Erst Handy, Spielekonsole oder Reitunterricht, dann Führerschein, Auto und die erste eigene Wohnung ... Ist der Nachwuchs noch klein, mag es vielen Eltern noch weit weg vorkommen. Fakt ist jedoch: Je größer die Kinder, desto größer werden die Wünsche und damit die Ausgaben, die zu stemmen sind. Jahrzehntelang gab es darum zur Geburt das Sparbuch der örtlichen Sparkasse und eine bunte Spardose obendrein - damit die Kleinen lernen, mit Geld umzugehen. Lief alles gut, wuchs das Vermögen und half bei der Erfüllung großer Träume.
Inzwischen ist es kein Geheimnis mehr: In der aktuellen Niedrigzinsphase hat das Sparbuch ausgedient. Verbraucherschützer empfehlen zwar durchaus immer noch, den Nachwuchs damit üben zu lassen. Wer aber wirklich etwas ansparen will, für den führt kein Weg am Aktienmarkt vorbei. Auch und vor allem, weil sich gerade beim Sparen für Kinder, das bis zu 18 Jahre oder gar noch länger andauern kann, der Zeitvorteil besonders auswirkt, wie die Münchner Finanzberaterin Constanze Hintze betont.
Die einzigen Fragen, die sich dann noch stellen, lauten: Für welche Anlagestrategie und/oder für welchen Typ des Sparplans entscheidet man sich, und welche Anbieter haben die besten Konditionen? Die erste Entscheidung ist also, ob man zu einer Bank geht und dort zwischen einem aktiv gemanagten Fondsparplan und einem Sparplan auf Indexfonds (ETF) wählt oder ob man die Anlagestrategie einem Robo-Advisor überlässt. Bei dieser Form der digitalen Vermögensverwaltung wird zunächst eruiert, welche Anlagewünsche man hat und wie viel Risiko man eingehen möchte. Sodann wird die Geldanlage in einem größtenteils automatisierten, algorithmusbasierten Prozess gesteuert.
20 Anbieter im Test
Um die zweite Frage, worin sich die Anbieter unterscheiden, beantworten zu können, hat die Redaktion von BÖRSE ONLINE das Sozialwissenschaftliche Institut Schad (SWI) mit einem Test beauftragt. Das Institut nahm neun Direkt-, drei Filial- und vier Fondsbanken, die sogenannte Minderjährigendepots anbieten, unter die Lupe. Außerdem betrachtete es vier Robo-Advisors. Das SWI checkte auf Kosten, Leistungsumfang und Service (Details hierzu siehe Kasten unten).
Direktbanken auf den ersten Plätzen
Das augenscheinlichste Ergebnis: In der Gesamtbetrachtung liegen eindeutig die Direktbanken vorn, die mit zweimal "sehr gut +" und dreimal "sehr gut" die ersten fünf Plätze einnehmen. Mit 90,7 Punkten erreicht die Consorsbank den besten Wert. Und auch in den Einzelkategorien landet die Marke der deutschen Tochter der französischen Großbank BNP Paribas jeweils unter den Top 3.
Erst auf Platz neun und zehn folgen dann die besten Robo-Advisors Quirion ("sehr gut") und Oskar ("gut"). Die Robos haben wir in unserer großen Tabelle auf Seite 92 separat dargestellt. Am schlechtesten schneiden die Filialbanken ab. Sie kamen nicht über ein "befriedigend" hinaus und landeten auf den Plätzen zwölf, 14 und 15. Die Hypovereinsbank (15) erreicht neben dem Robo-Advisor Scalable Capital und der Fondsbank Union Investment sogar nur ein "ausreichend".
Doch auch wenn das Ranking eindeutig erscheint, lohnt es sich, die einzelnen Kategorien und Produkte genauer zu betrachten. Konzentriert man sich beispielsweise nur auf den Leistungsumfang, so liegt bei den Banken nicht mehr die Direktbank Consors vorn, sondern die European Bank for Financial Services (Ebase), also eine Fondsbank.
Mindestsparsumme sinkt
Ebenfalls interessant in dieser Kategorie: die Mindestsparrate. "Noch bis zum vergangenen Jahr", erläutert SWI-Projekt- leiter Johannes Higle, lag sie "bei den großen Brokern bei 25 Euro." Doch inzwischen liegen die Einstiegshürden bei einigen Anbietern tiefer. Bei der ING, die in der Gesamtwertung ebenfalls ein "sehr gut +" erhielt, kann bereits ab einem Euro pro Ausführung gestartet werden. Bei Ebase und Finvesto geht es mit zehn Euro los. Eine gute Nachricht für alle, die nur ein kleines Budget zur Verfügung haben. Allerdings, gibt Higle zu bedenken, sollte man dabei nicht aus dem Auge verlieren, "dass zum Beispiel bei ETFs beim späteren Verkauf auch für kleine Bestände Gebühren anfallen können".
Deutliche Unterschiede gibt es auch in der Kategorie Kosten. Die meisten Anbieter nehmen für die Depotführung zwar keine Gebühren, jedoch machen manche dabei Einschränkungen und verbinden dies zum Beispiel mit der Bedingung, einen Wertpapiersparplan anzulegen (Comdirect Bank). Der Frankfurter Onlinebroker Flatex berechnet als einzige Direktbank eine Depotgebühr (0,1 Prozent des Depotwerts). Dafür entfallen aber auch die Ausgabeaufschläge beziehungsweise Transaktionsgebühren bei mehr als 3000 Fonds- und ETF-Sparplänen. Union Investment, die Fondsbank der Genossenschaftsbanken, verlangt eine jährliche Gebühr von mindestens neun Euro.
Eine besonders große Auswahl an kostenfreien Fondssparplänen bieten die Fondsbanken Ebase und FFB sowie die Direktbanken Finvesto (Privatkundenmarke von Ebase) und Flatex. Ein breites Spektrum an kostenfreien ETF-Sparplänen ist bei Comdirect Bank, Consorsbank, Flatex, ING, Maxblue (Direkt-Depot der Deutschen Bank) und S Broker (Direkt-Depot der Sparkassen) zu finden. Wobei insbesondere bei den kostenfreien ETF-Sparplänen, so der Eindruck von Tester Higle, die Auswahl weiter zuzunehmen scheint. Bei der ING sind aktuell sogar mehr als 800 ETF-Sparpläne kostenfrei.
Die Robo-Advisors verlangen dagegen sozusagen qua Geschäftsmodell eine Verwaltungsgebühr. Dafür muss sich der Kunde aber nicht mehr um das Umsetzen einer Anlagestrategie kümmern. Bei Quirion fallen ab dem zweiten Jahr 0,48 Prozent der Anlagesumme an (bis maximal 10 000 Euro kostenlos). Bei Oskar (1,0 Prozent), Scalable Capital (0,75 Prozent) und VisualVest (0,60 Prozent) wird bereits im ersten Jahr die Depotverwaltungsgebühr in Rechnung gestellt.
Rahmenbedingungen beachten
Doch wer sich entscheidet, für seine Kinder zu sparen, sollte sich nicht nur mit der Qualität der einzelnen Produkte befassen, sondern auch mit diversen Fragen drum herum. Die wichtigste dabei: Auf welchen Namen legt man das Depot überhaupt an - auf den eigenen oder auf den von Sohn oder Tochter? Beides hat nämlich Vor- und Nachteile. Das Geld auf den Namen des Kindes anzulegen kann aus steuerlichen Gründen sinnvoll sein. Wenn der eigene Sparerpauschbetrag ausgeschöpft ist (801 Euro für Singles, 1602 Euro für Zusammenveranlagte), kann der des Kindes verwendet werden. Wenn die Kinder dann, was meist der Fall ist, kein weiteres Einkommen haben, sind Kapitaleinkünfte wie Zinserträge und Dividenden auch darüber hinaus steuerfrei - zurzeit bis zu 10 545 Euro jährlich (steuerlicher Grundfrei- plus Sparerpauschbetrag).
Doch Vorsicht: Das Geld auf dem Konto des Kindes anzulegen ist nicht immer die beste Lösung. So kann das Kind beispielsweise den Anspruch auf die kostenlose Familienversicherung in der Krankenkasse verlieren, wenn die monatlichen Einkünfte 553,33 Euro übersteigen. Und auch bei einem möglichen späteren BAföG-Bezug kann es Probleme geben.
Was Eltern außerdem beachten müssen: Geld, das auf den Namen eines Kindes angelegt ist, gehört diesem auch. Die Eltern dürfen es zwar verwalten, aber nicht für fremde Ausgaben nutzen. Zahlreiche juristische Auseinandersetzungen zu diesem Thema zeigen, dass hier viel Konfliktpotenzial liegt. Insbesondere wenn sich vielleicht Großeltern, Paten oder andere Personen beteiligen, entsteht schnell Streit darüber, was im Sinne des Kindes wäre - ebenso nach Trennungen.
Insofern gilt bei Anlagen für Kinder noch einmal mehr, was grundsätzlich für Wertpapiersparpläne gilt: nur Geld einzahlen, das nicht kurzfristig gebraucht wird. Zudem gehen alle Einflussmöglichkeiten verloren, sobald das Kind 18 wird. Entscheidet es dann, das Geld auf den Kopf zu hauen, kann es dies tun. Wer also ganz sicher gehen will, dass das Geld am Ende wirklich für den Führerschein oder die Ausbildung verwendet wird, spart besser im eigenen Depot.
Erst die Eltern, dann die Kinder
Und noch einen Tipp gibt Finanzprofi Hintze potenziellen Sparern. Für die Zukunft der Kinder vorzusorgen sei eine gute Idee. Grundsätzlich aber gelte: "Erst die Eltern, dann die Kinder." Solange also die eigene Arbeitskraft noch nicht per Berufsunfähigkeitsversicherung sowie die eigene Rente generell abgesichert sind, sollte Sparen für Kinder kein Thema sein.
So wurde bewertet
Da Kosten und Leistungsumfang den größten Einfluss auf Rendite und Anlageentscheidungen haben, werden sie im Test mit jeweils 40 Prozent gewichtet, der Service dagegen mit nur 20 Prozent. Zudem wurden die Kriterien und Gewichtungen in den Kategorien Kosten und Leistungsumfang variiert, weil Robo-Advisors und Banken unterschiedlich arbeiten. Beim Leistungsumfang etwa fließen für die Robos die Voraussetzungen zur Produkteröffnung und die Mindestanlage mit je 50 Prozent in die Wertung ein. Bei den Fonds- und ETF-Sparplänen der Banken beträgt die Gewichtung je 30 Prozent, außerdem kommen die Anzahl der Fondssparpläne (30 Prozent) und die der zu 100 Prozent rabattierten Fonds (zehn Prozent) hinzu. In der Kategorie Service schauten die Prüfer unter anderem, wie transparent ein Produkt dargestellt ist, ob Sparpläne online eröffnet werden können und welche Kontaktmöglichkeiten es gibt.