Händler sagten, Spekulationen auf ein mögliches neues Gebot sorgten für einen nicht noch stärkeren Kurseinbruch. "Die Frage ist nun, ob die früheren Bieter Permira und Advent wieder auf der Bildfläche erscheinen und eine zweite Offerte abgeben", sagte ein Börsianer. Die beiden Investoren hatten nach monatelangem Ringen gegen Bain und Cinven den Kürzeren gezogen. Interessiert an Stada war auch einmal der chinesische Arzneihersteller Shanghai Pharma.
Bain und Cinven dürfen nach dem Gesetz nun ein Jahr lang keinen neuen Anlauf nehmen - es sei denn, das Unternehmen und die Finanzaufsicht BaFin würden zustimmen.
"Wir respektieren das knappe Votum unserer Aktionäre und verstehen es als Auftrag, unsere erfolgreiche Wachstumsstrategie weiter voranzutreiben", hatte Stada-Vorstandschef Matthias Wiedenfels am Montag Abend via Pressemitteilung erklärt.
Er hatte den Bieterprozess auf Druck von Aktionären in Gang gesetzt. Bain und Cinven setzten sich in einem monatelangen Ringen gegen die Mitbewerber Advent und Permira durch. Nach Ansicht von Analysten hatte Stada dabei mit 66 Euro den maximalen Preis herausgeholt. Gerüchte über ein Gegengebot des chinesischen Arzneiherstellers Shanghai Pharma über 70 Euro bestätigten sich nicht. Bain und Cinven hatten die Annahmeschwelle bereits von ursprünglich 75 Prozent herabgesetzt, weil die Offerte schleppend angelaufen war. Die verlängerte Frist war am Donnerstag abgelaufen. Die Bieter hatten aber noch vier Tage auf Nachzügler gewartet.
Aufsichtsratschef Ferdinand Oetker wertete das Ergebnis als Votum dafür, dass Stada auf eigene Faust weitermachen soll. "Ich bin fest davon überzeugt, dass es Stada als unabhängigem Anbieter von Generika und Markenprodukten mit einer am Markt klar anerkannten Wachstumsstrategie gelingen wird, den Unternehmenswert nachhaltig zu steigern." Die Hoffnung auf eine Übernahme hatten den Aktienkurs binnen eines Jahres von weniger als 40 bis auf 67 Euro getrieben. Das Unternehmen werde auch ohne die neuen Eigentümer sein Geschäft mit Markenprodukten wie Ladival und Grippostad ausbauen, aber auch das angestammte Generika-Geschäft nicht vernachlässigen, unterstrich Oetker. Beteiligungen dürften nun auf den Prüfstand kommen, die Kosten müssten gesenkt werden.
GIBT ES NOCH EINEN AUSWEG?
Stada wäre eine der größten Übernahmen von Finanzinvestoren in Deutschland gewesen. Bei Stada könnten auch andere Interessenten wieder ins Spiel kommen. Sie müssten aber mindestens den Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate für Stada bieten, der deutlich über 60 Euro liegen dürfte.
ZUGRIFF AUF DIE KASSE
Finanzinvestoren wie Bain und Cinven sind darauf angewiesen, dass sie bei Übernahmen einen Beherrschungsvertrag abschließen können, weil sie nur so Zugriff auf die Kasse ihrer Neuerwerbung haben - die Voraussetzung, um Milliardenkredite zu erhalten, mit denen die Übernahme finanziert wird. Dafür ist eine Mehrheit von 75 Prozent der Anteile nötig.
Banker hatten befürchtet, dass Hedgefonds einen Teil ihrer Aktien zurückhalten und die Übernahme damit unabsichtlich zu Fall bringen könnten. Doch die Hürde erwies sich auch aus technischen Gründen als zu hoch. Zwölf Prozent an Stada liegen in börsengehandelten Fonds (ETFs), die sie erst abgeben dürfen, wenn sicher ist, dass die Transaktion klappt. Mit ihnen konnten Bain und Cinven also nicht rechnen. Auch von den 27 Prozent Kleinanlegern - darunter viele Apotheker und Ärzte - hatte bis zuletzt etwa die Hälfte nicht angedient. Der Investor AOC, der Stada in die Übernahme getrieben hatte, war dagegen auf Nummer sicher gegangen. Er hatte seine Anteile nicht angedient, sondern an einen anderen Aktionär verkauft - und seinen Einsatz mehr als verdoppelt.
rtr