Der Siemens-Rivale wird am 26. Juni im Kreis der 30 wichtigsten Industrieunternehmen der USA von der Drogeriekette Walgreens Boots Alliance ersetzt, wie der Indexanbieter S&P Dow Jones Indices mitteilte. Mit der Aufnahme von Walgreens spiegle der Index die Bedeutung der Verbraucher und der Arzneimittelbranche für die US-Wirtschaft besser wider. Die Mitgliedschaft im Dow-Jones-Index folgt anders als beim Deutschen Aktienindex DAX keinen quantitativen Kriterien, Änderungen erfolgen nach Gutdünken.

Umso mehr ist der Abschied aus dem Dow Jones ein Zeichen für den Niedergang des einstigen Aushängeschilds der US-Wirtschaft, das den Erfinder der Glühbirne, Thomas Edison, zu seinen Gründern zählt. Denn dem Dow-Jones-Index wird oft vorgeworfen, alte traditionsreiche Firmen zu bevorzugen. Die Abwärtsspirale von GE begann mit dem groß angelegten Einstieg in die Finanzbranche, wodurch der Konzern 2008 voll von der Finanzkrise erwischt wurde. Seit dem Höchststand im August 2000 ist der Kurs der GE-Aktie um 80 Prozent eingebrochen, allein in diesem Jahr hat sie mehr als ein Viertel verloren. "Die Ankündigung ändert nichts an unseren Plänen und der Konzentration darauf, eine stärkere, einfachere GE zu schaffen", erklärte das Unternehmen in der Nacht zum Mittwoch.

Schon der ehemalige Vorstandschef Jeffrey Immelt versuchte, schwächelnde Geschäftsbereiche loszuwerden und GE auf seinen industriellen Kern - von Flugzeugmotoren über Kraftwerke bis zu Lokomotiven - zurückzuschneiden, konnte den Abstieg aber nicht stoppen. Immelt setzte auf Gas- und Dampfturbinen und wurde erneut kalt erwischt, diesmal von der Energiewende. Bei Industriesoftware musste GE seine Ambitionen im vergangenen Jahr zurücknehmen. Der seit dem Jahr 2000 amtierende Immelt musste gehen, sein Nachfolger John Flannery hat angekündigt, Unternehmensteile im Volumen von 20 Milliarden Dollar abzustoßen, darunter die Bahntechnik. Selbst die Dividende für 2019 ist fraglich - dabei galt GE einst als verlässlicher Dividendentitel.

Die 126 Jahre alte GE ist das einzige Gründungsmitglied des inzwischen meist beachteten Börsenindex der Welt, das ihm noch angehört - allerdings nur noch für wenige Handelstage. Der Dow-Jones-Index war 1896 zum ersten Mal errechnet worden. Seit 1907 gehörte GE ununterbrochen dazu.

Von 1993 an war der Mischkonzern mit kurzen Unterbrechungen für zwölf Jahre das wertvollste börsennotierte Unternehmen der USA. Siemens eiferte jahrelang dem großen Vorbild nach. Noch vor zwei Jahren fand sich GE unter den "Top Ten" der am höchsten bewerteten Konzerne der Welt. Heute ist der Konzern mit einem Börsenwert von 112 Milliarden Dollar der sechstkleinste Wert im Dow-Jones-Index. Der Münchner Industriekonzern Siemens kommt umgerechnet auf 114 Milliarden. Der Aktienkurs ist mit weniger als 13 Dollar der niedrigste aller 30 Dow-Jones-Titel.

Der erzwungene Abschied aus dem Dow-Jones-Index ist für GE allerdings mehr eine Prestigeangelegenheit, als dass er die Aktie weiter unter Druck setzen dürfte. Nach der Entscheidung gab das Papier ein Prozent nach, Walgreens-Aktien stiegen um drei Prozent. Denn der Dow-Jones-Index ist zwar der meistzitierte der Welt, doch für US-Indexfonds ist der breitere S&P-500-Index weitaus bedeutender. In ETFs auf den "Dow" stecken nach Daten von Lipper gerade einmal rund 20 Milliarden Dollar, in ETFs, die den S&P 500 nachbilden, dagegen 380 Milliarden.

rtr