mit dem neuen indonesischen Präsidenten Joko Widodo. Zugleich befindet sich die chinesische Wirtschaft im Übergang von einem exportgetriebenen Wachstum zu einer Volkswirtschaft, die stärker auf Binnennachfrage setzt.

Bernhard Esser, Schwellenländeranalyst bei HSBC Deutschland, erwartet von strukturellen Reformen vielfältige Wachstumsimpulse: "Maßnahmen wie der Ausbau der häufig unzureichenden Infrastruktur und Energieversorgung schaffen die Basis, um die Produktivität in diesen Volkswirtschaften zu steigern. Dazu hilft der Abbau von Subventionen, die Staatsfinanzen zu konsolidieren."

Klar ist aber auch: Das Wachstum fällt in den einzelnen Regionen völlig unterschiedlich aus. Auf Basis der volkswirtschaftlichen Daten und Frühindikatoren wird Asien deutlich höhere Wachstumsraten als andere Regionen wie Lateinamerika schaffen. Michael Bolliger, Schwellenländer- Analyst der UBS, favorisiert besonders exportorientierte Länder wie Taiwan, die von einer anziehenden US-Konjunktur profitieren. Unsicher gestalten sich für Bolliger dagegen die Perspektiven für Staaten, bei denen Rohstoffe die wichtigsten Wachstumstreiber bilden: "Wir erwarten für die nächsten sechs Monate weiter fallende Energiepreise, was vor allem die russische Wirtschaft treffen wird. Im Gegenzug wird sich diese Entwicklung für Länder mit hohem Leistungsbilanzdefizit wie die Türkei positiv auswirken."

Abwarten heißt es indes in Bezug auf Brasilien. Erst wenn die kürzlich wiedergewählte Staatspräsidentin Dilma Rousseff die bislang aufgeschobenen strukturellen Reformen angeht, so der vorherrschende Konsens, versprechen auch brasilianische Wertpapiere wieder ein attraktives Risiko-Rendite-Verhältnis.

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