Russland hat angekündigt, Gas und Öl nur noch gegen Zahlung in Rubel zu liefern. Damit reagierte Präsident Wladimir Putin auf die internationalen Sanktionen nach dem Angriff auf die Ukraine. Die Abnehmerstaaten - darunter Deutschland - lehnen dies ab. Beide Seiten suchen nach einem Kompromiss.
Russland liefert eigenen Angaben zufolge weiter in großem Umfang Gas für den Transit durch die Ukraine nach Europa. Wie bereits in den vergangenen Tagen würden auch am Donnerstag 109,5 Millionen Kubikmeter Gas durch das Leitungssystem gepumpt, sagte der Sprecher des Energieriesen Gazprom, Sergej Kuprijanow, der Agentur Interfax zufolge. Das entspricht der vertraglich möglichen maximalen Auslastung pro Tag.
Nach dem Willen Russlands sollen Gaslieferungen nur noch gegen Rubel verkauft werden. Die Modalitäten zur Umstellung der Zahlungen von Euro und Dollar auf Rubel für Kunden aus "unfreundlichen Staaten" sollten bis zum Donnerstag erarbeitet werden. Kremlsprecher Dmitri Peskow hat betont, dass das neue Zahlungssystem aber nicht direkt am Donnerstag in Kraft treten werde. Die Lieferung von Gas und die Bezahlung seien getrennte Prozesse.
Am Mittwochabend telefonierte Putin mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) - und sicherte dabei laut Kreml zu, dass die Umstellung auf Rubel-Zahlungen für russisches Gas nicht zu Nachteilen für Deutschland führen solle.
Gazprom erhält nach eigenen Angaben für seine Erdgas-Exporte gegenwärtig 58 Prozent des Geldes in Euro, 39 Prozent in Dollar und etwa drei Prozent in Pfund. Russland versucht seit längerem, seine Abhängigkeit insbesondere von der Weltleitwährung Dollar zu verringern.
Laut der russischen Wirtschaftszeitung Kommersant arbeitet Gazprom parallel auch an Szenarien für einen Lieferstopp. Unter Berufung auf Insider erarbeitet der russische Gasriese "tatsächlich die Möglichkeit, die Gaslieferungen an ‘unfreundliche Länder‘ vollständig einzustellen".
Die Gazprom-Aktie zeigt sich am Donnerstag, an dem Wertpapiere an der Börse Moskau wieder zu normalen Zeiten ge- und verkauft werden können, mit deutlichen Kursgewinnen. Der Blick auf den Chart an der MOEX zeigt jedoch, dass der Kurs in Rubel weiterhin nahe dem 12-Monats-Tief schwankt. Zudem sind die Umsätze vergleichsweise niedrig.
Für Ausländer ist der Handel an der Börse Moskau weiterhin gesperrt. Auch in Deutschland ist die Gazprom-Aktie weiterhin nicht handelbar. Börse Online rät ohnehin von russischen Aktien ab.
mmr mit dpa-AFX/rtr