Einmal pro Woche erfahren die Akteure an den Goldmärkten, welche Transaktionen kommerzielle Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) getätigt haben und wie sich dadurch deren Stimmung verändert hat. In der Woche zum 23. August war unter großen und kleinen Terminspekulanten diesbezüglich keine einheitliche Tendenz zu beobachten. Nahezu unverändert blieb auf Wochensicht mit aktuell 572.973 Kontrakten der Open Interest, also das allgemeine Interesse an Gold-Futures.
Keine einheitliche Tendenz war unter großen und kleinen Terminspekulanten auszumachen. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) der spekulativen Marktakteure machte sich dies per Saldo in einem moderaten Anstieg von 310.993 auf 317.475 Futures (+2,1 Prozent) bemerkbar. Deutlich optimistischer wurden hingegen die Großspekulanten, deren Netto-Long-Position innerhalb einer Woche von 283.851 auf 294.609 Futures (+3,8 Prozent) angezogen ist, was vor allem durch einen überdurchschnittlich Aufbau der Long-Seite generiert wurde. Unter den Kleinspekulanten nahm hingegen die Skepsis zu. Dies ließ sich an der von 27.142 auf 22.866 Futures (-15,8 Prozent) rückläufigen Netto-Long-Position ablesen.
Die weitere Entwicklung von Dollar und Zinsen werden an den Goldmärkten derzeit besonders intensiv verfolgt und diskutiert. Zu beiden Einflussfaktoren wird dem gelben Edelmetall eine negative Korrelation nachgesagt. Sollten sie signifikant ansteigen, würde dem Goldpreis erheblicher Verkaufsdruck drohen. Bislang war dieser Reflex allerdings nicht sonderlich stark ausgeprägt. Vor sieben Wochen markierte das gelbe Edelmetall unterhalb von 1.370 Dollar den höchsten Stand seit über zwei Jahren und hat dieses Niveau bislang um lediglich 50 Dollar unterschritten.
Auf Seite 2: Gold - charttechnische Spannung steigt
Doch aus charttechnischer Sicht wächst nun die Spannung. Ungemach droht im Bereich der Marke von 1.300 Dollar. Hier verläuft nämlich eine wichtige Unterstützungszone, die bis ins Jahr 2014 zurückreicht. Wird sie nach unten durchbrochen, könnte erheblicher chartinduzierter Verkaufsdruck aufkommen. Da knapp unterhalb von 1.300 Dollar die mittelfristige 100-Tage-Linie angesiedelt ist, bestünde die Gefahr eines zusätzlichen Verkaufssignals. Das übergeordnete Chartbild sieht aber weiterhin ausgesprochen positiv aus, schließlich war der Anfang des Jahres erfolgte Ausbruch aus dem mehrjährigen Abwärtstrend und das damit einhergehende Überwinden der 200-Tage-Linie als klares Trendwechselsignal interpretiert worden. Da zudem die langfristige Durchschnittslinie von einem Abwärts- in einen steilen Aufwärtstrend gedreht hat, stehen die charttechnischen Ampeln trotz des jüngsten Rücksetzers weiterhin auf "Grün".
Unendlich groß fällt der "Kredit der Optimisten" allerdings nicht aus. Richtig ungemütlich könnte es werden, wenn die im Bereich von 1.220 Dollar angesiedelte 200-Tage-Linie verletzt wird, da in dieser Kurszone ein wichtiger charttechnischer Boden verläuft. Da die Finanzwelt derzeit alles andere als sorgenfrei ist, sollten sich Goldinvestoren (noch) keine allzu große Sorgen um die weiteren Perspektiven des Goldpreises machen.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.