Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat ihr Kursziel für die Uniper-Aktie von 10,00 auf 4,50 Euro gestutzt und die Einstufung auf "Neutral" belassen. Nach der Vorstellung des staatlichen Unterstützungspakets für den angeschlagenen Gaskonzern habe er sein Bewertungsmodell überarbeitet, schrieb Analyst Alberto Gandolfi in einer aktuellen Studie.
Verluste verdreifacht
Uniper werde bis Anfang Oktober deutliche Handelsverluste in seinem Gasgeschäft hinnehmen müssen, was voraussichtlich Verluste von insgesamt 6,2 Milliarden Euro mit sich bringen werde. Er sei bis Freitag noch von Verlusten von um die 2 Milliarden Euro ausgegangen.
Uniper-Aktien sind am Dienstag-Vormittag als MDax-Schusslicht auf ein neues Allzeittief abgesackt. Zeitweise kostete ein Stück nur noch 5,72 Euro, erholte sich am Mittag jedoch wieder ein wenig auf 6,34 Euro. Das neue Kursziel der Amerikaner öffnet demnach noch weiteres Abwärtspotenzial von gut 30 Prozent.
Der Gaspreis schnellt am Dienstag unterdessen weiter nach oben. Der europäische Gas-Future TTF verteuert sich um weitere elf Prozent auf 196 Euro je Megawattstunde.
Gazprom drosselt weiter
Uniper leidet unter dem Gasmangel. Nur sechs Tage nach der Wiederaufnahme der Gasversorgung aus Russland durch die Pipeline Nord Stream 1 will nämlich der russische Konzern Gazprom die Gasmenge an diesem Mittwoch von 40 Prozent auf 20 Prozent der maximalen Kapazität senken.
Der angeschlagene Gas-Importeur muss wegen der Gas-Drosselung teures Gas am Markt einkaufen, um Verträge mit Großabnehmern zu erfüllen. Das führt zu Liquiditätsproblemen. Der Bund ist deshalb in der vergangenen Woche groß beim Düsseldorfer Energiekonzern eingestiegen.
Das milliardenschwere Rettungspaket enthält auch eine Kapitalerhöhung, nach der der Bund 30 Prozent an Uniper halten wird. Außerdem soll ein Pflichtwandel-Instrument ausgegeben sowie die bestehende KfW-Kreditlinie aufgestockt und in ihrer Verwendung ausgeweitet werden.
JPMorgan stuft Uniper deutlich herab
JPMorgan-Analyst Vincent Ayral sieht den fairen Wert von Uniper nur noch bei 5,30 Euro. Unter Berücksichtigung der Kapitalerhöhung zum Ausgabepreis von 1,70 Euro je Aktie unter Ausschluss des Bezugsrechts der Aktionäre und einer milliardenschweren Pflichtwandel-Anleihe senkte er sein Votum am Montag um zwei Stufen auf "Underweight".
Auch BÖRSE ONLINE rät angesichts der düsteren Aussichten von einem Engagement in Uniper-Aktien ab. mmr mit dpa