Die Rückkehr des Klassikers war nicht die einzige Überraschung auf der Messe. Der Branchenverband Game gab bekannt, dass das Smartphone den bisherigen Klassenprimus, den PC, erstmals an der Spitze abgelöst hat. Allein im ersten Halbjahr 2018 legte der Markt für Spiele-Apps um 40 Prozent zum Vorjahr zu. Marktforscher Newzoo erwartet bei mobilen Spielen eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate um 26,8 Prozent im Zeitraum von 2012 bis 2021. Bei PC- und Konsolenspielen sind es dagegen nur rund drei Prozent. Der Grund für den Erfolg des mobilen Gamings ist einfach: Konsolen und Computer kosten viel Geld, ein Smartphone dagegen hat fast jeder. Das Mobiltelefon wird also zur stets verfügbaren Spielekonsole in der Hosentasche.
Weltweit wird der Zockerkuchen 2018 auf rund 138 Milliarden Dollar geschätzt. Auch wenn Deutschland die Nummer 1 in Europa ist, die großen Geldmengen werden in China, USA und Japan umgesetzt. Dort sind auch die Big Player der Szene ansässig. Die Nummer 1 im Video-Gaming-Markt ist Tencent, und das bereits fünf Jahre in Folge. Auch wenn die Chinesen operativ überzeugen - die Aktie ist zuletzt kurz unter unseren Stopp getaucht - stufen wir den Titel vorerst auf "Beobachten" zurück. In Sachen Wachstum können andere Konzerne Tencent aber noch toppen, zum Beispiel Nintendo, der seine Spieleverkäufe im abgelaufenen Quartal mehr als verdoppelte. Dem gegenüber stehen jedoch leicht enttäuschende Umsätze mit der Switch-Konsole. Die Aktie hat aufgrund der hohen Skepsis der Marktteilnehmer gegenüber dieser Konsole zuletzt stark verloren. Aktuell bildet der Titel allerdings einen Boden aus. Das Papier gehört in jedem Fall auf die Watchlist.
Ein kaufenswertes Trio
Zugreifen können Anleger dagegen sofort bei den beiden US-Spielespezialisten Take-Two und Activison Blizzard. Beide konnten mit ihren jüngsten Quartalsberichten die Erwartungen übertreffen. Activision Blizzard hat vor allem dank der Erfolge des Blockbusters "Call of Duty" seinen Gewinn überraschend stark um 65 Prozent gesteigert. Take-Two glänzte dagegen insbesondere auf der Erlösseite, welche mit 288,3 Millionen Dollar knapp zwölf Prozent über den Analystenschätzungen lag. Nach oben gepeitscht wurden die Umsätze durch den Dauerbrenner "Grand Theft Auto".
Zwar enttäuschte das Duo etwas mit dem Ausblick, allerdings sind die Spielekonzerne dafür bekannt, dass sie konservative Prognosen abgeben und diese dann übertreffen. Auch mit Blick auf die gut gefüllte Produktpipeline dürfte im Rest des Jahres nichts anbrennen. Bei Take-Two steht mit "Red Dead" ein weiterer potenzieller Verkaufsschlager in den Startlöchern, bei Activision wird unter anderem "Destiny 2: Forsaken" mit großer Spannung erwartet. "Die Vorbestellungen sind stark", sagte Activision-Vorstand Collister Johnson Anfang August. Während die Take-Two-Aktie bereits auf ein neues Hoch ausgebrochen ist, könnte es beim Konkurrenten schon bald so weit sein.
In Rekordhöhen schwebte kürzlich auch Ubisoft. Die Franzosen markierten im Juli nach der Zahlenvorlage eine neue Bestmarke. Zwar setzte der Titel danach zurück, doch dürfte dies nur eine Verschnaufpause auf dem weiteren Weg nach oben sein. Der Macher von "Assassin’s Creed" hat mit seinem Blockbusterspiel viel vor: Am 5. Oktober startet das Release "Assassin’s Creed Odyssey". Ubisoft-Chef Yves Guillemot kündigte auf der Gamescom an, dass diese Version nun stetig mit neuen Inhalten versorgt wird.
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Spekulative Wetten
Für diejenigen, die nicht nur virtuell zocken, sondern ins Börsenspiel eintauchen möchten, haben wir noch zwei spekulative Wetten parat: Huya und Rovio. Erstgenannter ist im stark wachsenden Live-Streaming-Sektor angesiedelt und konzentriert sich schwerpunktmäßig auf nutzergenerierte Spielinhalte. Geld verdienen die Chinesen vor allem mit dem Verkauf von virtuellen Gütern. Rovio konzentriert sich dagegen auf Smartphonespiele. Nach einer Gewinnwarnung Anfang des Jahres hellen sich die Aussichten für den Macher von "Angry Birds" wieder auf. Das Spielegeschäft wächst, und die Finnen planen für 2019 eine Fortsetzung des Kinofilms "Angry Birds". Mit Hebelprodukten können risikobewusste Anleger Long-Wetten eingehen.