Der Angriff von Russland auf die Ukraine hat die russischen Indizes Rts und Moex massiv einbrechen lassen. So verlor der Rts am Donnerstagvormittag rund 30 Prozent. Die Anleger warfen in diesem Zuge auch die russische Gazprom-Aktie aus den Depots. So notiert die Aktie am Donnerstag über 28 Prozent im Minus. Wie die Nachrichtenagentur Reuters mitteilte, würde Gazprom die Liefervereinbarungen erfüllen und die Gasexporte durch die Ukraine nach Europa aufrechterhalten.
Jüngst hat die Bundesregierung zudem das Zertifizierungsverfahren der wichtigen Gaspipeline Nord Stream 2 ausgesetzt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat am Dienstag gegenüber dem Fernsehsender ZDF erklärt, dass die Versorgungssicherheit in Deutschland gewährleistet werden müsse, und er sich nicht auf eine Wette einlassen würde, dass Nord Stream 2 noch ans Netz gehen werde. Am Mittwoch hat außerdem die USA Sanktionen gegen die Betreibergesellschaft der Pipeline verhängt. Das Projekt wird von der Nord Stream 2 AG betrieben und gehört dem Gaskonzern Gazprom. Die Inbetriebnahme scheint nun, noch weiter in die Ferne gerückt zu sein. Bei Geschäften mit der Nord Stream 2 AG könnte man von den USA aufgrund von Sanktionsverstößen belangt werden.
Einschätzung zur Gazprom-Aktie
Der Konzern Gazprom besitzt über ein Viertel der weltweit gesicherten Erdgasvorkommen. Außerdem verfügt das russische Unternehmen über ein großes Pipelinesystem. Das Nord Stream 2 Projekt liegt aber vorerst auf Eis. Deutschland könnte in Folge der Entwicklungen unabhängiger von russischer Energie werden. So könnte importiertes Frackinggas aus Nordamerika oder Gas aus Golfstaaten importiert werden.
Auf der anderen Seite könnte das russische Gas noch teurer werden, wovon Gazprom wiederum profitieren dürfte. Der russische Angriff auf die Ukraine hat die Aktie wiederholt auf eine Talfahrt geschickt. In den vergangenen fünf Tagen ist der Kurs des Papiers um über 40 Prozent eingebrochen. Wir sind aufgrund der Entwicklung in der Ost-Ukraine und dem damit einhergehenden Ausverkauf bei Russland-Aktien vorsichtig. Ein Einstieg drängt sich auch nach dem Rücksetzer am Donnerstag nicht auf.
Gazprom wird als ADR gehandelt
Der Anteilsschein von Gazprom wird hierzulande als sogenannte ADR (American Depository Receipts) gehandelt. Die ADRs können an der Börse stellvertretend für eine Aktie gehandelt werden. Es ist ein Hinterlegungsschein, welcher von amerikanischen Kreditinstituten ausgestellt wird, die den zugrunde liegenden Wert verwahren. So werden die ADRs meist stellvertretend für eine ausländische Aktie gehandelt. Wie Gazprom erklärt, wurde der Hinterlegungsschein von der amerikanischen Depotbank Bank of New York Mellon ausgegeben. Er weist ein Eigentumsrecht an der Aktien nach. Der Kauf einer ADR entspricht zwei Gazprom-Aktien. In Deutschland können Gazprom Adrs etwa in Berlin und Frankfurt gehandelt werden.
lb/rtr/dpa-AFX