Die Deutsche Bank hat die Belastungen durch die Corona-Krise besser bewältigt als vielfach befürchtet. Das größte deutsche Geldhaus präsentierte eine Woche vor der Commerzbank die Zahlen zum zweiten Quartal. Nach einem Verlust von 946 Millionen Euro im Vorjahresquartal resultierte jetzt ein Vorsteuergewinn von 158 Millionen Euro. Unter dem Strich stand zwar immer noch ein Verlust von 77 Millionen Euro. Für Bankchef Christian Sewing zeigen sich jedoch bereits Erfolge des fokussierteren Geschäftsmodells: "Die Früchte des Umbaus werden mehr und mehr sichtbar", sagt Sewing.
Die Erträge steigerte das Institut um rund ein Prozent auf knapp 6,3 Milliarden Euro. Dazu trug vor allem das Investmentbanking durch ein gutes Emissionsgeschäft bei, das im dritten Quartal wohl in dieser Höhe nicht zu wiederholen sein wird. Auf der anderen Seite belasteten drohende Kreditausfälle infolge der Corona-Pandemie das Ergebnis. Das Institut legte dazu als Risikovorsorge 761 Millionen Euro zurück, was nahezu eine Verfünffachung im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.
Bei Vorhersagen bleibt die Deutsche Bank zurückhaltend. "Wir arbeiten weiter daran, im Gesamtjahr schwarze Zahlen zu schreiben", sagt Finanzchef James von Moltke. Angesichts der Rahmenbedingungen in Zeiten von Corona sei allerdings Vorsicht geboten, auch wenn die Bank in der Lage sei, auf Veränderungen flexibel zu reagieren.
Aus dem Markt war Ähnliches zu hören. Schwarze Zahlen in diesem Jahr seien unter normalen Voraussetzungen realistisch, im derzeitigen Umfeld aber seien verlässliche Prognosen schwierig. Positiv sei das solide Risikoprofil zu bewerten.
Philipp Häßler, Analyst bei Pareto Securities, sagt: "Die Kapitalentwicklung hat mich schon positiv überrascht. Die Bank verfügt mit einer harten Kernkapitalquote von 13,3 Prozent über einen guten Verlustpuffer und auch die Kosten werden weiter abgebaut." Insgesamt bleibe er aber noch skeptisch, vor allem wegen der Unwägbarkeiten durch die Corona-Krise. Das mache es allen Banken schwer, nicht nur der Deutschen Bank.
Ein Fondsmanager ergänzt, die Bank werde heute, unter Vorstandschef Sewing, über die Zahlen hinaus und mit Blick auf die Kommunikation mit dem Kapitalmarkt als verlässlicher wahrgenommen als unter dem Vorgänger John Cryan.
Unterdessen dauert die Führungskrise beim zweitgrößten börsennotierten Geldhaus des Landes an. Vorstandschef Martin Zielke und Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann hatten nach massiver Kritik des Finanzinvestors Cerberus Anfang Juli ihren Rücktritt eingereicht. Cerberus, mit fünf Prozent zweitgrößter Aktionär nach dem deutschen Staat (gut 15 Prozent), hatte die Entwicklung der Bank als "desaströs" bezeichnet.
Coba stellt Weichen
Schmittmann will sein Amt als Aufsichtsratschef am kommenden Montag niederlegen. Dann tagt das Kontrollgremium, das einen Nachfolger bestimmen könnte. Finanzkreisen zufolge könnte es auf einen externen Nachfolger hinauslaufen, interne Kandidaten hätten abgewunken. Erst wenn der neue Aufsichtsratschef feststeht, will das Gremium über die Nachfolge von Konzernchef Zielke entscheiden. Zudem soll ein neues Sparprogramm beschlossen werden. Bankenanalyst Dieter Hein von Fairesearch hält es für sinnvoll, "als Nachfolger von Schmittmann einen deutschen Banker mit Sanierungserfahrung von extern zu suchen, der einen Vorstandschef mit gleichem Profil verpflichtet". Beide könnten die Lage dann unbelastet sondieren.
Details dazu könnte es am 5. August geben, wenn das Geldhaus die Zahlen zum zweiten Quartal vorlegt. Analysten rechnen mit einem kleinen Gewinn. Entscheidend seien aber das Ende des Führungsvakuums und Details zum Kostenprogramm. Die Restrukturierung könne dann im zweiten Halbjahr wieder zu roten Zahlen führen.