Kann der DAX bald auf neue Rekordhochs steigen? So entwickelt sich der deutsche Leitindex am Dienstag. Außerdem im Fokus der Anleger: Die Aktien von Boeing, nach ihrer Kapitalerhöhung, und die Papiere von HelloFresh, nach frisch vorgelegten Quartalszahlen.
Der DAX hat seine moderaten Gewinne vom Wochenauftakt am Dienstag noch etwas ausgebaut. Trotz allem aber herrscht am Aktienmarkt laut Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners "aktuell eine fast schon gespenstische Ruhe", was nicht zuletzt an den geringen Tagesschwankungen im Oktober abzulesen sei. "Die große Frage ist jetzt, ob das die Ruhe vor dem Sturm ist." Denn am Dienstagabend beginnt mit der Google-Mutter Alphabet die Berichtssaison der Big-Techs in den USA und bis zur Präsidentschaftswahl ist es auch nur noch eine Woche hin. Hier sehen Umfragen derzeit ein offenes Rennen zwischen Kamala Harris und Donald Trump.
Der deutsche Leitindex legte in den ersten Börsenminuten um 0,49 Prozent auf 19.628,05 Punkte zu und rückt damit seinem vor knapp zwei Wochen erreichten Rekordhoch bei rund 19.675 Zählern wieder nahe. Der MDax der 50 mittelgroßen Börsenwerte verlor unterdessen 0,24 Prozent auf 27.272,27 Zähler. Der EuroStoxx 50, Leitindex der Eurozone, gewann 0,45 Prozent auf 4.992,21 Punkte.
Im Blick steht konjunkturseitig hierzulande das vom Marktforschungsinstitut GfK ermittelte Verbrauchervertrauen. Es hellte sich im November ein wenig auf. Im späteren Tagesverlauf wird zudem noch das Stimmungsbarometer unter den Verbrauchern in den USA veröffentlicht, wobei auch dort mit Verbesserungen gerechnet wird, wie die Experten der Helaba schreiben.
Aktien von Boeing im Fokus
Der kriselnde US-Flugzeugbauer Boeing hat seine angekündigte Kapitalerhöhung aufgestockt und mehr Geld eingenommen als ursprünglich angepeilt. Der Airbus-Rivale erlöste über die Kapitalerhöhung und eine zusätzliche Anteilsplatzierung für Wandelanleihen insgesamt netto 20,7 Milliarden US-Dollar (19,1 Mrd Euro), wie er am Dienstag in Arlington mitteilte. Hinzukommen könnten noch Erlöse aus Mehrzuteilungsoptionen für beide Anteilsarten. Boeing braucht dringend Geld für den Schuldenabbau, Investitionen in Anlagen und Vorräte sowie für Unternehmenstöchter.
Boeing brachte 112,5 Millionen neue Aktien auf den Markt und erlöste über einen Stückpreis von 143 US-Dollar damit netto 15,8 Milliarden Dollar. Am Montag schlossen der Aktienkurs bei 150,69 Dollar. Boeing hatte in der Ankündigung am Vortag eigentlich nur 90 Millionen neue Aktien im Basisangebot in Aussicht gestellt. Die Anteile an Wandelanleihen brachten weitere 4,9 Milliarden Dollar ein.
Erst kürzlich hatte das Unternehmen einen umfangreichen Stellenabbau sowie einen Abschreibungsbedarf von fünf Milliarden Dollar bekanntgegeben. Rund zehn Prozent der Arbeitsplätze sollen wegfallen. Der neue Boeing-Chef Kelly Ortberg nannte zwar keine genaue Stellenzahl - aber nach Angaben vom Jahreswechsel hatte der Flugzeugbauer insgesamt gut 170.000 Beschäftigte. Das Unternehmen müsse die Belegschaft an die finanzielle Realität anpassen, sagte Ortberg. Darüber hinaus wird derzeit bei Boeing gestreikt.
Boeing steckt seit dem Jahr 2019 in einer schweren Krise. Nach dem Absturz zweier Mittelstreckenjets vom Typ 737 Max hatten Luftfahrtbehörden in aller Welt Flugverbote für das Modell verhängt. Nach technischen Verbesserungen dürfen die Jets zwar weitgehend wieder fliegen, doch seitdem tauchten an einer Vielzahl von Boeing-Modellen neue Probleme auf.
Aktien von HelloFresh im Fokus
Nach ihrem zuletzt starken Kurszuwachs stehen am Dienstag die Papiere von HelloFresh nach Quartalszahlen unter Druck. Sie verloren 3,4 Prozent auf 10,18 Euro.
Analyst Marcus Diebel von der US-Bank JPMorgan lobte das "großartige Quartal" des Kochboxenanbieters. Das operative Ergebnis von 72 Millionen Euro liege klar über dem Konsens und seiner Prognose von etwa 40 Millionen Euro. Das Marketing sei deutlich zurückgefahren worden. Es müssten nun Nachweise erbracht werden, dass das Unternehmen den Kundenstamm halte.
Am vergangenen Freitag waren die Papiere angesichts einer Prognose für weniger Umsatz bei gleichzeitig mehr operativem Gewinn im laufenden Jahr um ein Fünftel in die Höhe gesprungen. Die nun vorgelegten Zahlen stimmten mit den Vorab-Daten vom Freitag überein und stützten den erneuerten Fokus auf die Profitabilität, schrieb Analyst Simon Baker von Bernstein Research.
Mit Kurszielen von 7,00 Euro von JPMorgan und 7,20 Euro von Bernstein sehen die Experten den jüngsten Kurszuwachs aber anscheinend skeptisch. Entsprechend votieren sie mit "Neutral" beziehungsweise "Market-Perform".
Mit Material von dpa-afx
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