Der Goldpreis ist in dieser Woche in der Spitze auf knapp 1.750 Dollar je Feinunze gestiegen. In Euro hat das Edelmetall sogar ein neues Rekordhoch von fast 1.600 Euro je Feinunze erreicht. Es profitierte dabei laut Commerzbank von den nach wie vor großen Unsicherheiten rund um das Coronavirus, auch wenn sich die Aktienmärkte jüngst freundlich zeigten.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) habe am Dienstag außerdem zu Beginn seiner Frühjahrstagung eine ziemlich düstere Prognose für die globale Wirtschaft aufgestellt. Demnach soll die Weltwirtschaft in diesem Jahr um drei Prozent schrumpfen. Dies sei die schlimmste Rezession seit der Großen Depression in den 1930er Jahren. Noch im Januar hatte der IWF ein Wachstum von 3,3 Prozent erwartet. Sollte sich diese Einschätzung bewahrheiten, könnten die Regierungen und Zentralbanken weitere fiskal- und geldpolitische Unterstützungsmaßnahmen ergreifen, wodurch sich der ohnehin schon große Schuldenberg vieler Länder noch weiter auftürmen würde. Hiervon wiederum sollte Gold in seiner Eigenschaft als wertstabile Anlage profitieren, so die Commerzbank.

Gestiegen ist zuletzt aber nicht nur der Goldpreis, sondern auch die Notierungen der Goldaktien sind im Schnitt angesprungen. BÖRSE ONLINE berichtet, was hinter dem großen Anlegerinteresse an dem Edelmetall steckt, warum die Commerzbank und die Raiffeisenbank International ihre Prognosen für den Goldpreis angehoben haben und warum der Finanzdienstleister Canaccord Genuity die Goldaktien am Beginn eines nachhaltigen und dynamischen Aufwärtsschubs sieht.

Goldpreis trotzt dem festen Dollar



Der Goldpreis ist Mitte April auf knapp 1.750 Dollar je Feinunze gestiegen, den höchsten Stand seit November 2012, schreibt Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch in einer aktuellen Studie. Seit Mitte März sei der Preis damit um fast 300 Dollar gestiegen. Der Preisanstieg sei umso bemerkenswerter, da gleichzeitig der Dollar sehr stark sei. Der handelsgewichtete USD-Index habe Ende März sogar ein 3-Jahreshoch erreicht. Normalerweise stelle dies für Gold einen Belastungsfaktor dar.

Im Marktumfeld hoher Unsicherheit über den Fortgang der Corona-Krise und deren kaum bezifferbaren wirtschaftlichen Auswirkungen könne Gold dem ebenfalls als sicheren Hafen geltenden US-Dollar allerdings Paroli bieten. In zahlreichen anderen Währungen habe Gold in diesem Jahr bereits neue Allzeithochs markiert. So habe die Feinunze erstmals fast 1.600 Euro erreichte, knapp 1.400 Britische Pfund und mehr als 2.750 Australische Dollar. Auch in Währungen wichtiger Goldnachfrageländer wie Indien und Türkei habe der Goldpreis Rekordniveaus erreicht, zuletzt auch in China.

Auslöser für den Preisanstieg, der Mitte Februar eingesetzt und im März an Dynamik gewonnen habe, sei die rasche Ausbreitung des Coronavirus auf immer mehr Länder außerhalb Chinas. Zunächst habe es Südkorea, Iran und Italien getroffen, kurz darauf auch Deutschland, Frankreich, Spanien und viele andere Länder Europas. Seit Mitte März habe auch die USA einen rasanten Anstieg der Infektionszahlen verzeichnet.

Seit Ende März seien die USA das Land mit den meisten bestätigten Covid-19-Fällen. Dadurch seien die Aktienmärkte im März weltweit stark unter Abgabedruck geraten. Die US-Aktienindizes hätten den stärksten Einbruch seit dem Schwarzen Montag 1987 erlebt. Der Volatilitätsindex des S&P 500 habe den größten Anstieg seit der großen Finanzkrise 2008 verzeichnet. Der Anstieg der Risikoaversion und die dadurch ausgelöste Flucht in sichere Häfen hätten im Umkehrschluss für einen kräftigen Rückgang der Anleiherenditen gesorgt. Die Rendite für 10-jährige US-Staatsanleihen sei auf ein Rekordtief gefallen.

Die Renditen deutscher Bundesanleihen seien ebenfalls deutlich abgesackt und kurzzeitig unter das im Spätsommer 2019 verzeichnete Allzeittief gefallen. Sämtliche Bundesanleihen bis einschließlich 30 Jahren Laufzeit hätten zwischenzeitlich eine Rendite von unter null Prozent aufgewiesen. Im Zuge dieser Entwicklung habe auch das globale Volumen von Anleihen mit negativer Nominalrendite wieder deutlich zugenommen. Mit 14,9 Billionen Dollar habe es Anfang März das höchste Niveau seit September 2019 erreicht. Der danach einsetzende Renditeanstieg habe das Volumen der Anleihen mit negativer Rendite zwar wieder auf weniger als zehn Billionen Dollar schrumpfen lassen. Da dieser Umstand vor allem auf die erwartete massive Ausweitung der Staatsverschuldung zurückzuführen gewesen sei, sei Gold davon allerdings nicht belastet worden.


Goldpreis profitiert von der Notenbankpolitik



Um der weiteren Ausbreitung des Coronavirus Einhalt zu gebieten, haben Regierungen rund um den Globus in einem bislang noch nie dagewesenen Ausmaß das öffentliche Leben und die Wirtschaftsaktivität eingeschränkt, so Fritsch. Wegen der zu erwartenden negativen Auswirkungen des mehrwöchigen Lockdown auf die Konjunktur- und Arbeitsmarktentwicklung hätten Regierungen und Zentralbanken auf beiden Seiten des Atlantiks in kürzester Zeit bislang beispiellose Stützungsmaßnahmen ergriffen. Die US-Notenbank Fed habe ihren Leitzins im März zweimal außerplanmäßig auf null Prozent gesenkt. Zudem habe sie ein zeitlich und mengenmäßig unbegrenztes Anleihenkaufprogramm initiiert. Die derzeit getätigten Anleihekäufe überträfen die während des letzten ("QE3") um ein Vielfaches. Für die Menge, welche die Fed aktuell in einer Woche kaufe, habe sie während QE3 mehr als vier Monate gebraucht.

Hinzu kämen verschiedene Kreditfazilitäten zur Unterstützung von Unternehmen, Gebietskörperschaften und Banken. Diese könnten in der Summe ein Volumen von bis zu 2,3 Billionen Dollar erreichen. Die Bilanzsumme der Fed, die bereits seit letzten Herbst wegen geldmarktstabilisierender Käufe kurzlaufender T-Bills und Repo-Geschäften merklich gestiegen sei, sei zuletzt geradezu explodiert. In den vier Wochen bis zum 1. April sei sie um 1.500 Milliarden Dollar gestiegen, was sogar den Anstieg während der Lehman-Krise in den Schatten stelle. Sie könnte weiter bis auf zehn Billionen Dollar anschwellen. Ähnliches lasse sich über die EZB sagen. Im März habe sie in kurzer Abfolge zwei Anleihekaufprogramme aufgelegt, die sich zusammen auf mehr als eine Billion Euro summierten.

Die US-Regierung habe darüber hinaus ein Hilfspaket in Höhe von zwei Billionen Dollar inklusive Helikoptergeld für private Haushalte beschlossen; die deutsche Bundesregierung eines von 750 Milliarden Euro. Die Staatsverschuldung in den USA dürfte daraufhin so stark steigen wie zuletzt Ende des 2. Weltkriegs, in Deutschland so stark wie seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 nicht. Möglicherweise müssen zusätzlich noch milliardenschwere Stimulierungsmaßnahmen beschlossen werden, um den zu erwartenden Absturz der Konjunktur nach dem Ende des Lockdown abzufedern.

Neben der Fed und der EZB hätten zudem praktisch alle maßgeblichen Zentralbanken ihre Zinsen im Zuge der Corona-Krise massiv gesenkt und mehrere weitere Staaten hätten schuldenfinanzierte Hilfspakete aufgelegt. Die EU-Finanzminister hätten sich nach zähen Verhandlungen auf ein 500 Milliarden Euro schweres Hilfsprogramm zur Unterstützung besonders von der Corona-Pandemie betroffener Länder wie Italien und Spanien geeinigt. Der Streit um sogenannte Corona-Bonds sei dagegen bislang nicht beigelegt worden. Somit bleibe die EZB als Käufer der letzten Instanz gefordert, um ein unerwünschtes Ansteigen der Anleiherenditen der hochverschuldeten Länder im Süden der Eurozone zu unterbinden. Zudem habe die EZB zuletzt die Besicherungsregeln gelockert, was es ihr ermögliche, künftig auch griechische Anleihen kaufen zu können. Dies alles spreche für einen weiter steigenden Goldpreis in Euro.



ETF-Bestände auf einem Rekordniveau



In einem derartigen Marktumfeld ist Gold laut Commerzbank als zinslose Anlage und Krisenwährung gefragt. Die Gold-ETFs hätten im März laut Daten des World Gold Council Zuflüsse von gut 150 Tonnen verzeichneten. Das sei der stärkste Monatszufluss seit Februar 2016 gewesen. Im ersten Quartal seien die ETF-Bestände um knapp 300 Tonnen gestiegen, ebenfalls so viel wie zuletzt Anfang 2016. Sie hätten damit ein Rekordniveau von 3.185 Tonnen erreicht. Nordamerika und Europa hätten dabei nahezu gleich große Zuflüsse verzeichnet. Im April hätten die ETF-Zuflüsse angehalten, obwohl sich die Aktienmärkte von ihren Tiefs merklich hätten erholen können. Betrachte man die Gold-ETFs als einen Marktakteur, so hielten nur die Fed und die Bundesbank noch größere Goldbestände. Auch die Münzabsätze sei im März merklich angezogen. Der Absatz von US-Goldmünzen sei nach langer Durststrecke mit 151,5 Tausend Unzen auf das höchste Niveau seit Juli 2015 gesprungen.

Allerdings habe die scharfe Preiskorrektur in der zweiten Märzwoche gezeigt, dass der Goldpreis auch in einem von hoher Risikoaversion geprägten Marktumfeld vor Rückschlägen nicht gefeit sei. Binnen fünf Handelstagen sei der Preis um 15 Prozent eingebrochen, was den stärksten Rückgang in einem derartigen Zeitraum der letzten fünf Jahre bedeutet habe. Zwischenzeitlich habe Gold damit sogar sämtliche Gewinne seit Jahresbeginn wieder abgegeben.

Dabei dürften Zwangsverkäufe durch Investoren zum Ausgleich von Verlusten in anderen Anlageklassen wie Aktien sowie zur Erfüllung von Nachschussverpflichtungen (sogenannte. Margin Calls) und das Glattstellen von zuvor eingegangenen Long-Positionen durch spekulative Anleger eine entscheidende Rolle gespielt haben. Die spekulativen Netto-Long-Positionen seien in diesem Zeitraum zumindest deutlich gesunken. Der Preisrückschlag habe sich allerdings als kurzlebig erwiesen. Nach der letzten Fed-Zinssenkung sowie der Bekanntgabe unlimitierter Anleihekäufe sei der stärkste Wochenanstieg seit Ende 2008 gefolgt. Damit sei Gold dem gleichen Muster wie in der Finanzkrise vor 11½ Jahren gefolgt. Auch damals sei Gold zunächst unter Druck geraten, danach aber kräftig gestiegen.

Im Zuge der staatlichen Zwangsmaßnahmen zur Eindämmung der Corona-Krise hätten auch die Schweizer Goldraffinerien Ende März für zwei Wochen ihren Betrieb einstellen müssen. Dies habe zur Unterbrechung der Lieferketten und einer Verknappung von physischem Gold in Form von Münzen und Barren gesorgt, so dass die Nachfrage der privaten Kunden zeitweise nicht mehr bedient werden konnte. Die Raffinerien in der Schweiz verarbeiteten etwa ein Drittel des weltweiten Goldangebots. Die Produktionsunterbrechung in den Raffinerien habe auch zu heftigen Preisbewegungen am Terminmarkt an der Comex in New York geführt. Zeitweise habe der Preis für den nächstfälligen Gold-Terminkontrakt bis zu 70 USD bzw. vier Prozent über dem Spotpreis in London gehandelt. Denn es sei befürchtet worden, dass die Comex-Goldbestände nicht ausreichen würden, um die Abwicklung der Terminkontrakte bei physischer Auslieferung zu gewährleisten.

Mittlerweile hätten die Raffinerien in der Schweiz wieder den Betrieb aufgenommen, auch wenn sie vom Normalbetrieb noch immer weit entfernt seien. Zudem seien die Goldbestände an der Comex zuletzt deutlich gestiegen. Sie hätten Anfang April mit 15,9 Millionen Unzen das höchste Niveau seit Beginn der Aufzeichnungen 1992 erreicht. Die Sorge vor disruptiven Lieferengpässen sei dennoch nicht gebannt. Denn die meisten der neu eingelieferten Goldbarren entsprächen nicht der Losgröße von 100 Unzen, die für die bestehenden Terminkontrakte an der Comex vorgeschrieben sei. Der Preisaufschlag für kurzfristig lieferbares Gold gegenüber dem Spotpreis liege daher noch immer deutlich höher als vor der Schließung der Raffinerien. Der Preis für den meistgehandelten Terminkontrakt mit Fälligkeit im Juni habe im Zuge dessen Mitte April mit 1.790 USD je Feinunze das höchste Niveau seit Oktober 2012 erreicht.



Umfeld spricht weiterhin für eine robuste Nachfrage nach Gold als sicheren Hafen



Deutliche Bremsspuren habe die Corona-Krise hingegen bei der physischen Nachfrage in wichtigen asiatischen Konsumentenländern wie China und Indien sowie in den Ländern des Mittleren Ostens hinterlassen. Zwar habe sich das Leben in China allmählich wieder normalisiert. Bis sich dies in einer höheren Goldnachfrage bemerkbar mache, werde es allerdings noch dauern. Die Anschaffung anderer Dinge dürfte für die Verbraucher in China zunächst noch Priorität genießen. In Indien sei die Goldnachfrage schon schwach gewesen, bevor die Regierung des bevölkerungsreichsten Landes der Erde Ende März einen landesweiten Lockdown verhängte. Selbst nach einer Aufhebung der Ausgangssperre sei angesichts rekordhoher lokaler Goldpreise kaum mit einer nennenswerten Nachfrageerholung zu rechnen. Bei den Ländern des Mittleren Ostens schmälere der Ölpreisverfall die Kaufkraft der dortigen Bevölkerung. Ebenfalls Bremsspuren seien bei den Zentralbankkäufen zu beobachten. Die russische Zentralbank wolle seit April kein Gold mehr kaufen. Damit falle der wichtigste Käufer der letzten Monate weg. Die chinesische Zentralbank übe sich schon seit letzten Herbst in Kaufzurückhaltung. Vereinzelt könnten auch Zentralbanken von Schwellenländern gezwungen sein, Gold zu verkaufen oder zu verpfänden, um an US-Dollar zu kommen und Finanzierungsschwierigkeiten zu überbrücken. Hierdurch käme die Rolle von Gold als "Groschen in der Not" zur Geltung. An Kaufinteressenten dürfte es dabei nicht mangeln, seien es andere Zentralbanken oder private Investoren. Die zu erwartenden schwerwiegenden Auswirkungen des globalen Lockdown auf Konjunktur und Finanzmärkte, die von den Zentralbanken und Regierungen in Gang gesetzte Geldflut sowie die ausufernde Staatsverschuldung sprächen für eine weiterhin robuste Nachfrage nach Gold als sicheren Hafen und ultimativen Rettungsanker. Gold könnte auch als Inflationsschutz zusätzlichen Glanz erlangen, wenn nach einer Lockerung des Lockdown die aufgestaute Nachfrage auf ein durch Produktionsstopp und unterbrochene Lieferketten noch für einige Zeit eingeschränktes Angebot von Gütern und Dienstleistungen treffen sollte. Die Commerzbank erhöht daher die Prognose für den Goldpreis am Jahresende auf 1.800 Dollar je Feinunze (bislang 1.650 Dollar). Dem liege die Erwartung zugrunde, dass die weltweite Corona-Pandemie im zweiten Halbjahr überwunden werde und sich die Lage an den Märkten entsprechend beruhige. Noch höheren Preisen dürfte die schwächere Nachfrage in Asien sowie der Zentralbanken entgegenstehen. Denn dadurch steige die Abhängigkeit von der Investmentnachfrage. Zwischenzeitlich seien auch höhere Niveaus möglich, falls beispielsweise die Spekulanten auf den Zug aufspringen. Diese hätten sich nach dem Ausverkauf Mitte März mit neuerlichen Engagements zurückgehalten. Letztere könnten dann allerdings auch wieder für Korrekturbewegungen sorgen. Die Preisprognosen für Silber, Platin und Palladium hat die Commerzbank nur geringfügig angepasst.


Goldpreis reitet auf Liquiditätswelle der Notenbanken



Aus der Sicht von Raiffeisenbank International-Analyst Valentin Hofstätter hat sich der Goldpreis bisher wie zuletzt hausintern in Aussicht gestellt weiterhin sehr ähnlich zum Muster nach der Lehman-Krise (2008) entwickelt. Während des schärfsten Abverkaufs an den Finanzmärkten (2. und 3. Märzwoche 2020) hätten in der allgemeinen Panik und dem Hunger nach "Liquidität um jeden Preis" selbst vermeintlich "sichere Assets" wie Edelmetalle herbe Kursverluste hinnehmen müssen. Der Goldpreis habe da zwischenzeitig im Tief rund 14 Prozent und das üblicherweise in beide Richtungen deutlich volatilere Silber sogar fast 40 Prozent unter seinen nur wenige Wochen zuvor erreichten Niveaus (mit Gold im Tief bei rund 1.460 Dollar, Silber unter 12 Dollar) notiert.

Das wie erwartet allerdings eine ausgezeichnete Kaufgelegenheit gewesen, sowohl kurz- als auch langfristig. Denn seither hätten alle großen Notenbanken (und am wichtigsten die USA) den Markt mit Liquidität geflutet. In einem Ausmaß, das selbst die Reaktion auf die Lehman-Krise in den Schatten stelle.

Dementsprechend rasch hätten sich (auch) die Edelmetallpreise erholen können. Gold habe inzwischen mit gut 1.700 Dollar das Ende März nach oben genommenes Kursziel von 1650 Dollar sogar bereits übertroffen. Auch damit sei vom Verlauf her eine ähnliche Entwicklung wie 2008 zu beobachten.

Inzwischen erholen sich auch Aktienmärkte und andere konjunktursensitive Märkte. Und die aus der Sicht der Raiffeisenbank International begründete Hoffnung wachse, dass die Maßnahmen gegen die Epidemie Wirkung zeigen, man ab Mai schrittweise zu weniger wirtschafsschädlichen Maßnahmen übergehen könne, und sich die Volkswirtschaften entsprechend ab dem Sommer wieder sukzessive erholen. Entsprechend optimistisch sind die Analysten (trotz des bereits erfolgten jüngsten Aktienmarktrebounds) auf 6 und 12 Monatssicht für die weitere Entwicklung von Konjunktur und Aktienmärkten. Daher stellt sich laut Hofstätter die Frage, ob die beste Phase für den Goldpreis bereits wieder vorbei ist?

Seine Antwort darauf lautet nein. Denn beim hausinternen Szenario bleibt die Geldpolitik der Notenbanken (weltweit und in den USA) trotz schrittweiser Konjunkturverbesserung weiterhin beispiellos expansiv. Diese Liquiditätsflut stütze nicht nur Finanzmärkte (wie den Aktienmarkt) sondern auch physische Asset-Preise, und hier insbesondere Edelmetalle. In einem solchen Umfeld sei es nicht ungewöhnlich, dass sowohl Aktienmärkte als auch Edelmetallpreise längere Zeit gemeinsam nach oben tendierten. Und das ganz ohne, dass die Inflationsrate dazu stark steigen müsse.

Auch hier biete die Phase nach Lehman ein gutes Anschauungsbeispiel: Ab März 2009 Habe ein neuer Aktien-Bullenmarkt und eine solide Konjunkturerholung gestartet - trotzdem Habe sich in den folgenden drei Jahren der Goldpreis verdoppelt!

Soviel will Hofstätter dieses Mal nicht in Aussicht stellen, denn immerhin befinde sich der Goldpreis bereits nahe seiner historischen Höchststände. Man ist aber der Überzeugung, dass das Notenbank-Umfeld vorerst für weitere Goldpreisanstiege weiterhin sehr förderlich bleibt - selbst ohne zusätzliche Lockerungsschritte.

Gefährlich werde es für den Goldpreis, sobald die großen Volkswirtschaften (auch hier wieder vor allem die USA) zu solidem Wirtschaftswachstum zurückgefunden haben (was dieses Mal schon deutlich früher - 2021 - als nach Lehman der Fall sein sollte. Und vor allem sobald die Lage als so stabil angesehen wird, dass insbesondere die US-Notenbank wieder beginnt ihre Liquiditätsflut zurückzuführen (bzw. der Markt ernsthaft beginnt das einzupreisen).

Dann seien auch Goldpreisrückgänge von rund 50 Prozent (und zwar nachhaltig über viele Jahre, wie zuletzt in der Phase 2011-2015) durchaus realistisch. Insofern bleibe Gold ein extrem volatiles Asset (volatiler als ein breit diversifizierter Aktienmarkt) und kein Liquiditätsersatz. Bis dahin dürfte aber zumindest in diesem Jahr noch das Notenbank-Umfeld weitere Goldpreisanstiege begünstigen.

Raiffeisenbank International trägt dem Rechnung, indem man die eigenen Preisprognosen noch weiter nach oben genommen hat und 2020 noch einen Test der alten Allzeithochs (rund 1.900 Dollar) erwarten. Bleibe die Notenbankpolitik dann noch länger so expansiv, bestehe sogar eine gute Chance auf neue Allzeithochs. Die Neigung des Goldpreises, in solchen Phasen extremer Geldpolitik nach oben zu überschießen, sollte man nicht unterschätzen.

Die Goldpreis-Prognosen der Raiffeisenbank International


Historie lässt bei Goldaktien auf starke Gewinne hoffen



Was die Goldaktien angeht, so haben sich diese in den vergangenen Jahren deutlich schlechter entwickelt als der Goldpreis selbst. Im relativen Vergleich sind Goldaktien dadurch gegenüber Gold deutlicher günstiger, als das früher im Schnitt der Fall gewesen ist. Dreht sich der Wind und zeigen die Anleger wieder mehr Interesse an diesem Aktiensegment, dann sind Goldaktien erfahrungsgemäß aber auch schnell in der Lage, den Spieß umzudrehen und sehr stark zuzulegen.

Diesbezüglich gibt es neuerdings auch ernstzunehmende charttechnische Einstiegssignale. Denn führende Goldaktienindizes sind auf neue Zwischenhochs gestiegen. Das ist gleichbedeutend mit prozyklischen Kaufsignalen.

Die Analysten beim Finanzdienstleister Canaccord Genuity setzen vor diesem Hintergrund daruf, dass Phase 2 der zyklischen Aufwärtsphase bei den Goldaktien nunmehr begonnen hat. Der Auslöser dafür sei ein Schlusskurs des S&P/TSX-Goldindex über seinem Höchststand vom Juli 2016 gewesen, der das Ende von Phase 1 markiert habe.

Man habe in früheren Publikationen wiederholt über die beiden Phasen eines typischen Bullenmarktes für Gold berichtet. Wie die untenstehende Grafik zeigt, verlaufen Bullenmärkte bei den Aktien der Goldproduzenten in der Regel in zwei Schüben. Es habe zwar zugegebenermaßen länger gedauert als man zuletzt erwartet habe, bis sich Phase 2 entfaltet hat, aber dafür sei eben ein Regimewechsel erforderlich gewesen und dieser habe sich inzwischen eingestellt.

Gemeint sind damit die Inflationserwartungen der Marktteilnehmer. Denn es ging darum, dass die Anleger Gold nicht mehr primär als Schutz vor einer schwachen Wirtschaft und einem Einbruch am Aktienmarkt kaufen, sondern sie das Edelmetall als sicheren Hafen bei inflationären Tendenzen kaufen. Genau das sei inzwischen in der Form von deutlich gestiegenen Inflationserwartungen passiert.

Die gute Nachricht dabei sei, dass es nach Einschätzung von Canaccord Genuity aber noch länger dauern dürfte, bis die Inflationserwartungen wieder in den Bereich von 2,5-3,0 Prozent vordringen, in dem die Rallye bei Gold im Jahr 2011 ins Stocken geraten ist. Ansonsten erinnern die Anleger daran, dass die aus ihrer Sicht jetzt begonnene Phase 2 oft sehr dynamisch ausfallen kann. Wie der Grafik zu entnehmen ist, reichte es in den vier Bullenmärkten seit den 1907-er-Jahren im Schnitt da zu einem Plus von 160 Prozent.