"Es ist das vierte Quartal nacheinander, dass Gea enttäuscht und eine Gewinnwarnung ausgibt. Das wirft grundsätzliche Fragen über die Unternehmensführung und die Transparenz bei Gea auf.", kommentierte ein Händler die Gewinnwarnung des Unternehmens vom Wochenende. Der MDax-Konzern blickt nach einem durchwachsenen zweiten Quartal weniger optimistisch auf das Gesamtjahr: Das operative Ebitda werde 2017 statt der bisher erwarteten 620 bis 670 Millionen Euro nur noch bei 600 bis 640 Millionen Euro liegen, teilte der MDax-Konzern mit. Der Umsatz soll hingegen wie bisher vorhergesagt moderat steigen.

Analyst Firdaus Ibrahim von S&P Equity Research sprach von schwachen Eckdaten für das zweite Quartal, welche die anhaltenden Schwierigkeiten des Unternehmens insbesondere im Geschäft mit der Milchindustrie belegten. Der operative Gewinn im zweiten Quartal liege um rund ein Sechstel unter der Konsensschätzung. Der Analyst hat die Gewinnschätzungen für Gea für das laufende und das kommende Jahr um jeweils 2 Prozent gesenkt. Sein Kurszielliegt bei 30 Euro. Im zweiten Quartal waren die Erlöse minimal von 1,157 Milliarden Euro im entsprechenden Vorjahreszeitraum auf 1,141 Milliarden Euro gesunken. Das operative Ebitda fiel vor allem belastet durch den Geschäftsbereich Solutions von 145 auf 122 Millionen Euro.

Als Gründe für den Ebitda-Rückgang führte Gea im wesentlichen Volumen- und Margenmixeffekte in der Business Area Solutions sowie Zusatzkosten im mittleren einstelligen Millionenbereich an. Dieser Rückgang im operativen EBITDA der Gruppe ist im Wesentlichen durch die Business Area Solutions bedingt, und zwar im Einzelnen durch Volumen- und Margenmixeffekte, sowie Zusatzkosten im mittleren einstelligen Millionenbereich.

Bereits zum Jahresanfang hatte der Anlagenbauer wenig Hoffnung geweckt, nach seinem Konzernumbau wieder Tritt zu fassen. Nach Umsatz- und Gewinneinbußen 2016 hoffte Vorstandschef Jürg Oleas 2017 zwar wieder auf Wachstum bei dem überwiegend für die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie produzierenden Unternehmen, die avisierten Gewinn- und Umsatzziele bewegten sich allerdings nur auf dem Niveau des Jahres 2015. "Der abgeschlossene Konzernumbau wird sich erst in ein bis zwei Jahren voll auswirken", erklärte Oleas damals.

Schon 2016 verfehlte Gea das zuvor zusammengestrichene Ergebnisziel knapp. Das Ebitda schrumpfte von 662 auf auf 566,3 Millionen Euro. Oleas hatte im Herbst seine Prognose kassiert und maue Geschäfte in der Milchverarbeitung sowie Öl- und Gasindustrie und Kostenüberschreitungen bei Großprojekten als Gründe genannt. Oleas hatte dem Anlagenbauer nach einer Reihe von Zukäufen 2014 eine Restrukturierung verordnet, die einen Abbau von über 1400 Stellen vorsah. Die jährlichen Einsparungen sollten sich ab 2017 auf 125 Millionen Euro belaufen.

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Einschätzung der Redaktion


Gea leidet unverändert vor allem bei Anlagen für die Milchproduktion. Wegen tiefer Milchpreise verdienen potenzielle Kunden zu wenig, um zu investieren. Mit Restrukturierung und Stellenabbau scheint sich der Konzern diesem Trend nicht entgegenstellen zu können. Zusätzlich bedeutet die erneute Gewinnwarnung einen weiteren Vertrauensverlust. Wir stufen den Titel mit daher weiter "Beobachten" ein. Deutliche Verbesserungen in der Auftragslage oder Kurse von weit unter 35 Euro wären Grund für eine Neueinschätzung.

Empfehlung: Beobachten
Kursziel: 38,00 Euro
Stoppkurs: 34,90 Euro