Ein Plus von mehr als 2000 Punkten seit Jahresbeginn und damit in gerade zweieinhalb Monaten kann nicht mehr gesund sein, heißt es mittlerweile in den meisten Handelsräumen der Banken in Frankfurt. "Der Dax begibt sich zunehmend auf dünnes Eis", prognostiziert NordLB-Analyst Bernd Krampen. Am Montag durchbrach der Leitindex erstmals die Marke von 12.000 Punkten.

Ein Ende des Höhenflugs droht, sollte die US-Notenbank Fed früher als erwartet ihren Leitzins anheben. Einen Hinweis auf den weiteren Kurs der wichtigsten Zentralbank der Welt könnten die Anleger am Mittwoch erhalten. Alles hängt davon ab, welche Wortwahl die Notenbanker um Fed-Chefin Janet Yellen benutzen. Wird in der Abschlusserklärung der Zentralbank nach zwei Tagen regulärer Sitzung der Passus gestrichen, die Fed könne noch "geduldig abwarten", dürfte womöglich schon im Frühsommer eine erste Zinserhöhung folgen.

Einen regelrechten Kurssturz sagen die meisten Experten allerdings auch dann nicht voraus: "Jeder Rücksetzer wird von denen gekauft werden, die die Party bis jetzt an sich haben vorbeiziehen sehen - und davon dürfte es einige geben", erklärt FXCM-Analyst Jens Klatt. Zwar sind Aktien nach der seit Monaten andauernden Rekordjagd nicht mehr wirklich billig zu haben. Doch die Fachleute sind sich nach wie vor einig: "Wer Rendite sucht, hat zu Aktien keine Alternative."

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APPETIT AUF EUROPÄISCHE AKTIEN...

Investitionen in Bonds - in normalen Zeiten eine sichere und renditeträchtige Alternative - machten für viele Anleger nur noch wenig Sinn, sagt Commerzbank-Analyst Andreas Hürkamp. Denn mit ihrem vor wenigen Tagen begonnenen Anleihenkaufprogramm hat die Europäische Zentralbank die Renditen tief in den Keller gedrückt. So fiel etwa die Verzinsung der zehnjährigen deutschen Bundesanleihen zuletzt auf 0,188 Prozent, selbst portugiesische Titel werfen nur noch etwas mehr als eineinhalb Prozent ab. Die EZB will bis September 2016 pro Monat Papiere im Volumen von 60 Milliarden Euro kaufen, um die Konjunktur in der Euro-Zone anzukurbeln.

Damit scheint klar, dass Aktien auf Sicht der nächsten eineinhalb Jahre das lohnendere Investment sind. Die Commerzbank hob entsprechend ihr Kursziel für den Dax bis Ende 2015 auf 11.800 von 10.800 Zähler an. Allerdings bestehe das Risiko, dass der Leitindex im Spätsommer Richtung 11.000 Punkte abtaucht. Grund: die erwartete US-Zinswende und weltweit sinkende Gewinnerwartungen der Unternehmen.

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...HABEN NICHT ZULETZT US-ANLEGER

Angst vor einem waschechten Crash haben die wenigsten - im Gegenteil. Kurzfristig könnte der Dax durchaus noch steigen, meinen Experten. Viele Händler vermuten nämlich, dass gerade Terminmarkt-Anleger noch zukaufen müssen. Am Freitag etwa werden unter anderem die Optionen auf Indizes und Aktien sowie die Future fällig. "Da ist so mancher auf dem falschen Fuß erwischt worden", unkt einer von ihnem. Schließlich habe kaum jemand einen solchen Höhenflug wie zuletzt für möglich gehalten.

Für steigende Kurse spricht zudem, dass die meisten Anleger wegen der ultralaxen Geldpolitik der EZB mit einer längeren Euro-Schwäche rechnen - was den Dax stützt. Ein niedriger Euro macht die europäischen Aktien für US-Anleger attraktiv. Zudem kurbelt er die Geschäfte der deutschen Exportindustrie an. "Je tiefer der Euro rutscht, desto höher kann der Dax fliegen", bringt es ein Börsianer auf den Punkt. Sollte die Fed diese Woche noch kein Signal für eine Zinserhöhung geben, könnte der Euro ein Comeback feiern - und damit der Dax an Höhe verlieren.

Reuters