Als Börsianer hat man’s auch nicht leicht mit dem Finanzamt, vor allem nicht, wenn man Gewinne erzielt. Anhand der Daten aus 2013 habe man festgestellt, dass im laufenden Jahr eine "wesentliche Erhöhung" des zu versteuernden Einkommens zu erwarten sei, weswegen man beabsichtige, meine Steuervorauszahlungen ebenfalls deutlich anzuheben. Das schrieb mir jetzt, ebenso wie auch im vergangenen Jahr, mein Finanzamt. Der Brief endet mit der Bitte "um eine kurze telefonische Mitteilung, falls Sie umsatzsteuerlicher Organträger sind, um einen Antrag auf Anpassung der Vorauszahlungen beim Finanzamt der Organgesellschaft(en)."

Einmal abgesehen davon, dass diesem Satz ein weiteres Verb sicherlich gut zu Gesicht gestanden hätte: Bin ich ein umsatzsteuerlicher Organträger? Und was ist eine Organgesellschaft oder gar das Finanzamt der Organgesellschaft(en)? Zahle ich nun Steuern oder sind das Organ-Spenden? Falls Letzteres zutreffen sollte, hat ja vielleicht Ulli Hoeneß als Organträger dem Finanzamt früher einmal sein Gedächtnis spenden müssen. Weswegen er jetzt vielleicht gar nicht mehr wissen konnte, dass er Steuern hinterzogen hat. Dass das Finanzamt vielen Steuerzahlern "auf den Magen schlägt", "Kopfzerbrechen bereitet" oder - besonders schmerzhaft - "auf den Sack geht", deutet ebenfalls an, dass sich das Finanzamt der Organgesellschaft(en) mit ganz anderen Dingen als mit Steuern beschäftigt.

Was mein Einkommen betrifft, habe ich das Finanzamt darüber informiert, dass Börsengewinne bei Glattstellung der Positionen automatisch durch die sgn. Abgeltungssteuer erfasst und besteuert werden. Vielleicht sollte man das dort wissen. Wie auch immer: Je mehr Steuern ich zu zahlen habe, umso besser. Und wenn es einmal eine Betriebsprüfung gibt, kann man von mir alles haben, was man mag, solange man mich als Organträger unversehrt lässt.

Auf Seite 2: BSE Sensex: Ausbruch

BSE Sensex: Ausbruch

In der vergangenen Woche hatte ich ja darauf hingewiesen, vor lauter "Krim" nicht die deutliche Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage der über Jahre hinweg als Motor der Weltwirtschaft gefeierten BRIC-Staaten aus den Augen zu verlieren. Die Charts der Börsen von Brasilien und China können wir uns ersparen, sie sind alles andere als bullish. Beim russischen RTX kam es hingegen wie erwartet:

Als ich gestern mit meiner kleinen Tochter den Vormittag an einem wunderschönen See verbrachte, musste ich auch an diesen Chart denken. Denn auch er ist wunderschön. Seit 2011 hat sich hier eine massive, waagerechte Unterstützung gebildet. Und wie Sie im abgebildeten Wochenchart sehen, ist genau diese Auffanglinie nun klipp und klar nach unten durchbrochen worden. Wird hier der Tiefpunkt der letzten Woche unterschritten, eröffnet sich erhebliches Abwärtspotential bis vermutlich 800. Eine charttechnische Chance, die durch die Aussicht auf eine sich wechselseitig hochschaukelnde Sanktionsspirale zwischen Russland und dem Westen auch fundamental bald bestätigt werden könnte. An Derivaten haben wir zwar nicht allzu viele Möglichkeiten, aber doch einiges Brauchbares!

Ja, auch das gibt es noch! Während die meisten großen Indizes mitten im schönsten Vorfrühling von verstörendem Hüsteln heimgesucht wurden, ist dem indischen Aktienindex jetzt ein glasklarer Ausbruch nach oben gelungen. Das Kapital, das aus Russland und anderen Ostbörsen abfließt, will nun einmal wieder irgendwo neu investiert werden. Und mit dem Aufwärtsbreak über die doch brettharte Widerstandszone hat der BSE Sensex ein beeindruckendes Kaufsignal abgeliefert. Die Börse von Mumbai befindet sich damit jetzt wieder eindeutig im Bullenmodus!

Auf Seite 3: Wall Street: Weiter bullish

Wall Street: Weiter bullish

Niemals in seiner Geschichte war der DAX in der Lage, sich vom Dow Jones anzukoppeln. Wer Dax sagt, meint Dow Jones. Natürlich ist das ein Armutszeugnis. Andererseits verleiht es unserem Aktienbarometer auch ein gerüttelt Maß an Berechenbarkeit: Denn Ukraine und Krim hin oder her: Solange die Wall Street die Nase über Wasser hält, wird sich auch der DAX nicht wirklich auf Tauchstation begeben.

Dass unser Aktienindex die Trendschübe des Dow Jones sowohl nach oben als auch nach unten überzeichnet, hat Tradition. Aber gegenläufige Trends gibt es nicht. Sehen wir uns also an, ab wann es für den DAX wirklich zum Abriss nach unten kommen könnte.

Seit Start der immer noch völlig intakten Hausse des Dow Jones vor recht genau fünf Jahren hat der Index eine fast idealtypische Aufwärtstrendlinie ausgebildet, bei deren Erreichen der Kurs bis jetzt jedes Mal wieder nach oben abdrehte. Und wie es das charttechnische Regelwerk will, kann es theoretisch unendlich viele dieser positiven "Tests" der Trendgeraden geben, aber nur einen Trendbruch. Und genau darum geht es: Erst wenn der Dow im abgebildeten Wochenchart unter die seit Frühjahr 2009 etablierte Hausselinie fällt, wird es gefährlich sowohl für ihn als dann natürlich auch für den DAX. Aber bis es soweit ist, sollten Sie auf all das zuletzt anschwellende Krisengeschrei keinen Pfifferling verwetten. Setzen Sie Stopps unter Ihre Positionen uns ziehen Sie sie bei weiterem Terraingewinn einfach konsequent nach!

Dass die Trendwende auch diesmal kommen wird, ist klar. Und umso weniger Anleger das glauben, umso näher ist dieser Zeitpunkt. Noch aber regiert ungestümer Optimismus. Denn wer sogar Kredite aufnimmt, um sich Aktien zu kaufen, der muss ja schon sehr überzeugt von weiteren Kursgewinnen sein. Und genau das sind die Anleger am US-Markt. Denn wie Sie im Chart erkennen, ist die Nachfrage nach Börsenkrediten in der vergangenen Woche auf ein neues Allzeithoch geklettert.

Auf Seite 4: DAX: Korrekturausweitung möglich

DAX: Korrekturausweitung möglich

Bei intakter Hausse am US-Markt besteht also erst einmal kein größeres Risiko für unseren heimischen Aktienmarkt. Eine Ausweitung der Korrektur hingegen erscheint durchaus realistisch. Und deren wahrscheinlichste Zielzone liegt - je nach zeitlichem Ablauf - im Bereich 8.300 bis 8.400.

Denn in diesem Bereich verläuft die untere Begrenzung des vom Oktobertief aus gestarteten Aufwärtstrendkorridors. Bricht mein im Chart gezeigter KSB-Trendindikator, der immer auf Basis der Wochenschlusskurs berechnet wird, unter die Nulllinie, wird ein Test dieser Aufwärtstrendlinie hoch wahrscheinlich. Für eine Tradingposition nach unten ein durchaus interessantes und viel versprechendes Szenario.

Auf längere Sicht betrachtet, geht es natürlich um Größeres: Die nach wie vor sehr hohen Kurse stehen einem Phantomaufschwung entgegen, für dessen Begründung die Argumente langsam in den Bereich des Lächerlichen vorrücken. Und das verspricht, dass auch diese Hausse letztlich wieder in einen fulminanten Schub nach unten einmünden wird, der den aktuellen Kursexzess nach oben in sein bearishes Gegenteil verwandelt. Und das eröffnet Perspektiven, die Sie sich nicht entgehen lassen sollten. Denn recht betrachtet, ist ein Anschreiben der oben genannten Art vom "Finanzamt der Organgesellschaft(en) doch durchaus angenehm.

Viel Erfolg und beste Grüße!

Axel Retz

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal www.private-profits.de.

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal www.private-profits.de.

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