Stark reduziert hat sich unter anderem das allgemeine Interesse an Gold-Futures. In der Woche zum 17. März hat sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 633.500 auf 573.900 Kontrakte (-9,4 Prozent) fast zweistellig reduziert. Dies deutet darauf hin, dass institutionelle Investoren bei Gold-Futures weiterhin zu Notverkäufen gezwungen sind. Zum einen könnten deren Sicherheitsleistungen (Margin Call) nicht mehr ausreichen. Zum anderen dürfte aber vor allem der wachsende Bedarf an Liquidität ein wichtiger Grund für die Verkäufe gewesen sein. Sowohl große Terminspekulanten (Non-Commercials) als auch kleine Terminspekulanten (Non-Reportables) sind im Zuge dieser Entwicklung deutlich skeptischer geworden. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) dieser spekulativen Marktakteure war nämlich ein markanter Wochenrückgang von 328.300 auf 301.700 Kontrakte (-8,1 Prozent) registriert worden. Dies stellte das vierte Minus in Folge dar.

Zum vierten Mal in Folge haben auch große Terminspekulanten ihren Optimismus zurückgefahren. Auf der Long-Seite war ein "Aderlass" von fast 19.000 Futures zu beobachten, während das Short-Engagement um 1.300 Kontrakte zurückgefahren wurde. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position von 299.500 auf 281.900 Futures (-5,9 Prozent) reduziert. Kleine Terminspekulanten sind im Berichtszeitraum ebenfalls durch eine rückläufige Netto-Long-Position in Erscheinung getreten. Hier war auf Wochensicht ein Minus von 28.800 auf 19.800 Kontrakte (-31,2 Prozent) registriert worden. Sobald die Situation an den Terminmärkten bereinigt ist, stehen die Chancen auf einen steigenden Goldpreis recht gut. Verglichen mit anderen Edelmetallen kann man dem Goldpreis trotz der negativen Vorzeichen durchaus relative Stärke attestieren. Während Gold seit seinem Jahreshoch 12 Prozent eingebüßt hat, waren bei Silber (33 Prozent), Platin (41 Prozent) und Palladium (43 Prozent) deutlich höhere Rückschläge zu beobachten.

Münzen und Barren teurer als Papiergold


An den Goldmärkten gab es im März ebenfalls erhebliche Verwerfungen zu beobachten. Aber trotz der aktuellen Goldpreisschwäche kann das gelbe Edelmetall gegenüber dem DAX in diesem Jahr eine Outperformance in Höhe von über 30 Prozentpunkte aufweisen. Gold hat vom Corona-Crash an den Aktienmärkten nicht profitiert, weil institutionelle Investoren an den Terminmärkten und im ETF-Sektor ihre Goldpositionen massiv zurückgefahren haben. Völlig gegensätzlich verlief der Handel von physischem Gold in Form von Barren & Münzen, wo die Edelmetallhändler und deren Internet- und Handelssysteme dem Ansturm der Käufer zeitweise nicht gewachsen waren. Wegen der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie wurde zum Schutz von Kunden und Mitarbeitern das Filialgeschäft eingestellt. Onlinehandel war bei einigen wenigen Händlern noch möglich, aber von Systemabstürzen und heftigen Kursbewegungen nach oben und unten gekennzeichnet.

Und immer dann, wenn an den Finanzmärkten Chaos herrscht und die Nachfrage das Angebot deutlich übertrifft, geht es mit den Prämien für Münzen und Barren deutlich bergauf. Dies hat dazu geführt, dass bspw. eine Krügerrand-Unzenmünze den reinen Materialwert zeitweise um fast zehn Prozent übertroffen hat. In "normalen Zeiten" sind hier Aufgelder zwischen drei und vier Prozent üblich. Und auch die aktuelle Goldpreisschwäche ist keine ungewöhnliche Erscheinung. Nach der Lehman-Pleite (September 2008) verlor der Krisenschutz innerhalb von vier Wochen in der Spitze 20 Prozent, um sich danach auf Sicht von zwölf Monaten mehr als zu verdoppeln. Eines sollten Anleger stets im Hinterkopf behalten: CBOE-Volatilitätsindizes auf den S&P-500-Index oder Rohöl übertreffen derzeit das Pendant auf Gold um den Faktor 1,8 bzw. 5,2. Das heißt, dass Investments in Aktien und Öl um ein Vielfaches riskanter einzustufen sind.