Russland wird alle Erdgas-Lieferungen an Polen einstellen. Ab Mittwoch, 8 Uhr, sollen keine Lieferungen an Polen mehr erfolgen, teilte der polnische Erdgaskonzern PGNiG am Dienstagabend mit. PGNiG sieht in der Entscheidung einen Bruch bestehender Verträge. Man wolle Schadensersatz wegen Vertragsbruch fordern.
Auch Bulgarien ist nach Angaben der Regierung in Sofia ab Mittwoch von dem Lieferstopp getroffen. Das Energieministerium bestätigte am Dienstagabend, dass das bulgarische Erdgasversorgungs-Unternehmen Bulgargas eine entsprechende Mitteilung von Gazprom erhalten habe.
Russland hatte mehrfach gedroht, europäischen Ländern den Gashahn zuzudrehen, wenn sie ihre Einfuhren nicht wie seit März gefordert in Rubel bezahlen. Polen erklärte daraufhin mehrfach, der Forderung nicht nachkommen zu wollen.
Die Europäische Kommission hat ihrerseits Gasimport-Unternehmen in der EU aufgefordert, weiterhin in der vertraglich vereinbarten Währung zu zahlen. In 97 Prozent der Fälle sind das Euro oder Dollar. Gazprom steht auf einer Liste russischer Unternehmen und Oligarchen, deren Vermögenswerte nach einem neuen Sanktionsgesetz eingefroren werden können.
Polens Klimaministerin Anna Moskwa bleibt jedoch gelassen. "Wir sind auf eine vollständige Einstellung der russischen Rohstofflieferungen vorbereitet." Seit den ersten Tagen des Ukraine-Krieges habe ihr Land erklärt, dass es bereit sei für eine vollständige Unabhängigkeit von russischen Rohstoffen.
Auch Bulgarien habe Schritte zur alternativen Gasversorgung unternommen, teilte das Energieministerium in Sofia am Dienstagabend mit. Vorerst sei keine Begrenzung des Gasverbrauchs notwendig, hieß es weiter. Bulgarien habe seine Verpflichtungen "vollkommen erfüllt" und alle Zahlungen "rechtzeitig und strikt" getätigt, die der laufende Vertrag erfordert, heißt es in der Mitteilung des Energieministeriums.
Deutschland wird dann wohl nicht über die Jamal-Pipeline mit Gas aus Russland versorgt, sondern über Nord Stream 1 und über die Ukraine. Der Energiekonzern Uniper erwartet jedoch keine Einschränkungen für die Transit-Lieferungen nach Deutschland.
Die Gazprom-Aktie kann weiterhin nicht an westlichen Börsen gehandelt werden. In Moskau hatte die Aktie am Dienstag deutlich auf 225,85 Rubel zugelegt. Der Handel wird dort jedoch derzeit nicht immer von Angebot und Nachfrage bestimmt. mmr mit rtr und dpa