Nur mit der Garantie der Großaktionäre Kinnevik und Rocket Internet gelang der Börsengang der Aktie von Global Fashion Group (GFG) im Juli 2019. Der Emissionspreis betrug 4,50 Euro. Diesen Wert hat sie nicht mehr erreicht. Im Gegenteil: Sie stürzte ab. Zuletzt war sie kurzfristig sogar unter einen Euro gefallen. Der verheerenden Kursentwicklung steht indes eine durchaus erfreuliche Firmenentwicklung gegenüber.
GFG ist ein Onlinehändler für Mode- und Lifestyleprodukte. Das Unternehmen ist mit vier Portalmarken in 17 Ländern vertreten. Der Onlineshop The Iconic bedient Australien und Neuseeland. Zalora hat zwei Millionen Kunden in asiatischen Ländern wie Indonesien und die Philippinen. Mit Dafiti erreicht das Unternehmen im Moment in Südamerika mehr als fünf Millionen Kunden. In Osteuropa, vor allem in der Ukraine und Russland, ist GFG über das Portal Lamoda etabliert.
Zum Angebot gehören Marken global bekannter Anbieter wie Boss oder Tommy Hilfiger, lokale Marken und zunehmend eigene Produkte. Das Unternehmen vertreibt hauptsächlich direkt. Mit einem Anteil von über 20 Prozent hat das Marktplatzmodell aber wachsendes Gewicht. Hier nutzen die Produzenten die Plattform, und GFG trägt kein Warenrisiko.
Viel billiger als Zalando
Der Onlinehändler erarbeitete sich in seinen Märkten eine führende Position, wächst zweistellig und liefert Ergebnisverbesserungen. Die Blicke der Investoren richten sich aber auf noch recht hohe Verluste. Es gibt Zweifel an den erreichbaren Gewinnmargen und wohl auch Ängste bezüglich einer Kapitalerhöhung. Wegen der Corona-Krise musste GFG etwa die Lager auf den Philippinen sowie in Argentinien schließen und setzte die Jahresprognose aus. Das half dem Kurs nicht. Mittlerweile ist die Aktie ausgebombt und handelt weit unter dem Zerschlagungswert. Der Börsenwert liegt bei 249 Millionen Euro. Das ist weniger als die Hälfte des Buchwertes und nur rund 20 Prozent der Erlöse in Höhe von 1,34 Milliarden Euro. Bei Zalando, das bei einigen operativen Kennzahlen keine besseren Werte als GFG erreicht, beträgt der Umsatzmultiplikator 1,2 - also rund sechsmal so viel.
Doch wie könnten diese Kursreserven gehoben werden? Es ist vorstellbar, dass GFG bei einer Normalisierung der Geschäfte schnell aus den Startlöchern kommt. Da viele Händler auf unverkaufter Ware sitzen, könnten die eigenen Onlineportale sogar eine Sonderkonjunktur erfahren. Außerdem ist eine Übernahme denkbar. Große Modefilialisten wie H & M und Inditex haben festgestellt, dass sie nur noch im Internet wachsen können. GFG wäre eine ziemlich billige Einstiegsmöglichkeit.