Nach enttäuschenden Geschäftszahlen und der Nachricht, dass Weber ein Sanierungsgutachten in Auftrag gegeben hatte, waren die Titel jüngst bis auf 2,56 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit über 15 Jahren abgesackt. Gegenüber dem Rekordhoch von fast 40 Euro aus dem Jahr 2014 steht trotz der aktuell starken Erholung immer noch ein Wertverlust von über 90 Prozent zu Buche.
Wie Gerry Weber am Vortag mitteilte, zieht sich Firmenmitgründer Gerhard Weber, der noch vor kurzem das operative Geschäft führte, ganz aus dem Unternehmen zurück. Sein Sohn Ralf Weber, der ihn Anfang 2015 als Vorstandschef abgelöst hatte, hat mit dem Wechsel in den Aufsichtsrat künftig weniger im Tagesgeschäft zu sagen. Zudem zieht ein auf die Sanierung von Unternehmen spezialisierter Experte in das Management ein.
Analysten begrüßten zwar die personellen Veränderungen, die auch den Abschied des letzten Mitglieds der Gründerfamilie aus dem Vorstand beinhalten. Sie teilten aber die Euphorie der Anleger nicht: Sowohl die Commerzbank als auch die Investmentbank Equinet und die Privatbank Hauck & Aufhäuser blieben bei ihren Verkaufsempfehlungen für die Aktie.
Die enge Verknüpfung der Familie mit dem Tagesgeschäft habe radikaleren Reformen in den vergangenen Jahren im Weg gestanden, weshalb der Vorstandsumbau positiv sei, schrieb Hauck-Experte Christian Salis. Er bleibe angesichts der weiter bestehenden Herausforderungen mit Blick auf die Aktie aber vorsichtig. Die Umstrukturierung des Unternehmens werde Zeit benötigen und der deutsche Markt bleibe schwierig, pflichtete Sabrina Reeh von der Commerzbank bei.
Die Equinet-Experten lobten die Berufung von Johannes Ehling zum neuen Konzernlenker. Der bisher für den Vertrieb und die Digitalaktivitäten verantwortliche Manager sei bisher zwar noch auf keiner Analystenkonferenz in Erscheinung getreten, könne aber einen guten Lebenslauf vorweisen. Die Anleger dürften allerdings primär darauf schauen, ob die neuen Kollektionen des Unternehmens gut ankämen - derzeit sei das nicht der Fall./gl/edh/jha/