Seit gut einem Monat dürfen außerhalb der Schweiz keine Schweizer Aktien mehr gehandelt werden (boerse-online.de berichtete). Das aber scheint dem eidgenössischen Aktienmarkt kaum geschadet zu haben: Laut Wirtschaftsdienst Bloomberg hat ein Sprecher des Schweizer Börsenbetreibers SIX Swiss Exchange gesagt, dass das Geschäft reibungslos verlaufe und das Volumen in Zürich sogar um ein Drittel gestiegen sei.

Für britische Brexit-Anhänger dient die Schweiz nun als Blaupause für den Brexit: "Es ist offensichtlich sehr ermutigend für diejenigen von uns, die an den Brexit glauben und für diejenigen von uns, die glauben, dass unsere Regierung in ihren Beziehungen zur Europäischen Union zu zaghaft war", zitiert Bloomberg Ben Habib von der Brexit-Partei, der bei den jüngsten Europawahlen zum Mitglied des Europäischen Parlaments in Brüssel gewählt wurde.

Jake Pugh, ein weiterer Europaabgeordneter der Brexit-Partei, sagte Bloomberg zufolge, dass die EU den Zugang zu den Finanzmärkten als "politisches Instrument" nutze: "Man kann nur zu dem Schluss kommen, dass die EU nicht mehr als eine Organisation angesehen werden kann, die die regelbasierte Ordnung respektiert". Der Streit zwischen der Schweiz und der EU wird von Händlern und Börsianern aufmerksam verfolgt, weil manche EU-Politiker ihn auch als Warnschuss für Großbritannien sehen. Aber offenbar erzielt das bei den Brexit-Hardlinern nicht die gewünschte Wirkung; "Sie feuerten einen Schuss ab, und der Schuss traf nicht das Ziel", so Ben Habib.

Doch es gibt auf der Insel auch warnende Stimmen: Der britische Politik-Berater Graham Bishop etwa rät davor ab, dem Streit rund um die Schweizer Aktien zu viel Bedeutung beizumessen. Er sei nur ein "winziges Problem". Hintergrund des Konflikts ist, dass sich EU und Schweiz nicht über ein wirtschaftliches Rahmenabkommen einigen können.