US-Zahlen könnten Aktienmarkt neuen Rückenwind geben. Im DAX könnten weitere Gewinnwarnungen für Kurskapriolen sorgen.
Mit ihren Quartalsgewinnen haben große US-Banken wie JP Morgan, Bank of America und Wells Fargo nicht nur die Erwartungen übertroffen, sondern auch einen furiosen Auftakt in die US-Berichtssaison hingelegt. Die Geldhäuser profitieren durch deutlich höhere Nettozins-erträge von den steigenden Notenbankzinsen. Gleichzeitig wappnen sie sich mit höherer Risikovorsorge gegen mögliche Kreditausfälle — ebenfalls eine Folge der gestiegenen Zinsen und konjunktureller Unsicherheit. Im zweiten Quartal mussten die Geldhäuser die Abschreibungen auf Kredite bereits deutlich ausweiten. Die Aktien der führenden Institute reagierten überwiegend mit Kursgewinnen auf die Zwischenberichte.
Bei den Investmentbanken wie Morgan Stanley und Goldman Sachs belastet weiter die Flaute im Geschäft mit Übernahmen (M & A) die Ergebnisse, auch wenn sich die Lage hier inzwischen etwas aufhellt. Der lange erfolgsverwöhnte Finanzriese Goldman Sachs kämpft dagegen nicht nur mit der Flaute im Investmentbanking, sondern weiter mit Altlasten aus dem verlustreichen Ausflug ins Privatkundengeschäft.
Commerzbank-Chefvolkswirt rechnet mit "positiven Überraschungen bei US-Konzernen" - SAP enttäuscht
Mit Tesla und Netflix haben weitere US-Konzerne Zahlen vorgelegt.
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Für den Verlauf der US-Berichtssaison rechnet Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer eher mit positiven Überraschungen — auch wegen der heruntergeschraubten Erwartungen. „Die Berichtssaison könnte deutlich besser verlaufen als erwartet und dem US-Aktienmarkt Rückenwind geben“, sagte Krämer gegenüber Börse Online.
Auch in Deutschland nimmt die DAX-Berichtssaison Fahrt auf. Der Softwarekonzern SAP präsentierte Freitag früh Zahlen, die die Erwartungen verfehlten - die Aktie geriet unter Druck. Lesen Sie dazu unsere Analyse: SAP-Aktie stürzt nach Quartalszahlen ab - Jetzt wieder runter auf unter 100 Euro?
Die Deutsche Bank, die am Mittwoch vorlegt, dürfte ebenso wie die US-Geldhäuser von den hohen Zinsen profitiert haben, die das Privat- und Firmenkundengeschäft deutlich beflügeln. Im Investmentbanking, insbesondere im wichtigen Geschäft mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen (FIC), dürfte sie allerdings ebenso wie Goldman Sachs einen deutlichen Rückgang erlitten haben. Auf auf der Kostenseite zeichneten sich zuletzt Probleme ab.
Der Chemieriese BASF wiederum legt zwar seine Zahlen erst am 28. Juli vor, hat aber ebenso wie Sartorius und Siemens Energy bereits vorab mit einer Gewinnwarnung für Aufsehen gesorgt. BASF hat allerdings auch gezeigt, dass dies nicht zwangsläufig zu Kursstürzen führen muss. Die Analysten waren vorbereitet, die Aktie kam weitgehend ungeschoren davon. Schwache Nachfrage, Abbau von Lagerbeständen und sinkende Preise belasten die Chemiekonzerne, weshalb beispielsweise auch Wacker Chemie seine Ziele jetzt heruntersetzte. Möglicherweise ist die Talsohle aber erreicht. Das aktuelle Kursniveau insbesondere bei BASF könnte damit schon wieder eine günstige Einstiegsmöglichkeit bieten.
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Wegen schwacher Nachfrage senkte auch der Laborausrüster Sartorius seine Umsatz- und Gewinnprognosen. Folge: Kurseinbruch um 17 Prozent. Ein Sonderfall ist Siemens Energy. Nach der Gewinnwarnung wegen anhaltender Probleme bei der Windkrafttochter Gamesa sackte die Aktie um 35 Prozent ab.
Bessere Stimmung
Experten wie Commerzbank- Chefvolkswirt Jörg Krämer oder Carsten Mumm, Chefvolkswirt von Donner & Reuschel, rechnen zwar mit weiteren Gewinnwarnungen. Dennoch könnte sich die Stimmung in den Unternehmen in den USA und Europa in den kommenden Monaten auch mit Blick auf eine baldige Zinspause der Notenbanken wieder deutlich verbessern, erläutert Mumm. „Auch wenn mit größeren Kursrücksetzern nach Gewinnwarnungen gerechnet werden muss, bleiben die Aussichten für die Aktienmärkte in den kommenden Monaten positiv.“
Die nächsten Termine für DAX-Zwischenberichte
Unternehmen (Datum der Veröffentlichung)
Deutsche Börse 25.7.
Deutsche Bank 26.7.
MTU 26.7.
Porsche AG 26.7.
Airbus 26.7.
Heidelberg Mat. 27.7.
Mercedes-Benz 27.7.
Volkswagen 27.7.
BASF 28.7.
Covestro 1.8.
Daimler Truck 1.8.
Merck & Co. 1.8.