Chart 1 - DAX Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis
In den USA ist der Leitindex S&P 500 inzwischen bis auf das Niveau der ehemaligen Höchststände vom September zurück gefallen. Dies lockt jetzt viele Käufer an - aus nachvollziehbaren Gründen: Nach den September-Hochs brachen die Kurse in einem knappen Monat um rund zehn Prozent ein. Der anschließenden Erholung trauten nur wenige Marktteilnehmer, und als der S&P 500 dann immer weiter kletterte, waren viele unterinvestiert.
Der erneute Rückschlag an das einstige Ausbruchsniveau bei rund 2005 bis 2020 Punkten war gestern für diese Anlegergruppe eine zweite Chance, auf den fahrenden Zug aufzuspringen. Entsprechend wurde am Donnerstag zugegriffen - die Folge war ein überdurchschnittlich hohes Handelsvolumen, das sonst nur an Tagen mit stärker fallenden Kursen gesehen wird. Diese nun eingestiegenen Marktteilnehmer dürften auch nicht gleich wieder verkaufen, wenn der Index nicht sofort weiter steigt. Erst wenn der S&P 500 unter das Oktober-Tief bei 1820 Zählern fällt, dürften sie nervös werden.
Warum besprechen wir das so ausführlich? Dies liegt an der hohen Sogkraft, die der S&P 500 auf den DAX ausübt. Wenn sich die US-Börsen stabilisieren, wird der deutsche Markt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mitziehen. Den hohen Gleichlauf beider Indizes zeigt die (grüne) Überlagerung des DAX über den Chart des S&P 500.
Dass der Rückfall des DAX inzwischen bis zur 21-Tage-Linie reicht (blaue, treppenförmige Linie im Chart), erklärt zudem die heutige Bodenbildung des Marktes. Der Index wurde bereits beim letzten Kontakt mit seinem Monatsdurchschnittspreis im November verstärkt gekauft, daran erinnern sich Anleger nun. Sie suchen nach Orientierungspunkten, um in die mittelfristige Aufwärtstrendbewegung des Deutschen Aktienindex einzusteigen. Auch die rot im Fünf-Minuten-Chart eingezeichnete Trendlinie hatte der Index gestern kurzzeitig erreicht, an ihr drehten die Kurse in den vergangenen Tagen stets wieder nach oben. Kein Wunder also, dass der Index wieder nach Norden gedreht hat.
Doch vergessen Sie nicht, in welche Richtung die Linie zeigt! Zwischenerholungen sollten nicht vom kurzfristigen Abwärtstrend oder der zumindest der sich verbreiternden Konsolidierungsformation ablenken (wir berichteten über dieses als broadening top oder Megaphon bekannte Kursmuster in der gestrigen Ausgabe).
Anleger sollten nun beobachten, ob der DAX auch oberhalb der beiden Vortageshochs bei 9910 Punkten noch gekauft wird, bevor sie wieder verstärkt in den Markt gehen. Ist dies der Fall, sollten die Kurse in die Notierungslücke zwischen rund 9950 und 10.020 Zählern vorstoßen können. Vorsichtige Kurzfrist-Trader nehmen hier dann bereits wieder erste Teilgewinne ihrer Long-Positionen mit. Wer das Tagesgeschäft ausblendet und nach dem jüngsten Hoch des DAX auf fallende Kurse spekuliert hat, kann abwarten. Bei einem Anstieg über die 10.030er-Marke sollten Verluste teils begrenzt werden, spätestens jenseits der 10.100 ist dann wieder mit einem ungebremsten Aufwärtsschub zu rechnen, ab dort sind Short-Positionen mit kurzfristigem Anlagehorizont komplett uninteressant. Gewinne von Short-Positionen sollten bei jedem Kontakt des Index mit der 21-Tage-Linie realisiert werden. Die bei 9750/70 Punkten verlaufende Durchschnittskurve bildet auch weiterhin die nächste Kaufzone für den DAX, darunter folgen erst wieder bei 9530/9600 Punkten die 200-Tage-Linie und ein Bereich mit mehreren Wendepunkten in der jüngeren Vergangenheit.
Chart 2 - S&P 500 Tageschart mit DAX-Überlagerung (grün)
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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %
Der Weg in Richtung 11.000 Zähler ist aus mittel- bis langfristiger Sicht nun frei (siehe Berechnung im Kommentar zum Wochenchart). Anleger sollten sich aber keine Illusionen machen: Bis zum Erreichen dieses Ziels können selbst im idealtypischen Fall viele Monate vergehen, selbst wenn das Kaufinteresse an DAX-Aktien weiter so hoch bleibt. Mangels Alternativen sind es auf der Reise dahin oft "runde" Marken, an denen die nächsten Pausen im Aufwärtstrend zu beobachten sind.
Die 10.100er-Marke hat sich bereits als Orientierungspunkt für Gewinnmitnahmen erwiesen, an der 10.200er-Schwelle könnte sich diese Entwicklung wiederholen. Ansonsten bleibt Anlegern nur, auf Verkaufssignale im Kerzenchart (Seit 4) zu achten, und bei hohen Abständen zu Durchschnittskursen wie der hier im Tageschart abgebildeten 21-Tage-Linie an Gewinnmitnahmen zu denken.
Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Der Chart auf Wochenbasis zeigt die Bedeutung der Zone um 8000/8150 Zähler als Unterstützung im Falle eines erneuten größeren Rückschlags, ebenso wird die 7500er-Marke als weiterer Haltebereich sichtbar. Der Chart hilft auch bei der Einschätzung positiver Szenarien für den Markt: Unter dem Kursverlauf ist der Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet, aus dem sich Kursziele auf der Oberseite bei etwa 10.925 bis maximal 11.400 Zählern errechnen lassen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 15 bis 20 Prozent Abstand zum aktuellen Durchschnittspreis.
Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis
Unterstützungen und Widerstände
Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.
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