Trotz der Erwartung einer strikteren Geldpolitik hat sich der Goldpreis in den letzten Wochen stabil entwickelt. Betrachtet man den vergangenen Monat ist der Goldpreis 1,7 Prozent im Plus. Am Montag liegt der Kurs je Feinunze bei rund 1840 US-Dollar.
Dies ist vor Hintergrund bevorstehenden Zinsanhebungen umso überraschender. Da das Edelmetall keine Zinsen abwirft, dürften andere Anlageklassen attraktiver erscheinen. Doch die Entwicklung scheint sich nicht negativ auf den Goldpreis auszuwirken. Steigende Zinsen müssen für den Goldkurs nicht immer schlecht sein. Dem World Gold Council WGC zufolge hat sich Gold infolge einiger Zinserhöhungen besser entwickelt als andere Anlageklassen. Ein halbes Jahr nach der jeweiligen Zinserhöhung habe der Goldpreis US-Aktien deutlich outperformed, sich also besser geschlagen.
Im dritten Quartal des vergangenen Jahres ging die Nachfrage nach Gold um sieben Prozent zurück. Die Nachfrage war jedoch zweigeteilt. Einerseits kauften Menschen mehr Schmuck, Barren und Münzen. Andererseits gab es vermehrt Kapitalabflüsse aus Gold-ETFs. Inzwischen hätten US-Investoren den physisch gedeckten Goldindexfonds wieder vermehrt Kapital zugeführt, kommentierte Daniel Briesemann, Rohstoffexperte der Commerzbank gegenüber dem Handelsblatt.
Wichtige Einflussfaktoren auf den Goldpreis sind die Inflation, der US-Dollarkurs und der Kryptomarkt. Eine Erklärung, warum der Goldpreis vor Hintergrund der starken Inflation nicht stärker angestiegen ist, könnte die konkurrierende Anlageklasse Bitcoin sein. Viel Kapital ist anstatt in den Goldmarkt in den Kryptomarkt geflossen. Der oftmals gezogene Vergleich von Bitcoin mit Gold wird aber auch kritisiert. "Da Kryptowährungen im Allgemeinen als hochriskante Anlageklasse fungieren, nehmen Anleger in unsicheren Zeiten Reißaus, ähnlich wie an den Aktienmärkten," erklärte Krypto-Experte Timo Emden. Das sieht man aktuell beim Bitcoin-Kurs. Der Preis für einen Bitcoin fiel am Montag unter 33.000 US-Dollar.
Da Gold in US-Dollar gehandelt wird, könnte ein stärkerer Dollar den Goldpreis dämpfen. Durch die straffere Geldpolitik dürfte der Dollar aufgewertet werden. Ein starker Dollar würde den Preis für das Edelmetall verteuern und die Nachfrage aus dem Nicht-Dollar-Raum bremsen.
Auch geopolitische Spannungen können der Krisen-Währung Auftrieb verleihen. Die Angst vor einer Eskalation im Russland-Ukraine-Konflikt könnte den Goldpreis weiterhin stützen. Generell schneidet Gold in schwachen Marktphasen, welche unter anderem auch durch geopolitische Spannungen ausgelöst werden können, besser ab als andere Anlageklassen.
LB