Im Goldrausch, so eine alte Börsenweisheit, solle man in Schaufeln investieren. Mit einiger Freiheit lässt sich diese Handlungsanweisung auf das Düsseldorfer Unternehmen Gerresheimer anwenden, das in der Corona-Krise liefert, was ganz sicher gebraucht wird: Der Hersteller von Verpackungen aus Spezialglas und Kunststoffen vornehmlich für die Pharma-, Kosmetik- und Lebensmittelindustrie liefert unter anderem kleine Glasfläschchen für den Transport von Medizin.

Sobald ein Impfstoff gegen das Corona-Virus auf den Markt kommt, werden diese Injektionsabfüllungen milliardenfach in aller Welt gebraucht. Ein Drittel des Markts entfällt nach Angaben des Unternehmens auf Gerresheimer. Und schon jetzt steigt die Nachfrage nach den Produkten, etwa weil die Pharma-Unternehmen mit Wirkstoffkandidaten in fortgeschrittenem Forschungsstadium auf Vorrat produzieren.

Die erhöhte weltweite Nachfrage nach Injektionsfläschchen der Düsseldorfer eröffnet nicht nur unmittelbar Wachstumsmöglichkeiten. "Darüber hinaus haben sich dadurch weitere Geschäftsbeziehungen zu Kunden ergeben, die großes Interesse an unseren Produkten zeigen", sagt der Vorstandsvorsitzende Dietmar Siemssen. Das eröffne zusätzliche Potenziale und ergänze den eingeschlagenen Wachstumskurs.

Crashtest bestanden

Die Geschäftszahlen für das zweite Quartal von März bis Mai waren entsprechend robust. Der Umsatz legte im Vergleich zum Vorjahresquartal um 3,8 Prozent zu, beim bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) ging es um fast sieben Prozent nach oben. Die Dividende soll um gut vier Prozent auf 1,20 Euro je Anteilsschein steigen.

In den zurückliegenden Jahren hatte sich die Aktie seitwärts bewegt. Nun erwies sie sich schon gegen den Corona-bedingten Börseneinbruch Ende März als recht widerstandsfähig und verlor - als es für DAX und MDAX um 40 beziehungsweise 35 Prozent nach unten ging - nicht mal 20 Prozent.

Seit dem damaligen Tiefpunkt hat sich der Wert der Papiere fast verdoppelt. Damit, so könnte man meinen, sei die Corona-Fantasie eingepreist und die Aktie habe ihren Zenit erreicht. Das aber greift zu kurz. Denn die erhöhte Nachfrage nach Injektionsfläschchen kann für die solide Geschäftsentwicklung nicht der alleinige Grund sein. Der entsprechende Umsatzanteil ist dafür zu gering.

Wesentlich ist, dass das neue Management seine Hausaufgaben gemacht hat. Siemssen, der sein Amt Ende 2018 angetreten hat, und Finanzvorstand Bernd Metzner, der im Mai 2019 zum Unternehmen gestoßen ist, haben die Kostenstruktur verbessert, etwa indem günstigere Kreditkonditionen verhandelt wurden. Augenmerk wurde auch auf die Innovationskraft gelegt, etwa durch die Eröffnung eines Technologiezentrums für Glas in den USA oder durch Kooperationen der Unternehmenstochter Sensile im Bereich medizinischer Mikropumpen. Zudem investierte Gerresheimer bereits 2019 einen niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag in Glasformmaschinen zur Erweiterung der Kapazitäten und will dies auch in diesem und im kommenden Jahr fortführen.

Insgesamt steht Gerresheimer gut da, um auch in Zeiten nach Corona stetig und rentierlich zu wachsen.
 


INVESTOR-INFO

Gerresheimer

Weiter mit Potenzial

Der Hersteller von Spezialverpackungen erlebt eine Sonderkonjunktur durch die Corona- bedingte Nachfrage nach Injektionsfläschchen. Dem Unternehmen brachte das auch Kontakte zu weiteren Kunden. Das recht neue Management hat Gerresheimer im Hinblick auf Kostenstruktur, Kapazitäten und Innovationskraft gut aufgestellt. Die Aktie besitzt Potenzial, um auch noch weiter zuzulegen. Ein Kauf für Anleger, die langfristiges, solides Wachstum schätzen.