Den stärksten Einbruch seit zehn Monaten gab es allerdings beim allgemeinen Interesse an Gold-Futures zu beobachten. So hat sich in der Woche zum 28. Januar die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 793.800 auf 715.500 Kontrakte (-9,9 Prozent) kräftig reduziert, was vor allem auf den in Kürze fällig werdenden Februar-Kontrakt zurückzuführen war. Unter großen und kleinen Terminspekulanten herrschte wie in der Vorwoche keine einheitliche Stimmung. Während Großspekulanten (Non-Commercials) zuversichtlicher wurden, sind Kleinspekulanten (Non-Reportables) skeptischer geworden. Per Saldo hat sich die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten im Berichtszeitraum von 351.900 auf 360.800 Kontrakte (+2,5 Prozent) erhöht.
Große Terminspekulanten sind vor allem durch ihr massives Zurückfahren des Short-Exposure (minus 10.800 Kontrakte) aufgefallen. Zusammen mit der um 1.600 Futures aufgestockten Long-Seite hat sich deren Netto-Long-Position von 317.700 auf 330.100 Futures (+3,9 Prozent) verstärkt. Noch optimistischer war diese Gruppe von Marktakteuren letztmals vor dreieinhalb Jahren. Kleine Terminspekulanten haben die in der Vorwoche registrierte gute Laune indes nicht bewahren können und fuhren ihr Long-Engagement kräftig zurück. Bei der Netto-Long-Position schlug sich dies in einem massiven Rückgang von 34.200 auf 30.700 Kontrakte (-10,2 Prozent) nieder. Bislang kann man an den Terminmärkten noch keine markanten Gewinnmitnahmen ausmachen. Sollten sich die spekulativen Marktakteure jedoch im großen Stil von Gold-Futures trennen, dürfte dies den Goldpreis in deutlich tiefere Regionen befördern. Derzeit sieht es aber so aus, als ob sie aufgrund der zahlreichen Krisen keinen Grund zum Verkauf ihrer Goldpositionen sehen.
WGC meldet für 2019 gedämpfte Nachfrage
Am vergangenen Donnerstag veröffentlichte der World Gold Council Jahreszahlen zur globalen Entwicklung von Angebot und Nachfrage beim Handel von physischem Gold. Trotz deutlich gestiegener Goldpreise ging es beim Angebot überraschenderweise um 2,2 Prozent auf 4.776,1 Tonnen nach oben, während bei der Nachfrage ein leichter Rückgang um ein Prozent auf 4.355,7 Tonnen zu Buche schlug. Verantwortlich war hierfür vor allem die Preissensitivität chinesischer und indischer Konsumenten. Deren nachlassendes Kaufinteresse hat nämlich insbesondere in den beiden Marktsegmenten "Schmuck" sowie "Barren & Münzen" einen regelrechten Nachfrageeinbruch verursacht. Die Schmucknachfrage, die weltweit das meiste Gold absorbiert, sank gegenüber dem Vorjahr von 2.240,2 auf 2.107,0 Tonnen (-5,9 Prozent), während bei Barren & Münzen ein Minus von 1.093,6 auf 870,6 Tonnen (-20,4 Prozent) zu beklagen war.
Es gab aber auch positive Entwicklungen zu vermelden. Starkes Kaufinteresse wurde bspw. bei physisch hinterlegten Gold-ETFs registriert. Nachdem im Jahr 2018 in diesem Segment Zuflüsse in Höhe von 76,2 Tonnen registriert wurden, hat sich dieser Wert ein Jahr später auf 401,1 Tonnen mehr als verdreifacht. Und auch der Goldappetit der Notenbanken fiel mit 650,3 Tonnen (2018: 656,2 Tonnen) außerordentlich hoch aus. Obwohl sich auf Jahressicht ein leichtes Minus von 0,9 Prozent errechnet, kann man die massiven Nettokäufe der "Geldexperten" und "Währungshüter" als starken Vertrauensbeweis für Gold interpretieren. Trotz der jüngsten Kursrally beweist das gelbe Edelmetall weiterhin ein hohes Maß an relativer Stärke.