Nach so einem Ausverkauf ist eine Assetklasse normalerweise reif für eine Erholung, aber on und wann diese nachhaltige bei Goldaktien einsetzen wird, ist derzeit noch offen. Eindeutige charttechnische Kaufsignale gibt es jedenfalls noch nicht.
Vergleichsweise gut haben sich in der Tristesse rund um Gold zumindest im relativen Vergleich die so genannten Royalty Companies gehalten. Dahinter stecken Gesellschaften, die damit Geld verdienen, indem sie Goldproduzenten Finanzierungskapital zur Verfügung stellen. Im Gegenzug erhalten sie dafür entweder einen Erlösanteil aus den künftigen Goldverkäufen oder sie werden direkt mit physischem Gold bezahlt.
Dieses Geschäftsmodell kommt auch deshalb an bei den Investoren, weil es nicht so riskant ist wie jenes der reinen Goldproduzenten. Das hat auch damit zu tun, dass so ein Unternehmen mit wenigen Mitarbeitern geführt werden kann und die Kosten somit niedrig gehalten werden können. Auch deshalb sind die Eigenkapitalrenditen höher als bei den Goldproduzenten, die Buchwerte halten sich ebenfalls deutlich besser in Abschwungphasen und auch die Cash-Flow-Margen fallen im relativen Vergleich überdurchschnittlich hoch aus.
Speziell in einem schwierigen Umfeld wie aktuell können die Royalty Companies ihre Vorteile ausspielen. Denn wenn Goldhersteller in Schwierigkeiten stecken, sind sie auf externe Geldgeber angewiesen und Royalty Companies können die Vertragsbedingungen dann mehr zu ihren Gunsten bestimmen.
Auch die Analysten beim kanadischen Broker Canaccord Genuity sehen derzeit keinen Mangel an attraktiven Investmentmöglichkeiten. Im Schnitt trauen sie den Royalty Companies auch deshalb weitere Kursgewinne zu. Auf Basis traditioneller Bewertungskennziffern würden diese Gesellschaften zwar keinen günstigen Eindruck machen, doch höhere Bewertungen seien in diesem Bereich traditionell üblich. Bei einem langfristig unterstellten durchschnittlichen Goldpreis von 1.290 Dollar je Feinunze wird bei den Branchenvertretern im Schnitt ein Kursplus von 20 Prozent für möglich gehalten.
Auf den nachfolgenden Seiten stellen wir fünf dieser Aktien vor, vier aus dem Gold-, eine aus dem Silberbereich. Direkt als Kauf werden zwar nur drei dieser Titel von Canaccord Genuity eingestuft. Bei allen fünf Werten liegt das Kursziel aber über den derzeitigen Kursen. In der Spitze beträgt das Kurspotenzial 43 Prozent.
Auf Seite 2: Canaccord Genuity Royalty Company Nummer eins: Sandstorm Gold Ltd.
Canaccord Genuity Royalty Company Nummer eins: Sandstorm Gold Ltd. (WKN: A1J X9B, 4,15 Kanada-Dollar, 3,048 Euro, die Kursangaben beziehen sich auf den Stand vom 25. Mai)
Mit einem Börsenwert von 361,40 Millionen Euro handelt es sich bei Sandstorm Gold um die mit Abstand kleinste Royalty Company unter den fünf vorgestellten Titeln. Zudem wird dieser Gesellschaft von 2015 bis 2018 kaum ein Umsatzwachstum zugetraut und die Lebensdauer der Reserven ist neun Jahren eher gering.
Im Gegenzug ist die Gesellschaft aber auch nur mit einem Verhältnis von Kurs zum Nettoinventarwert von 1,06 ausgestattet. Das ist relativ niedrig, liegt der Schnitt der fünf betrachteten Werte doch bei 1,36. Auch beim Kurs-Buchwert-Verhältnis bewegt sich die Relation mit 0,93 unter dem Durchschnitt von 1,75. Bei der Relation Kurs zum Cash Flow kommt Sandstorm auf 12,5, während der Durchschnittswert deutlich höhere 22,7 beträgt.
Bei der Würdigung der Bewertungsrelationen ist zwar auch der Größennachtteil zu beachten, bei Canaccord Genuity hält man die Aktie auf diesem Niveau aber dennoch für unterbewertet. Als fair werden beim Verhältnis von Kurs zum Nettoinventarwert beispielsweise 1,35 angesehen.
Als Kursziel werden 5,25 Kanada-Dollar genannt. Dies lässt dem Kurs theoretisch ein Potenzial von 26,5 Prozent nach oben. Dieses schon kurzfristig zu erschließen wird aber erschwert durch einen nach wie vor intakten charttechnischen Abwärtstrend. Aber vielleicht kann dieser beendet werden, falls im Laufe der Zeit mehr als die derzeit 14 unter den insgesamt 70 Beteiligungen die Produktion aufnehmen.
In den ersten drei Monaten 2015 stieg der operative Cash Flow von 7,0 Millionen auf 8,1 Millionen und die durchschnittlichen Cash-Kosten sanken von 355 auf 323 Dollar pro Unze Goldäquivalent.
Auf Seite 3: Canaccord Genuity Royalty Company Nummer zwei: Osisko Gold Royalties Ltd.
Canaccord Genuity Royalty Company Nummer zwei: Osisko Gold Royalties Ltd. (WKN: A11 5K2, 17,75 Kanada-Dollar, 13,204 Euro)
Eine Marktkapitalisierung von 1,24 Milliarden Euro macht Osisko Gold zwar deutlich größer als Sandstorm, aber auf dieser Basis hinkt diese Royalty Company noch immer deutlich hinter den drei anderen Branchenvertretern her. Positiv sticht hier dafür aber das von Canaccord Genuity von 2015 bis 2018 unterstellte Umsatzwachstum von 41 Prozent heraus.
Außerdem ist die Gesellschaft schuldenfrei und die Cash-Flow-Spanne fällt auf Basis der Schätzungen für 2015 mit 73 Prozent überdurchschnittlich hoch aus. Die Bewertungsrelationen sind insgesamt betrachtet wenig auffällig. Entstanden ist die Gesellschaft in der heutigen Form übrigens erst im Juni 2014 durch die freundliche Übernahme der Osisko Mining Corp. durch Agnico Eagle und Yamana Gold. Dadurch sitzt man zwar vor allem auf zwei erstklassigen Minen, die Fähigkeiten zum weiteren Ausbau des Geschäfts muss der Vorstand aber erst noch liefern.
Wenig aussagekräftig ist vor dem Hintergrund der noch jungen Unternehmensgeschichte auch die Charttechnik. Wobei es die Notiz in diesem Jahr bisher immerhin geschafft hat, ein kleines Plus einzufahren. Dabei geholfen hat auch das Mitte Mai veröffentlichte Ergebnis für das erste Quartal. Denn das Nettoergebnis verbesserte sich da bei den fortgeführten Aktivitäten von minus 3,5 Millionen Dollar auf plus 10,2 Millionen Dollar.
Zudem wurde die Aufnahme einer Dividendenzahlung beschlossen. Zu Beginn werden demnach für das abgelaufene Quartal 0,03 Dollar je Aktie ausgeschüttet. Canaccord Genuity sieht in dem Titel dennoch nur eine Halteposition. Das Kursziel von 19,00 Kanada-Dollar liegt aber sieben Prozent über der aktuell gültigen Notiz.
Auf Seite 4: Canaccord Genuity Royalty Company Nummer drei: Royal Gold Inc.
Canaccord Genuity Royalty Company Nummer drei: Royal Gold Inc. (WKN: 885 652, 64,42 US-Dollar, 58,361 Euro)
Über eine sehr viel längere Historie als die noch junge Osisko Gold verfügt die bereits 1991 gegründete Royal Gold. Nach einer sehr guten Phase von 2011 bis 2012 hat der Aktienkurs seitdem aber Probleme damit, weiter nachzulegen. Aktuell steckt die Notiz charttechnisch gesehen in einem mittelfristigen Seitwärtstrend fest, ohne absehbare Signale für einen Ausbruch.
Nicht entscheidend beflügelt haben den Kurs auch die unlängst veröffentlichten Zahlen für das am 31. März zu Ende gegangene dritte Quartal im Geschäftsjahr 2014/15. Dabei stieg der Umsatz da um 28 Prozent auf 74,1 Millionen Dollar und der den Aktionären anrechenbare Gewinn kam von 20,1 Millionen auf 25,0 Millionen Dollar voran.
Das Unternehmen überzeugt ansonsten mit einem hohen Cash-Flow, ansehnlichen Gewinnspannen und es wird auch eine Dividende gezahlt. Zuletzt wurde eine Quartalsausschüttung von 0,22 Dollar je Aktie vorgenommen, wobei das Unternehmen seit 2001 die Jahresdividende stetig angehoben hat. Die Rendite bewegt sich mit rund 1,4 Prozent dennoch in überschaubaren Bahnen.
Vier Operationen machen bei Royal Gold 70 Prozent des Nettoinventarwertes aus. Dem Unternehmen zufolge verfügt man über 38 produzierende und 23 sich noch in der Aufbauphase befindliche Beteiligungen.
Canaccord Genuity hat den Wert als Halteposition eingestuft. Das Kursziel beträgt 72,50 Dollar, woraus sich ein Kurspotenzial von 12,5 Prozent ergibt. Als faire Bewertungsrelationen werden damit beim Verhältnis von Kurs zum Nettoinventarwert von 1,60 unterstellt und beim Kurs-Buchwert-Verhältnis 1,97.
Auf Seite 5: Canaccord Genuity Royalty Company Nummer vier: Franco-Nevada Corp.
Canaccord Genuity Royalty Company Nummer vier: Franco-Nevada Corp. (WKN: A0M 8PX, 64,71 Kanada-Dollar, 48,065 Euro)
Wirklich eine reife Leistung vollbracht haben in den vergangenen Jahren die im kanadischen S&P/TSX Composite Index enthaltenen Aktien von Franco-Nevada. Denn seit Oktober 2008 hat sich die Notiz auf Kanada-Dollar-Basis in der Spitze versechsfacht und damit hat sich der Titel um Längen besser geschlagen als die meisten Goldaktien. Das Unternehmen selbst bezeichnet sich vermutlich auch deshalb als das Goldinvestment, das funktioniert.
Für Canaccord Genuity ist Franco-Nevada derzeit die attraktivste Royalty Company im Goldbereich. Den Analysten gefällt das breit aufgestellte Portfolio, das nicht nur Unternehmen verschiedener Größe beinhaltet, sondern neben Gold auch andere Rohstoffe. Die zehn größten Beteiligungen machen 58 Prozent des Nettoinventarwertes aus, was ein relativ niedriger Anteil ist. Die Aufstellung mache die Gesellschaft einzigartig, heißt es.
Seit 2008 ist es gelungen, im Schnitt eine Eigenkapitalrendite von 10,7 Prozent pro Quartal zu erwirtschaften. Selbst im schwächsten Quartal wurde die Eigenkapitalrendite nicht negativ und die höchste Abschreibung in einem Quartal betrug umgerechnet drei Prozent gemessen am Anlegerkapital. Außerdem wird eine Dividende ausgeschüttet und seit der Gründung im Jahr 2008 wurden inklusive Aktienrückkäufen 18,4 Prozent an die Aktionäre zurückgezahlt.
Allerdings stellt sich auf der erreichten Basis auch die Luxusfrage, welche neuen Beteiligungen noch eingegangen werden können, die entscheidenden Einfluss auf bessere Geschäftsaussichten nehmen können. Für Investitionen stehen derzeit rund 800 Millionen Dollar zur Verfügung und als Anleger kann man nur hoffen, dass dafür lukrative Investmentoptionen gefunden werden.
Im abgelaufenen Quartal stieg der Umsatz von 104,1 Millionen auf 109,2 Millionen Dollar. Der adjustierte Nettogewinn fiel von 35,4 Millionen auf 22,9 Millionen Dollar, doch der operative Cash Flow verbessertes sich von 63,6 Millionen auf 69,4 Millionen Dollar. Als Quartalsdividende werden im Juni 0,21 Dollar je Aktie ausgeschüttet. Canaccord Genuity nennt als Kursziel 76,50 Kanada-Dollar. Das basiert auf einem als fair unterstellten zweifachen Nettoinventarwert sowie einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 2,5. Das Kursziel liegt 18,2 Prozent über den aktuellen Notierungen.
Auf Seite 6: Canaccord Genuity Royalty Company Nummer fünf: Silver Wheaton Corp.
Canaccord Genuity Royalty Company Nummer fünf: Silver Wheaton Corp. (WKN: A0D PA9, 23,82 Kanada-Dollar, 17,67 Euro)
Die auf den Cayman Islands ansässige Silver Wheaton ist wie der Name schon andeutet primär im Silberbereich aktiv. Der Vorstand plant aber eine verstärkte Ausweitung der Aktivitäten in das Goldsegment. Das hat letztlich auch mit dem Wunsch zu tun, etwas die Abhängigkeit von dem typischerweise volatiler als Gold ausschlagenden Silber zu verringern. Falls es damit gelingt, die Volatilität zu senken, sollte das der Bewertung und dem Kurs helfen.
Für Canaccord Genuity ist der Titel aber auch schon jetzt der bevorzugte Wert unter den Royalty Companies. Zu den Vorzügen zählt eine breite Aufstellung durch Investment in zahlreiche Projekte und die bewiesene Fähigkeit, immer wieder neue Kooperationen einzugehen. Das Wachstumsprofil wird als gut bezeichnet, den vorhandenen Reserven wird die beste Lebensdauer (26 Jahre) bescheinigt und man habe die besten Pfeile für einen Ausbau der Geschäfte im Köcher.
Allerdings lief es zuletzt nicht ganz rund. Ablesen lässt sich das an den Geschäftszahlen für das abgelaufene Quartal. Der Umsatz sank da um 21 Prozent von 165,4 Millionen auf 130,5 Millionen Dollar und der Nettogewinn ging sogar um 38 Prozent auf 49,4 Millionen Dollar zurück. Die durchschnittlichen Cash-Kosten sind gleichzeitig von 4,57 Dollar auf 4,46 Dollar pro Unze Silberäquivalent, gefallen. Als Quartalsdividende sollen Anfang Juni 0,05 Dollar je Aktie gezahlt werden.
Was die Bewertung angeht, werde Silver Wheaton gegenüber der Konkurrenz auf Basis der Schätzungen für 2016 mit einem Abschlag beim Unternehmenswert zum Cash Flow als auch beim Verhältnis vom Kurs zum Nettoinventarwert gehandelt. Bei Erreichen des Kursziels von 34,00 Kanada-Dollar würde sich das Verhältnis vom Kurs zum Nettoinventarwert bei 1,65 bewegen, was als gerechtfertigt bezeichnet wird. Daran gemessen hätte die Notiz ein Potenzial von fast 43 Prozent. Zu bedenken ist aber, dass der Kurs schon seit einiger Zeit in einem charttechnischen Seitwärtstrend feststeckt und es derzeit noch keine Anzeichen für einen Ausbruch nach oben gibt.