Ausgangssituation und Signal
Nach einer Gewinnwarnung ist der Aktienkurs von Gerry Weber aus der seit drei Jahren bestehenden Handelsspanne zwischen rund 27/27,50 auf der Unterseite und 37/39,50 auf der Oberseite heute in Richtung Süden ausgebrochen - damit ist ein klares Verkaufssignal gegeben. Doch das Kurspotenzial nach unten, welches sich aus der Breite dieser ehemaligen Tradingrange (in Prozent gemessen) errechnet, wurde bereits in den ersten Handelsstunden fast ausgeschöpft, es liegt bei rund 19 Euro, und ergibt sich daraus, dass die Breite des einstigen Kurskorridors am Ausbruchspunkt nach unten abgetragen wird - oft rechnen Marktteilnehmer nämlich damit, dass die Kurse nach einem Ausbruch im gleichen Ausmaß in die entsprechende Richtung ausschlagen, wie sie zuvor seitwärts geschwankt haben.
Empfehlung und Produktidee
Nachdem die Aktie daher viel ihres Abwärtsspielraums bereits ausgereizt hat, wird es bald Zeit, auf eine so genannte Technische Reaktion - also eine Gegenbewegung als Antwort auf die etwas überzogene Abwärtsbewegung - zu setzen. Spätestens wenn die Kurse noch weiter bis an die nächste Häufung von Wendepunkten fallen, die im Wochenchart bei rund 16,25 Euro erkennbar wird. Doch schon jetzt hat der Kurs sich um 32 Prozent von seinem 200-Tage-Durchschnittswert nach unten abgesetzt. Der (lila) unter dem Wochenchart berechnete Indikator zeigt, dass dies in den vergangenen zehn Jahren noch nie vorgekommen ist - der bisherige Negativrekord liegt bei 28,6 Prozent.
Das lässt auf eine Überreaktion beziehungsweise statistische Anomalie schließen. Mutige Spekulanten können daher mit dem Aufbau von Teilpositionen beginnen, mit denen auf eine Korrektur dieses Effektes in Form einer kleinen Bärenmarktrally gesetzt wird. Mehr ist nach dem gravierenden langfristigen Verkaufssignal nicht drin, und das auch nur, weil die Aktie nach unten überreagiert hat. Angesichts des Potenzials für eine Zwischenerholung, das bis mindestens an das heutige Tageshoch bei 24,3 Euro reicht, ist ein Einsatz für Mutige dennoch sehr attraktiv. Irgendwo im Bereich zwischen 24,30 und spätestens 28,50/28,80 Euro wird die Aktie vermutlich aber wieder nach unten drehen - an der letztgenannten Marke lagen im Mai mehrere Wendepunkte, die im Ein-Stunden-Chart zu sehen sind. Zwischen den beiden genannten Zielmarken ist momentan charttechnisches Niemandsland, da der Kurs mit einer gewaltigen Notierungslücke, einem so genannten Gap nach unten ausgebrochen ist.
Anleger können auch mit dem doppelten Tempo spekulieren, das am Ende der Analyse vorgestellte Turbo-Zertifikat der Commerzbank verstärkt Bewegungen der Aktie in beide Richtungen um etwa das Zweifache und ist nicht laufzeitbeschränkt. Es verfällt erst bei 10,3637 Euro wertlos, doch die Aktie ist durch eine Unterstützung bei 11,70/13,30 vor stärkeren Verlusten gut abgesichert. Spätestens hier dürften Schnäppchenjäger zugreifen, wenn sich der Absturz im gleichen Tempo fortsetzt. Wer das Risiko begrenzen will, kann einen Stopp schon bei 16,20 Euro platzieren.
Ein-Stunden-Intradachart der Aktie
Tageschart mit Abstand der Aktie zur 21-Tage-Linie in %
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Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des "Index-Radar, der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Andreas Büchler ist Herausgeber des Magazins und Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft für Börsenhandelssysteme.
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