Gilead könne seine weltweite Monatsproduktion von aktuell 190.000 Behandlungseinheiten auf zwei Millionen im Dezember steigern. Die erhöhte Menge solle auch Deutschland zu gute kommen: "Wir sind dazu in Gesprächen mit dem Bund." Welches Land wie viel bekommt, solle auf Basis der Neuinfektionen pro Land entschieden werden.
Remdesivir ist das bislang einzige in Europa zugelassene Medikament zur Behandlung von Corona-Patienten. Die EU-Kommission hatte dem Mittel in der vergangenen Woche eine bedingte Zulassung zur Behandlung von schwer erkrankten Covid-19-Patienten erteilt. Auch in anderen Ländern wie den USA, Japan und Indien ist der Einsatz von Remdesivir freigegeben, in den USA etwa zur Behandlung in Notfällen. Gilead war in die Kritik geraten, weil das Unternehmen fast sein gesamtes Remdesivir-Angebot über die nächsten drei Monate den USA zugesichert hat. Das hatte Sorgen hinsichtlich der Verfügbarkeit in anderen Ländern angefacht. Die Kommission hatte erklärt, sie sei in Verhandlungen mit Gilead, um Remdesivir-Dosen für die 27 EU-Länder zu erhalten.
Gilead-Deutschlandchefin Bauer verwies wie zuvor das Bundesgesundheitsministerium darauf, dass Deutschland derzeit über ausreichende Vorräte verfüge. "Nach unserer Information ist auch in Deutschland mehr von dem Produkt vorhanden, als derzeit von Notfallpatienten benötigt wird", sagte Bauer. Gesundheitsminister Jens Spahn hatte gesagt, dass mit der Zulassung auch die Erwartung verbunden sei, dass das Unternehmen an EU-Staaten liefere. Er hatte von "mehreren Hundert Dosen" gesprochen, die man sich gesichert habe. Angesichts des aktuellen Infektionsgeschehen gebe es in Deutschland derzeit keinen großen Bedarf. Im Gesundheitsministerium wurde zudem darauf verwiesen, dass Remdesivir nur bei einigen Patienten in bestimmten Behandlungssituationen zum Einsatz kommen könne, also keineswegs ein Allheilmittel in der Corona-Bekämpfung sei.
rtr