Der europäische Fußballverband Uefa bestätigte die Entscheidung am Nachmittag. Er legte alle nationalen und europäischen Fußball-Wettbewerbe zugleich "bis auf Weiteres auf Eis". Die großen fünf Fußball-Ligen in Spanien, England, Italien, Frankreich und Deutschland hatten den Betrieb schon vorher wegen der Ansteckungsgefahr von Spielern und Zuschauern ausgesetzt. Die letzten Qualifikationsspiele für die EM, die für Ende März angesetzt waren, sollen - wenn möglich - nun Anfang Juni ausgetragen werden.

Es ist das erste Mal in der 60-jährigen Geschichte des Wettbewerbs, dass die EM-Endrunde verschoben wird. Das gibt den nationalen Fußball-Ligen mehr Zeit, um die unterbrochene Saison doch noch beenden zu können. Daran hängen Milliarden an Zuschauer- und Fernseheinnahmen.

Die EM sollte vom 12. Juni bis 12. Juli europaweit in zwölf Städten stattfinden - von Glasgow bis zur aserbaidschanischen Hauptstadt Baku. In Deutschland sollte in München gespielt werden. Wegen der in ganz Europa grassierenden Virusinfektion zeichnete sich aber bereits seit Tagen ab, dass der Termin nicht zu halten sein würde. Reisende Mannschaften und Fans könnten die Ansteckungsgefahr massiv erhöhen. Reuters hatte schon vor den Mitteilungen aus den Uefa-Gremien erfahren, dass der Verband in der vergangenen Woche zwei Hotelbuchungen in Kopenhagen storniert hatte, wo Uefa-Vertreter und die dänische Nationalmannschaft während der EM logieren sollten.

Auch die Copa America, das südamerikanische Pendant zur EM, ist auf 2021 verschoben, wie der Kontinentalverband Conmebol mitteilte. "Das ist eine außerordentliche Maßnahme für eine unerwartete Situation", sagte Conmebol-Pärsident Alejandro Dominguez. Die Copa America sollte zeitgleich zur EM in Argentinien und Kolumbien mit zwölf Nationalteams ausgetragen werden. Auch sie findet nun vom 11. Juni bis 11. Juli 2021 statt. Für den Sommer nächsten Jahres hat der Weltverband Fifa eigentlich die Fußball-Klub-Weltmeisterschaft geplant, die zum ersten Mal mit 24 Mannschaften ausgetragen werden soll. Was aus diesem Wettbewerb nun wird, ist offen.

Die Fußball-Bundesliga hatte sich für eine Verschiebung der EM starkgemacht. Sie sieht darin die Chance, die neun Spieltage vor Schluss unterbrochene Saison bis Ende Juni doch noch abzuschließen. Nach Berechnungen von Experten müssten spätestens am 2. Mai wieder Liga-Spiele ausgetragen werden, um die deutsche Meisterschaft und die - ebenfalls ausgesetzten - europäischen Pokalwettbewerbe noch beenden zu können. Der Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL), Christian Seifert, fürchtet bei einem Ausfall der restlichen Saison um das Überleben zahlreicher Profivereine in Deutschland. Um Pleiten zu verhindern, gelte es auch "Geisterspiele" ohne Zuschauer in Kauf zu nehmen, machte er am Montag deutlich. Die 36 Vereine in der 1. und 2. Bundesliga bestreiten einen Großteil ihrer Etats mit den Geldern für die Fernsehübertragungen der Spiele.

rtr