Return - der Investmentkommentar von Björn Drescher
Der GERMAN GENDER INDEX bildet 50 Aktien deutscher Unternehmen ab, die in Vorständen und Aufsichtsräten ein ausgewogenes Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Führungskräften aufweisen. Der Index fußt auf den nach Freefloat-Kapitalisierung 300 größten deutschen börsennotierten Unternehmen. Er ermittelt die Anteile weiblicher und männlicher Zusammensetzungen in den Vorständen und Aufsichtsräten und gewichtet die Unternehmen entsprechend. Titel mit einer paritätischen Besetzung erhalten die höchste Bewertung, die Diversität im Vorstand wird doppelt so stark gewichtet wie die im Aufsichtsrat. Die 50 Unternehmen mit dem höchsten Scoringwert werden in den Index aufgenommen, dessen Zusammensetzung halbjährlich überprüft und reallokiert wird.
Kommen wir zurück zum "warum?"
Geht es um die Honorierung von Gleichberechtigungsbestrebungen? Ist der Erwerb entsprechender Indexprodukte eine Form der Anerkennung gesellschaftlichen Wandels und soll weiteren Unternehmen Anreize schaffen, umzudenken? Handelt es sich damit im engeren oder weiteren Sinne gar um eine Art "nachhaltiges Investment"?
Verspricht man sich einen Mehrwert von paritätisch besetzten Entscheidungs- und Aufsichtsgremien und damit eine bessere Geschäfts- und Wertentwicklung entsprechender Unternehmen gegenüber anderen Firmen, die diesem Aspekt keine besondere Rechnung tragen? Ist der Erwerb des German Gender Plus Aktienfonds mithin der Versuch einer Gewinnmaximierung?
Oder geht es einmal mehr darum, ein weiteres Produkt kreiert zu haben, eine neue Story, die sich als Transmissionsriemen nutzen lässt, um breitere Anlegerschichten von der Aktienanlage zu überzeugen? Will man quasi etwas Rahm von der öffentlichen Aufmerksamkeit abschöpfen, die derzeit im Zuge der Gesetzesnovellierung zur Frauenquote in Aufsichtsräten entstanden ist?
Wir dürfen gespannt sein, wie sich der Fonds in den kommenden Monaten entwickelt: welches Bild entsteht in Anlegerkreisen, wie wird das Produkt nachgefragt und wie performen Index und Fonds in Relation zu DAX & Co?
Als Aktionär deutscher Unternehmen hoffe ich währenddessen erst einmal weiterhin, dass in Aufsichtsräten und Vorständen jene Personen vertreten sind, die für ihre Ämter und Entscheidungsbereiche die besten Voraussetzungen, Fähigkeiten und Erfahrungsschätze mitbringen - gleich welchen Geschlechtes sie sind.