Nachdem die Depots 2016 und 2017 den Index übertrafen, liefen die Top Ten des vergangenen Jahres dem Index deutlich hinterher. Ansporn genug, es dieses Mal besser zu machen. Dass das Auswahlverfahren im Kern nicht verkehrt war, zeigt sich daran, dass die meisten der ausgewählten Aktien des vergangenen Jahres auch 2019 für die Auswahl infrage kommen. Mit Eni erhält ein Wert eine neue Chance. Vorsicht: Das Depot ist nicht nach Ländern und Branchen diversifiziert. Wer es nachbaut, setzt bei den einzelnen Werten individuelle Stoppkurse.

ABB


Die Schweizer waren in der Vergangenheit nicht bestrebt, umzustrukturieren und Kosten zu senken. Daher entwickelte sich die Aktie schlechter als die des Wettbewerbers Siemens, was hinter den Kulissen für Ärger sorgte. Die beiden wichtigsten Aktionäre, die schwedischen Investmentgesellschaften Investor AB und Cevian, übten Druck aus. Der Firmenchef musste gehen. Zudem wurde der Bereich Stromübertragungstechnik an Hitachi verkauft. Weil ABB über eine sehr solide Bilanz verfügt, soll der Erlös in Höhe von mehr als neun Milliarden Dollar zum größten Teil an die Aktionäre fließen. Das heißt: In den nächsten zwölf Monaten wird der Kurs durch hohe Ausschüttungen und durch Aktienrückkäufe getragen. Damit nicht genug. Es ist vorstellbar, dass ABB aufgespalten wird. Analysten versprechen sich von der Automatisierungstechnik inklusive Robotertechnik einiges Potenzial.

Alexion


Die Biopharmafirma aus Boston entwickelt Arzneimittel zur Behandlung seltener Krankheiten. Das Top-Produkt Soliris wurde für mehrere Indikationen wie etwa Blut im Urin zugelassen. Die Medikamentenpreise zur Behandlung seltenen Krankheiten sind hoch. Deshalb kommen trotz kleinem Patientenkreis Milliarden zusammen. Die Beteiligungsfirma BB Biotech, die rund 4,5 Prozent der Aktien hält, rechnet damit, dass ­Solaris ein Umsatzpotenzial von fünf bis sechs Milliarden Dollar habe. Zudem hat das Unternehmen aussichtsreiche junge Produkte und eine spannende Pipeline. Noch sind Anleger, was die erzielbaren Kapitalrenditen angeht, skeptisch. Hält das Unternehmen seine Prognosen ein, wird der Markt seinen Pessimismus aufgeben, der Wert der Aktie könnte sich, auch ohne dass Alexion ein Übernahmeziel wird, verdoppeln.

China Mobile


Der chinesische Mobilfunkkonzern ist mit rund 900 Millionen Kunden Weltmarktführer. Aus Anlegersicht war die Aktie kein wirklicher Bringer. Gleichwohl wuchs das Unternehmen bei der Zahl der Kunden, bei Umsatz und Ertrag. Ein schwacher Kurs und gute Ergebnisse sorgen für attraktive Kennzahlen: Die Dividendenrendite beträgt 4,5 Prozent, das KGV liegt bei zehn. Hinzu kommt, dass in den nächsten Jahren der neue Mobilfunkstandard 5G eingeführt wird. In China geht es um viele Hundert Millionen Privat- und vor allem auch Firmenkunden, die den Service nachfragen werden. Beim Marktführer China Mobile wird das Datengeschäft angeschoben. Zudem ergeben sich gerade im Firmenkundengeschäft neue Geschäftsmodelle, etwa in der Digitalisierung. Zusätzliches Momentum sollte der Aktie nicht schaden. 2015 kostete sie schon einmal 50 Prozent mehr. Das könnte laut Holt-Kennzahl wieder möglich sein.

Ebay


Schon einmal attackierte ein Hedgefonds Ebay. Damals ging es darum, Paypal abzuspalten. Der Verkauf des Online-Bezahldiensts brachte den Aktionären erheblichen Mehrwert, Paypal hat einen mehrfachen Wert gegenüber der ehemaligen Mutter. Nun ist Ebay erneut Ziel einer solchen Attacke. Die wird vor allem vom US-Hedgefonds Elliott Management und von dessen streitbarem Gründer Paul Singer getragen. Er fordert, dass sich Ebay aufs Stammgeschäft fokussiert und Randbereiche abgibt. Da gibt es zum einen die Firma StubHub, die eine Ticket­börse betreibt. Zudem soll Ebay sich vom sogenannten Classified-Geschäft trennen, zu dem Ebay Kleinanzeigen oder Mobile.de zählen. Auch für Aktionäre sollte einiges drin sein, meint Singer. Bis zu 65 Dollar könnte die Aktie wert sein, wenn sich Ebay wieder auf das Wesentliche konzentriere. Gemessen am Kurs entspricht das einem Potenzial von mehr als 50 Prozent.

Eni


Der italienische Ölkonzern erhält eine zweite Chance. Die Gründe: Als der Ölpreis tief gefallen war, traten viele große Konzerne auf die Bremse. Auch Eni senkte Kosten, ohne neue Projekte zu stoppen. Dadurch hat Eni die Break-even-Schwelle weiter abgesenkt. Das heißt: Es wird mehr Geld für Aktienrückkäufe, höhere Dividenden und für Übernahmen zur Verfügung stehen. Auch die Bewertung stimmt. Unter allen Ölwerten der Top-500-Liste steht Eni am besten da. So ist etwa das implizierte Kurs­potenzial anhand der Kennziffern von Credit ­Suisse Holt dreistellig. Wir rechnen mit einer Dividendenrendite von etwa sechs Prozent. Die dürfte relativ sicher sein und den Kurs selbst in einer schwierigen Börsenphase stabilisieren. Das Poten­zial der Aktie liegt vor allem darin, dass der Ölpreis steigen könnte. Die Chancen dazu sind vorhanden, weil sich aufgrund geringer Investitionen der Branche in den ­vergangenen Jahren im Lauf der kommenden zwölf Monate das Angebot an Rohöl verknappen könnte. Mit abgesenkter Gewinnschwelle und erhöhter eigener Produktion wäre Eni ein Gewinner der Situation.

Facebook


Alle großen Techwerte hätten sich für die Liste qualifiziert. Und es spricht auch wenig dagegen, sie im Depot zu haben. Beim Top-Ten-Depot setzen wir dieses Mal auf Facebook. Das Unternehmen steht regulatorisch unter Druck, seitdem bekannt wurde, dass Daten nicht sachgemäß behandelt wurden. Und immer wieder treten Mängel auf. Investoren sind deshalb beunruhigt. Der Kurs hatte sich im vergangenen Jahr schwach entwickelt. Allerdings: Der Ärger um Zugangsdaten und Wahlmanipulation hat die Nutzer nicht davon abgehalten, die Facebook-Seite, das Foto- und Nachrichtenportal Instagram oder die Kommunikationsplattform Whatsapp zu nutzen. Niemand weltweit kann auf personalisierte Daten in diesem Umfang zurückgreifen. Das macht Facebook für Werber zur Pflichtveranstaltung. Dass man Face­book zutraut, weltweit eine Währung einzuführen, zeigt die Dominanz. Ob der Konzern einmal zerschlagen wird, lässt sich nicht prognostizieren. Aber ist Insta­gram als eigene Firma weniger wert? Wohl kaum. Der Bereich könnte sich im Alleingang sogar besser entwickeln.

Fresenius


Es hätte nicht viel gefehlt, und der deutsche Gesundheitskonzern Fresenius wäre aus der Liste der 500 größten Unternehmen der Welt rausgefallen. Die Gründe für den Absturz sind eine schwä­chere Entwicklung der Beteiligung am Dialyseweltmarktführer FMC und Wachstumsprobleme bei deutschen Krankenhäusern. Zudem ist Fresenius nur um Haaresbreite an einem Fehlkauf vorbeigeschlittert. Dass die Ergebnisse der Vorzeigetochter Kabi nun durch den Aufbau eines Biogenerikageschäfts belastet sind, verzeihen die Investoren in diesem Umfeld nicht mehr so leicht. Die kommenden zwölf Monate werden aber besser laufen. Das Geschäft an sich ist sehr stabil, was in einem möglicherweise ­volatilen Konjunkturumfeld vorteilhaft sein kann. Das Potenzial für Wert­stei­gerungen liegt bei über 50 Prozent.

IBM


Computer-Urgestein IBM hat in den vergangenen Jahren kräftig verloren. Vor allem gegen junge wilde Unternehmen wie Amazon Web Services. Doch Big Blue, wie der Konzern in US-Börsenkreisen genannt wird, hat in den vergangenen Jahren sein Geschäft deutlich gestrafft. Das Hardwaregeschäft wurde bis auf die ­Superrechner verkauft. Software und Dienstleistungen, die regelmäßige Erträge versprechen, nehmen einen immer höheren Anteil am Geschäftsvolumen ein. Die Übernahme von Red Hat wird diese Entwicklung noch beschleunigen. Sie gibt dem Konzern mehr Bedeutung im Cloudgeschäft. Die Aktie ist nicht hoch bewertet. Das KGV ist einstellig, die Dividendenrendite mit mehr als vier Prozent ordentlich. Eine Neubewertung der Aktie ist also nicht ausgeschlossen.

Micron


Die Aktie des Herstellers von Speicherchips hat auf Jahressicht rund ein Viertel verloren. Die Ursachen liegen darin, dass die Preise gefallen sind, weil die Nachfrage nicht mehr so hoch ist wie vor einem Jahr. Hier spielt auch der Handelsstreit zwischen China und den USA eine Rolle. Der Löwenanteil der Klientel von Micron sitzt in Asien, vor allem in China. Mit der Aktie setzen Anleger nun darauf, dass es zu einer Normalisierung kommen wird. Und das ist nicht unwahrscheinlich. 2020 stehen in den USA Wahlen an. Präsident Donald Trump muss die Handelsprobleme vorher lösen, sonst gerät die US-Wirtschaft in Gefahr. Das schwache Abschneiden der Halbleiterfirmen hat zudem die Investitionen gebremst. Das heißt: Steigt die Nachfrage wieder, ziehen erst einmal die Preise an. Von diesem Doppeleffekt sollte die Aktie dann profitieren können. Gemessen an den Kennzahlen ist der volatile Wert günstig. Im Idealfall könnte man den Einsatz ­sogar verdoppeln, wenn das Unternehmen die Analystenschätzungen erreichen kann.

Vertex


Die Biotechfirma hat im Bereich Atemwegserkrankungen mit dem Präparat Kalydeco einen Blockbuster. Anfänglich war das Einsatzgebiet bei der zystischen Fibrose auf einen kleinen Patientenkreis beschränkt. Doch in Kombination mit dem Vertex-Wirkstoff VX-809 wird die potenzielle Zielgruppe deutlich größer. Die Spitzenerlöse können hier mehr als vier Milliarden Dollar erreichen, sagen Experten. Darüber hinaus versucht Vertex, das Medikament gegen mehr Krankheiten einzusetzen. Eine Zulassung dazu könnte noch im laufenden Jahr erfolgen. Das Unternehmen ist hochprofitabel. Bei einem Umsatz von 2,8 Milliarden Euro bleiben 1,8 Milliarden Euro Gewinn. Spannend ist auch, das Vertex einen Fuß im Markt für Gentherapien hat. Über die Beteiligung an Crispr Therapeutics und mithilfe der Übernahme von Exonics baut das Unternehmen eine Genplattform zur Bekämpfung von Muskelschwäche-Erkrankungen auf. Das Wertpotenzial der Aktie speist sich aus zwei Quellen. Zum einen ist es das Wachstum des Geschäfts, weil etablierte und neue Medikamente zulegen können. Chance zwei ist eine Übernahme. Die großen Pharmafirmen haben mehr Geld als ­Ideen. Und gerade bei niedrigen Zinsen würde sich eine Übernahme aus den operativen Einnahmen des Übernahmekandidaten speisen können.