Leicht bergab ging es in der Woche zum 21. Januar mit dem allgemeinen Interesse an Gold-Futures, ablesbar an der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest). Diese reduzierte sich nämlich von 796.900 auf 793.800 Kontrakte (-0,4 Prozent) und rutschte damit leicht unter das Rekordhoch der Vorwoche. Die Stimmung unter großen und kleinen Terminspekulanten entwickelte sich jedoch uneinheitlich. Während Großspekulanten skeptischer wurden, haben Kleinspekulanten ihren Optimismus signifikant nach oben gefahren. Summa summarum führte dies bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten zu einem leichten Anstieg von 349.800 auf 351.900 Kontrakte (+0,6 Prozent).
Bei großen Terminspekulanten (Non-Commercials) machte sich - bei lediglich leicht gesunkenem Short-Exposure - vor allem die Reduktion der Long-Seite um 2.000 Futures negativ bemerkbar. Dadurch ermäßigte sich deren Netto-Long-Position von 319.200 auf 317.700 Futures (-0,5 Prozent). Kleine Terminspekulanten (Non-Reportables) haben hingegen ihr Long-Engagement um 3.500 Kontrakte aufgestockt und zugleich ihre Short-Seite um 100 Futures reduziert. Der Netto-Long-Position verhalf dies im Berichtszeitraum zu einem kräftigen Sprung von 30.600 auf 34.200 Kontrakte (+11,8 Prozent). Offensichtlich befinden sich die spekulativen Kräfte an den Terminmärkten in der Orientierungsphase. Mit der drohenden Gefahr einer globalen Pandemie erhöhte sich unter fundamentalen Aspekten zuletzt die Zahl der Kaufargumente für Gold.
Degussa prognostiziert Goldpreis von 1.700 Dollar
In der vergangenen Woche kam der erste Degussa-Marktreport des Jahres 2020 heraus. Dessen Tenor fiel - zumindest mit Blick auf Edelmetalle wie Gold und Silber - relativ positiv aus, was sich vor allem an den ausgesprochenen Kurszielen ablesen ließ. Chefökonom Thorsten Polleit sieht das gelbe Edelmetall nämlich Ende des Jahres bei ungefähr 1.700 Dollar und seinen "kleinen Bruder Silber" sogar bei 25 Dollar. Zugleich wird allerdings darauf hingewiesen, dass "es weitaus schwieriger ist, den Wert der Edelmetallpreise - anders als den der Aktien- und Anleihepreise - einzuschätzen". Polleit geht zwar davon aus, dass die Weltwirtschaft auch 2020 wachsen wird, merkt aber an, dass dies vor allem auf die "extrem laxe Geldpolitik" zurückzuführen sei. Außerdem würden die Niedrig- bzw. Negativzinsen in Kombination mit der Vermögensinflation die Kaufkraft des Geldes weiter aushöhlen. Das Banken- und Finanzsystem bezeichnet er als "besonderes Risiko", wobei sich vor allem die europäischen Institute in einer kritischen Lage befänden. Aber auch global betrachtet, existieren erhebliche Risiken. Den ungelösten Konflikt zwischen China und den USA sieht er nicht nur als Handelsstreit, sondern als Kampf um die globale Machtposition beider Staaten. Dieser könnte "die bestehende internationale Arbeitsteilung gewissermaßen jederzeit beschädigen und den gegenwärtigen Konjunkturverlauf aus dem Gleis werfen".
Aus charttechnischer Sicht drehte der Goldpreis wieder fulminant nach oben, weil sich Anleger vor den wirtschaftlichen Risiken des chinesischen Coronavirus fürchten. Sollte dieser nämlich - wie der SARS-Virus vor 18 Jahren - die Weltkonjunktur ausbremsen, dürfte sich die Kapitalflucht in sichere Häfen wie zum Beispiel Gold weiter fortsetzen. Das gelbe Edelmetall könnte bei anhaltendem Aufwärtsdrang in Kürze sogar ein neues Siebenjahreshoch markieren. Besonders interessant: Wie im August erwies sich das Verkaufssignal beim Timingindikator Relative-Stärke-Index als "Bärenfalle". Nun darf man gespannt sein, ob der Krisenschutz den Bereich von 1.600 Dollar zurückerobern kann. In den Jahren 2011, 2012 und 2013 etablierte sich nämlich genau hier eine massive Unterstützungszone.