Der Börsengang von Global Fashion Group erwies sich bereits im Vorfeld als ausgesprochen schwieriges Unterfangen. Ursprünglich wollte die Muttergesellschaft Rocket Internet mehr als 49 Millionen Aktien aus einer Kapitalerhöhung an der Börse einführen und dadurch frisches Kapital im Volumen von rund 300 Millionen Euro erlösen. Doch die Investoren fanden das Angebot offensichtlich alles andere als "schick". Die ursprüngliche Preisspanne musste nämlich in der vergangenen Woche von 6,00 bis 8,00 Euro auf einen Ausgabepreis von 4,50 Euro kräftig reduziert werden. Ohne die Zusage der beiden Großaktionäre Rocket Internet und Kinnevik unwiderrufliche Kaufangebote über ein Volumen von insgesamt 100 Millionen Euro abzugeben, hätte es wohl einen Totalausfall gegeben. Für die neuen Aktien gilt für die beiden Großaktionäre übrigens eine Lock-Up-Periode von 180 Tage. Das heißt: In den kommenden sechs Monaten droht zumindest von hier kein zusätzlicher Verkaufsdruck.
Summa summarum hat die Investmentstory der Global Fashion Group einfach nicht überzeugt. Die Online-Vermarktung von Mode in Wachstumsregionen wie den GUS-Staaten, Asien, Südamerika und Ozeanien mag auf den ersten Blick Charme haben, doch angesichts der Tatsache, dass dem globalen Handel möglicherweise schwierige Jahre bevorstehen, lassen viele Anleger offensichtlich vor allem eines walten: Vorsicht. Grundsätzlich verzeichnet das Unternehmen zwar ordentliches Umsatzwachstum, von der Gewinnschwelle dürfte das Unternehmen aber noch meilenweit entfernt sein. So meldete das Management für Q1 2019 einen Umsatzanstieg von 236,9 Millionen auf 260,7 Millionen Euro (+15,1 Prozent), beim EBITDA gab es allerdings keinen Meilenstein zu vermelden, schließlich haben sich die Quartalsverluste lediglich von 27,8 Millionen auf 25,5 Millionen Euro verringert.
Wenig profitables Geschäftsmodell
Nach dem verpatzten Börsenstart dürfte rund ein Fünftel der Anteile im Besitz der deutschen Beteiligungsgesellschaft Rocket Internet sein. Ursprünglich wollte man die Beteiligungsquote reduzieren, was gründlich misslang. Als größter Einzelinvestor fungiert hingegen weiterhin der schwedische Investor Kinnevik, dessen Anteil nun bei 37 Prozent liegen dürfte. Für Privatanleger stellt sich ohnehin die Frage: Warum soll man Aktien kaufen, während wichtige Ankeraktionäre eine Reduktion ihrer Beteiligungsquote anstreben? Ein überzeugendes Geschäftsmodell wäre beispielsweise ein wichtiges Kaufargument. Ob dies auf den Online-Verkauf von Mode zutrifft, darf jedoch bezweifelt werden. Im Grunde genommen kann man Global Fashion Group als ein ins Ausland exportiertes Zalando-Plagiat betrachten, dem das Überschreiten der Gewinnschwelle nach seiner Gründung im Jahr 2011 bislang noch nicht gelungen ist.
Das Chance/Risiko-Verhältnis spricht derzeit nicht gerade für einen Einstieg bei der Global Fashion Group. Sowohl bei den allgemeinen Geschäftsperspektiven als auch bei den Gewinnaussichten des Unternehmens bestehen nämlich erhebliche Unsicherheiten. Aus diesem Grund bietet sich in der aktuellen Marktlage kein Kauf, sondern lediglich das Beobachten des Börsenneulings an. Um einiges aussichtsreicher kann man bspw. den deutschen Online-Modehändler Zalando einstufen. Ihm gelang der Sprung in die Gewinnzone bereits im Jahr 2014. So richtig billig scheint das Papier aber bei einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von über 100 (für 2018) auch nicht zu sein.