Die neue Regierung in Kiew könnte im Zuge des Streits um Gaspreise die durch die Ukraine führenden Pipelines zudrehen, erklärte Gazprom am Dienstag. Der Aktienkurs könnte zudem durch westliche Sanktionen gedrückt werden. "Eine Ausweitung der Sanktionen der USA, der EU und anderer könnte Betrieb und Finanzierung der Gazprom-Gruppe beeinträchtigen", hieß es in einer Stellungnahme des Managements. Am Dienstag habe es jedoch zunächst keine Anzeichen dafür gegeben, dass der Gas-Fluss an westliche Abnehmer ins Stocken geraten sei, teilte das Unternehmen mit.

Gazprom deckt derzeit rund 30 Prozent der Gas-Nachfrage in Europa. Nach Unternehmensangaben wurden durch die Gas-Verkäufe ins Ausland im vergangenen Jahr 34 Milliarden Euro eingenommen. Dies habe 57 Prozent der gesamten Gas-Verkäufe entsprochen. Der Überschuss sei bereits 2013 angesichts des schwachen Rubel um sieben Prozent auf umgerechnet rund 23 Milliarden Euro gefallen, hieß es weiter.

Der Konflikt zwischen der Regierung in Kiew und Russland über den Umgang mit pro-russischen Separatisten im Osten der Ukraine hat auch die Gaspreise erfasst. Gazprom fordert rund 1,4 Milliarden Euro für bereits abgenommenes Gas. Zudem hat der Konzern der vor dem wirtschaftlichen Kollaps stehenden Ukraine zusätzliche Kosten in Höhe von 8,2 Milliarden Euro für nicht eingehaltene Abnahme-Verträge in Rechnung gestellt.

EU UND USA ERWÄGEN WIRTSCHAFTSSANKTIONEN GEGEN RUSSLAND

Die Gaslieferungen nach Europa werden jedoch nicht nur durch mögliche Blockaden der Pipelines in der Ukraine gefährdet, sondern auch durch Sanktionsdrohungen des Westens. Angesichts der Unterstützung separatistischer Bewegungen durch die russische Regierung mehren sich in den USA und in Europa die Forderungen, nun auch wirtschaftlich spürbare Sanktionen zu verhängen.

Bislang haben die USA und die EU nur Strafen gegen einflussreiche Persönlichkeiten im Umfeld des russischen Präsidenten Wladimir Putin sowie eine Bank beschlossen. Gazprom-Chef Alexej Miller, ein Putin-Freund, und andere Manager des Staatskonzerns gehören bislang nicht dazu.

Nach Angaben von Analysten hängen die Aussichten für Gazprom nun von der weiteren Entwicklung des Gas-Streits mit der Ukraine, den Verhandlungen über den Gas-Verkauf nach China sowie von Flüssiggas-Projekten ab.

Reuters