Der seit acht Jahren bestehende und ausgesprochen zähe Bärenmarkt bei Gold und Silber scheint endlich zu Ende zu gehen. Gold hat sich zurückgemeldet und lieferte eine Performance von fast 17,8 Prozent seit Jahresbeginn - Balsam auf die Seelen der gebeutelten Edelmetallanleger.
Dabei hatten noch im Herbst vergangenen Jahres viele Analysten für Gold Kurse unter 1000 US-Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) befürchtet, für Silber sogar einstellige. Viele Anleger, die damals den Verkaufsempfehlungen folgten, ärgern sich heute verständlicherweise über die entgangene Performance.
Der Erklärungsansatz der pessimistischen Analysten klang vor einem Jahr aber durchaus plausibel. Die US-Notenbank Fed sah sich 2018 noch mitten im Zinserhöhungszyklus. Für das Jahr 2019 erwarteten viele Analysten gleich mehrere Zinserhöhungen. Und da Gold und Silber bekanntlich keine Zinsen abwerfen, müsse es in Folge der steigenden Marktzinsen bergab gehen mit den Edelmetallen - so damals die Schlussfolgerung.
Entwicklung gegen Prognose
Doch unverhofft kommt oft. Das zeigt sich an der darauf folgenden Entwicklung des Goldpreises, die mittlerweile über die Marke von 1500 Dollar je Unze führte. Der dynamische Aufwärtstrend begann bereits im August 2018. Und einiges spricht dafür, dass er anhält.
Schützenhilfe kommt sogar vom US-Präsidenten höchstpersönlich. Damit der Handelskrieg mit China, den Donald Trump vom Zaun gebrochen hat, in den USA nicht zu einer konjunkturellen Abschwächung führt, beschwert sich der Mann im Weißen Haus bereits seit geraumer Zeit über den Kurs von Notenbankchef Jerome Powell. Der hatte im Dezember 2018 noch einmal die Zinsen erhöht - sehr zum Missfallen Trumps. Danach aber kündigte er eine Zinspause an - und musste letztendlich klein beigeben: Zum ersten Mal seit dem Jahr 2007 hat die Fed im August dieses Jahres den Leitzins um 0,25 Prozent gesenkt und damit Zinserhöhungsspekulationen bis auf Weiteres vom Tisch gefegt. Ob das auf Druck des Präsidenten geschah oder wegen der Sorge um die US-Wirtschaft, sei dahingestellt.
Korrelation von Gold und Zinsen
Dass die von Analysten und Medien vielfach zitierte Gleichung vom fallenden Goldpreis bei steigenden Zinsen auf tönernen Füßen steht, zeigt sich allerdings beim Vergleich zwischen den Renditen von zehnjährigen US-Staatsanleihen und dem Goldpreis. Hier ist keine belastbare gegensätzliche Korrelation zu erkennen.
Wesentlich aussagekräftiger scheint der Vergleich zwischen Gold und den Realzinsen, also dem nominalen Zins bereinigt um die Inflationsrate. Sinken die Realzinsen, steigt Gold. Steigen die Realzinsen, fällt der Preis des Edelmetalls. Da die Inflation in den USA aktuell zwar vergleichsweise stabil zwischen 1,8 und 1,9 Prozent liegt, die Renditen für US-Staatsanleihen aber seit Oktober 2018 von 3,2 Prozent auf aktuell 1,45 Prozent eingebrochen sind, relativiert dies den Nachteil der zinslosen Edelmetalle dann doch deutlich.
Ob sich dieser Trend so schnell wieder umkehrt, darf insbesondere im Hinblick auf eine sich abkühlende Wirtschaft bezweifelt werden. Stockt die Konjunktur, zieht das die Aktienmärkte in Mitleidenschaft. US-Staatsanleihen könnten von einer steigenden Nachfrage profitieren. Die Renditen würden weiter sinken, was für einen zusätzlichen Schub bei Gold und Silber sorgen könnte. Rückenwind könnte der Goldpreis zudem von den Zentralbanken erhalten. Länder wie Russland oder China, aber auch andere asiatische Staaten stocken bereits seit geraumer Zeit kontinuierlich ihre Reserven auf. Insbesondere das Reich der Mitte schickt sich an, die USA nicht nur wirtschaftlich, sondern auch in Sachen Goldbestände herauszufordern.
Größter Produzent
Dass Peking es ernst meint, zeigt sich allein dadurch, dass China bereits zum weltgrößten Goldproduzenten aufgestiegen ist und strikte Exportbeschränkungen eingeführt hat. Die Strategie scheint ihre Wirkung nicht zu verfehlen. Im Jahr 2000 betrugen die offiziellen Zentralbankbestände Chinas noch 395 Tonnen Gold. Aktuell beziffert das Riesenreich seine Bestände auf 1900 Tonnen und liegt damit auf Platz 7 der Zentralbanken mit den höchsten Goldbeständen. Hartnäckig hält sich außerdem das Gerücht, dass China inoffiziell weit höhere Reserven gebunkert haben könnte, als offiziell gemeldet.
Auch Russland beschleunigt allem Anschein nach seine Goldkäufe. Allein 2018 hat sich die russische Zentralbank mit weiteren 274 Tonnen eingedeckt und rangiert inzwischen auf Platz 6 der weltweiten Hitliste. Falls China und Russland weiterhin derart massiv auf Gold setzen, ist es gut möglich, dass auch die USA früher oder später wieder auf die Käuferseite wechseln. Sollte die Fed in Zukunft tatsächlich verstärkt Gold zukaufen, hätte dies zweifelsohne eine enorme Signalwirkung auf die Edelmetallmärkte. Gold und auch Silber könnten in diesem Zusammenhang zu einer weit größeren Aufwärtsbewegung ansetzen, als man es sich bisher vorzustellen vermag.
Darum gehört Gold in jedes Depot
Ganz abgesehen von den positiven Aussichten für die Edelmetalle verdient eine Portion Gold und Silber ohnehin einen Platz in jedem Depot. Diese Meinung vertritt Ray Dalio, Gründer der weltgrößten Hedgefondsgesellschaft Bridgewater. Manager Dalio hält Gold besonders in den aktuell politisch brisanten Zeiten für die Anlageklasse der Stunde. Ein weiterer Vorteil des Edelmetalls liegt in der geringen Korrelation zu den Aktien- und Anleihemärkten. Somit verringert eine gesunde Gold- und Silberbeimischung die Depotschwankungen. Insbesondere das Edelmetall Gold hat darüber hinaus einen gewissen Versicherungscharakter, sollte es, aus welchen Gründen auch immer, zu Verwerfungen im Finanzsystem kommen.
Ob also zur aktiven Diversifizierung des Depots, als eine Versicherung gegen etwaige Risiken des Finanzsystems oder einfach nur als ein willkommener Renditebringer - Gold und Silber bilden eine gute Ergänzung für ein ausgewogenes Anlageportfolio.
Edelmetallkauf: Ende der Anonymität?
Anleger haben unterschiedliche Möglichkeiten, an steigenden Preisen für Gold und Silber zu partizipieren. ETCs (Exchange Traded Commodities), Zertifikate oder Investitionen in Minenaktien sind beliebte Anlagevehikel. Für Anleger, die vor allem den Versicherungscharakter von Gold und Silber schätzen, sind Münzen und Barren die erste Wahl. Besonders Gold ist ein gefragter Wertspeicher. Dabei ist eine Investition bereits mit kleinen Beträgen möglich. Silber gilt wegen seines günstigeren Preises als Gold des kleinen Mannes und ist deshalb auch für Anleger mit schmalem Geldbeutel attraktiv. Es ist sinnvoll, beim Silberkauf auf Münzen und die sogenannten Münzbarren auszuweichen, die in den meisten Fällen der vergünstigten Differenzbesteuerung unterliegen.
Ansonsten werden beim Silberkauf in Deutschland 19 Prozent Mehrwertsteuer fällig. Der Kauf von Goldmünzen und -barren unterliegt (noch!) nicht der Mehrwertsteuer. Nach einem Jahr Haltedauer entfällt zudem die Steuer auf den eventuell beim Verkauf erzielten Gewinn. Problematisch könnte jedoch ein Gesetzentwurf des Bundesfinanzministeriums für Tafelgeschäfte in Deutschland werden. So soll der anonyme Kauf von Edelmetallen mit Bargeld ab Januar 2020 von aktuell 10 000 Euro auf maximal 2000 Euro beschränkt werden. Kritiker sehen darin einen weiteren Schritt hin zum gläsernen Anleger.
Silber: Schluss mit Dornröschenschlaf
Von Sven Heckle: Es ist schon eine Weile her, dass der Silberpreis seinem Ruf als "High-Beta-Play" gerecht wurde - also als ein Investment, das Kurstrends mit einem Hebel nachvollzieht. Von Anfang 2010 bis zum Frühjahr 2011 schoss der Preis für eine Unze Silber von 15 auf zeitweise 50 US-Dollar nach oben - nur um in den darauf folgenden Jahren wieder deutlich zurückzufallen. Ende 2015 markierte Silber schließlich ein Zwischentief bei 13,70 US-Dollar, ungefähr zum gleichen Zeitpunkt, als auch der Goldpreis sein Mehrjahrestief erreichte. Im Gegensatz zum Goldpreis, der damals bereits einen Aufwärtstrend starten und gegenüber den Tiefs inzwischen schon um knapp 50 Prozent zulegen konnte, dümpelte der Silberpreis lange Zeit vor sich hin.
Die Entwicklung des Silberpreises blieb im ersten Halbjahr 2019 so stark hinter der Wertentwicklung von Gold zurück, dass im Gold-Silber-Ratio im Juli ein Spitzenwert von 93 erreicht wurde. Das viel beachtete Verhältnis gibt an, wie viele Unzen Silber es für eine Goldunze gibt. Ein vergleichbares Niveau wurde zuletzt 1990 gemessen. Damals kostete eine Unze Silber gerade mal 3,67 US-Dollar.
Zur schwachen Entwicklung in der ersten Jahreshälfte trug die Verlangsamung der Weltwirtschaft bei. Immerhin stehen industrielle Anwendungen für rund 60 Prozent des globalen Silberbedarfs. Doch nun scheint sich das Blatt zu wenden: Nachdem Silber im Sommer den knapp 30 Jahre alten Rekordwert im Gold-Silber-Ratio erreichte, explodierte der Preis für das Metall regelrecht: bis auf den höchsten Stand seit über drei Jahren.
Plötzlich wieder gefragt
Vor allem die Investorennachfrage führte zur jüngsten Silberrally. "Wir beobachten ein deutlich gestiegenes Anlegerinteresse. Besonders Barren zwischen ein und 15 Kilogramm sind gefragt", so Alexander Zumpfe, Edelmetallhändler bei Heraeus.
Der Nachrichtendienst Bloomberg registrierte im Juli die höchsten je erfassten Zuflüsse in börsengehandelten Silberfonds. Und waren an den Terminmärkten Spekulanten, die auf fallende Silbernotierungen setzen, lange Zeit in der Überzahl, so sind die Long-Positionen in den vergangenen Wochen kräftig gestiegen. Anders als Gold hat Silber noch viel Luft bis zu den Rekordständen der Vergangenheit. Doch wenn Euphorie um sich greift, ist Vorsicht geboten. Kurzfristige Rücksetzer sollten Anleger nach den jüngsten schnellen Kursgewinnen einkalkulieren.
Mittelfristig sieht Zumpfe das Potenzial bei Silber noch lange nicht ausgereizt: "Auch wenn es schwer vorstellbar ist, dass der Silberpreis das aktuelle Tempo beibehält, ist das Ende der Fahnenstange vermutlich noch nicht erreicht", sagt der Experte. Das Gold-Silber-Ratio sei zwar bereits auf 83 zurückgegangen, es liege damit aber immer noch deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von 63, so Zumpfe. Bei einem Goldpreis von 1500 US-Dollar würde dies einem Silberpreis von 23,80 US-Dollar je Unze entsprechen.
Platin und Palladium: Gewinner und Nachzügler
Von Christoph von Wenzl: Nicht nur Gold und Silber sind spannende Edelmetalle. Palladium etwa eilt seit Jahren von einem Hoch zum nächsten und verbuchte allein seit Januar 2018 ein Kursplus von 42 Prozent. Das silberweiße Metall wird unter anderem in der Schmuckindustrie, in der Medizin- und Chemiebranche und für Autokatalysatoren verwendet - vor allem in Benzinern. Die Rally kann sich kein Analyst richtig erklären. Gerüchten zufolge waren Hedgefonds, die mit Short-Wetten auf den Palladiumpreis daneben lagen, zuletzt gezwungen, sich massiv mit dem Metall einzudecken.
Der Platin-Preis dagegen befindet sich seit 2011 in einem Abwärtsstrudel. Kostete eine Feinunze (31,1 Gramm) in der Hausse des Jahres 2011 noch über 1900 Dollar, erhielt man dieselbe Menge Anfang 2019 für knapp 800 Dollar. Die allgemeine Schwäche der Edelmetalle der vergangenen Jahre hat auch Platin erfasst. Analysten erklären die Schwäche außerdem mit dem Aufkommen der Elektromobilität. Platin wird vor allem für die Herstellung von Katalysatoren für Dieselmotoren verwendet. Weniger Autos mit Dieselmotoren bedeuten also weniger Platinbedarf. Zuletzt durften sich Anleger aber über wieder steigende Notierungen freuen. Mit dem Überwinden der 200-Wochen-Linie hat Platin ein Kaufsignal erzeugt.
Americas Silver: Neues Projekt, neue Strategie
Von Sven Heckle: Bislang war der Name Programm: Mit dem Galane-Komplex im Silber Vallye im US-Bundesstaat Idaho und dem San-Rafael-Projekt in Mexiko betreibt Americas Silver zwei Silberminen und fördert dort als Beiprodukt Zink und Blei. Die schwache Preisentwicklung bei den Industriemetallen im ersten Halbjahr belastete das Ergebnis des zurückliegenden Quartals. Neben einem Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mussten die Kanadier einen Verlust von acht Millionen US-Dollar verkraften. Mit der Übernahme von Pershing Gold und des Relief-Canyon-Projekts in Nevada will Americas Silver künftig verstärkt auf die Gold- und Silberproduktion setzen und den Anteil der Industriemetalle am Produktionsmix spürbar verringern. Dank der Übernahme könnte Analysten zufolge bereits im kommenden Jahr mehr als eine Umsatzverdoppelung auf 147,4 Millionen US-Dollar und die Rückkehr in die Gewinnzone anstehen. Das überzeugt auch Anlageprofis wie Eric Sprott oder Pierre Lassonde, die investiert sind.
Anglogold Ashanti: Raus aus Südafrika
Von Christoph von Wenzl: Brancheninsider wissen: Wer Minen in Südafrika betreibt, darf die Rechnung nicht ohne die Gewerkschaften machen. Dort können Streiks der potenten Minengewerkschaften mitunter auch für monatelange Produktionsausfälle sorgen. Gerade aus diesem Grund sucht der südafrikanische Goldkonzern Anglogold Ashanti sein Glück in anderen Regionen und bietet sein letztes verbliebenes Projekt in Südafrika zum Verkauf. Mit einer 2018er-Produktion von 3,4 Millionen Unzen Gold, bei Produktionskosten von 976 Dollar pro Unze, gehören die Südafrikaner ebenfalls zu den höherpreisigen Produzenten, bieten dadurch auch einen stärkeren Hebel auf den Goldpreis. Gerüchten zufolge spekuliert Anglogold zudem darauf, in Nevada - vor der Haustür von Barrick Gold und Newmont Goldcorp - Fuß zu fassen und dort Projekte zu akquirieren oder selbstständig zu entwickeln. Da der Konzern in den vergangenen Jahren auf disziplinierte Art die Verschuldung verringern konnte, stehen den Südafrikanern finanziell gesehen alle Optionen für ein weiteres Wachstum offen.
Barrick Gold: Standardinvestment
Von Christoph von Wenzl: Von der Börse lange Zeit stiefmütterlich behandelt, gehört die Aktie von Barrick Gold aktuell zu den stärksten Titeln der Branche. Mit Mark Bristow, dem neuen Mann am Ruder, weht endlich frischer Wind in dem Konzern. Bristow, der ursprünglich Chef bei Randgold Resources war und infolge der Übernahme durch Barrick Gold neuer Barrick-Chef wurde, fackelte nicht lange und ließ gefühlt keinen Stein auf dem anderen. So gründete er kürzlich mit Newmont Goldcorp ein Joint Venture, dass beiden Konzernen durch Synergieeffekte in den nächsten Jahren Hunderte Millionen Dollar einsparen soll. Unter seiner Federführung scheint viel möglich - auch eine Wiederaufnahme der Entwicklung des umstrittenen Pascua-Lama-Projekts in der Grenzregion zwischen Argentinien und Chile, das 2013 nach Milliardeninvestitionen auf Eis gelegt worden war. Der Konzern schaffte es, trotz des Gold-Bärenmarkts der jüngsten Jahre die Verschuldung zu reduzieren. Heute zählt Barrick Gold zu den kostengünstigsten Großproduzenten und gilt als weltweit zweitgrößter Goldproduzent.
Equinox Gold: Minenguru entdeckt Gold
Von Sven Heckle: "Verkaufen Sie Minenaktien im aktuellen Bullenmarkt nicht zu früh", rät Ross Beaty. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Milliardär einen exzellenten Ruf in der Minenbranche erarbeitet und mit dem Aufbau mehrerer Bergbaufirmen Aktionären viel Freude bereitet. Seinen größten Erfolg feierte er mit der Gründung von Pan American Silver, inzwischen einer der weltgrößten Silberproduzenten mit einem Börsenwert von rund dreieinhalb Milliarden Euro. Mit Equinox Gold will der Rohstoffexperte diesen Erfolg im Goldsektor wiederholen. Die Firma soll in den kommenden Jahren zu einem bedeutenden Goldproduzenten mit einer Förderung von über einer Million Unzen Gold pro Jahr werden. Mit der Mesquite-Mine in Kalifornien und der Aurizona-Mine in Brasilien hat Equinox Gold bereits zwei Minen in Produktion und mit Castle Mountain in Kalifornien ein drittes Projekt im Portfolio. Es soll voraussichtlich 2020 den Betrieb aufnehmen und die Kapazität bis zum Jahr 2023 auf rund 200 000 Unzen pro Jahr ausbauen.
First Majestic Silver: Erste Anlaufstelle
Von Christoph von Wenzl: Wer an Silberminenaktien denkt, dem fällt unweigerlich First Majestic Silver ein. 2002 von der Bergbaulegende Keith Neumeyer aus der Taufe gehoben, befindet sich die Aktie seit Juni dieses Jahres in einem starken Aufwärtstrend, ist aber vom Hoch des Jahres 2016 noch gut 70 Prozent entfernt. Der Konzern betreibt sechs Minen in Mexiko. Neumeyer, bekannt für strikte Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerungen, hat First Majestic Silver durch Jahre tiefer Silberpreise geführt. Mit der Übernahme von Primero Mining und der dazugehörigen San-Dimas-Mine im Jahr 2018 könnte den Kanadiern der große Coup gelungen sein. Anfangs vom Markt kritisch beäugt, entwickelt sich die neue Mine zur Cashcow der Firma. Seit der Übernahme konnten die Produktionskosten bereits um über 30 Prozent reduziert werden. Aber auch bei anderen Minen versucht das Unternehmen effizienter zu werden. Nach herkömmlichen Maßstäben ist die Aktie zwar nicht günstig. Durch die wieder aufgeflammte Fantasie bei Silber gehört First Majestic aber zu den Toptiteln.
Fortuna Silver: Spannender Wachstumswert
Von Christoph von Wenzl: Den meisten Silberminenanlegern wird Fortuna Silver ein Begriff sein. Das Unternehmen bewirtschaftet momentan die San-Jose-Mine in Mexiko sowie die Caylloma-Mine in Peru. Beide Projekte lagen bei Errichtung im Zeitplan und innerhalb des Budgets, was in der Minenbranche nicht als selbstverständlich gilt. Kann das Unternehmen diese Erfolgsstory mit dem Lindero-Projekt in Argentinien wiederholen, könnte der Markt dem Konzern eine weitaus höhere Bewertung zuerkennen. Die Produktion würde sich mit dem Hochfahren von Lindero nahezu verdoppeln. Für einen Wermutstropfen sorgt aktuell die politisch und wirtschaftlich instabile Lage in Argentinien. Die Inflation galoppiert, der Staat steht an der Schwelle zum neunten Staatsbankrott. Dadurch werden Kalkulationen ungleich schwieriger, die Risiken, die in der Branche an sich schon hoch sind, nehmen weiter zu. Ein Grund, warum der Aktienkurs im Vergleich zu vielen anderen Silbertiteln noch hinterherhinkt. Wer das Argentinien-Risiko nicht scheut und auf einen spannenden Wachstumswert setzen möchte, ist hier richtig.
Gold Resource: Kurz vor Start der Produktion
Von Sven Heckle: Mit den jüngsten Zahlen zum zweiten Quartal erfüllte Gold Resource die Markterwartungen weitestgehend. Dank der mexikanischen Produktionseinheit, die zu niedrigen Gesamtproduktionskosten von 652 US-Dollar je Unze fördert, fuhr das Unternehmen bei Umsätzen von 29,4 Millionen US-Dollar einen Quartalsgewinn von drei US-Cent je Aktie ein. Entscheidender für die weitere Kursentwicklung ist allerdings die Produktionsreife des zweiten Goldprojekts, der Isabella-Pearl-Mine im US-Bundesstaat Nevada.
Im Testbetrieb wurden dort im zurückliegenden Quartal 1678 Unzen Gold und 972 Unzen Silber gefördert. Geht Isabella Pearl wie geplant Ende des Jahres in die kommerzielle Produktion über, würde 2020 bereits das erste komplette Produktionsjahr der Mine geschrieben werden - mit spürbaren Auswirkungen auf die Zahlen: Roth Capital rechnet per 2020 mit einem Umsatzanstieg von 144 Millionen US-Dollar auf 207 Millionen US-Dollar und einem Gewinnsprung von 25 US-Cent auf 65 US-Cent je Aktie.
Gran Colombia Gold: Heiße Wette auf Kolumbien
Von Sven Heckle: In den vergangenen Jahren hat Gran Colombia Gold ein spannendes Portfolio an Gold- und Silberprojekten in Kolumbien aufgebaut. Dort sind die Kanadier derzeit mit mehreren Untertageminen und zwei produzierenden Anlagen größter Untertageproduzent des Landes. Mit einer Produktion von 118 000 Unzen Gold liegt Gran Colombia Gold zum Halbjahr voll auf Kurs, die eigenen Gesamtjahresziele zwischen 225 000 und 240 000 Unzen zu erreichen. Dabei spielt der kräftige Anstieg der Edelmetallpreise dem sogenannten Mid-Tier-Produzenten voll in die Karten. Die Erlöse von Gran Colombia Gold dürften im Gesamtjahr rund 316 Millionen US-Dollar erreichen. Das Researchhaus Redcloud rechnet mit einem Nettogewinn von 98 kanadischen Cent je Aktie. Im Vorjahr musste das Unternehmen noch einen Nettoverlust verbuchen. Geht die Rechnung auf, wäre die Aktie trotz des 150-Prozent-Kursanstiegs in den vergangenen zwölf Monaten vergleichsweise günstig bewertet und hätte angesichts eines Kurs-Gewinn-Verhältnisses von 3,7 noch viel Luft nach oben.
New Pacific Metals: Einzigartiges Silberprojekt
Von Sven Heckle: Um 1000 Prozent legte der Kurs von New Pacific Metals in den zurückliegenden dreieinhalb Jahren zu und honorierte damit die Explorationserfolge der Firma. Wichtigster Vermögenswert ist das Silver-Sand-Projekt in Bolivien. Dort erzielten die Kanadier mehrfach spektakuläre Bohrresultate. Die ersten acht Bohrungen aus dem Explorationsprogramm 2019 bescherten High-Grade-Resultate von 169 Gramm Silber je Tonne über eine Strecke von 144,2 Metern. Ergebnisse werden für die kommenden Wochen und Monate erwartet. Mit der Veröffentlichung einer ersten Ressourcenkalkulation im Spätjahr steht zudem ein entscheidender Meilenstein auf der Agenda. Das Researchhaus Roth Capital erwartet angesichts des beständigen Nachrichtenflusses aus dem Unternehmen, dass sich die Kursrally fortsetzt. BMO Capital Markets bezeichnete den Titel in einer Ersteinschätzung Mitte August als "einzigartige Silber-Explorationsstory". Doch Vorsicht: Die Firma steckt noch in einem frühen Stadium. Dem großen Kurspotenzial stehen daher hohe Risiken gegenüber.
Premier Gold Mines: Der Star unter den Goldminen
Von Sven Heckle: Mit der regionalen Diversifikation hält es Premier Gold Mines einfach. Alle acht Goldprojekte der Gesellschaft befinden sich in Nordamerika - darunter die beiden bereits produzierenden Minen South Arturo und Mercedes. South Arturo teilen sich die Kanadier im Verhältnis 40 : 60 mit Barrick Gold. An der Mercedes-Goldmine in Mexiko hält Premier Gold Mines 100 Prozent. 75 000 bis 85 000 Unzen Gold sollen dieses Jahr dort zu Gesamtkosten von gut 900 US-Dollar je Unze gefördert werden. Testbohrungen, mit denen die bekannte Mineralisierungszone der Mercedes-Mine ausgeweitet werden soll, brachten jüngst hervorragende Ergebnisse von bis zu 14 Gramm Gold je Tonne. Viele Researchhäuser führen derzeit Kursziele deutlich über dem aktuellen Niveau. Für das Brokerhaus Canaccord ist Premier Gold gar ein "Top Pick" für 2019, wird der Wert doch lediglich mit dem 0,45-Fachen des Nettovermögenswerts gehandelt. Zudem gilt Premier Gold als Übernahmekandidat. Wir stufen den Wert auf "Kaufen" hoch.
Yamana Gold: Bilanziell gut aufgestellt
Von Christoph von Wenzl: Mit dem Verkauf der Chapada-Mine in Brasilien entschuldete sich Yamana Gold stark und steht nun bilanziell wesentlich besser da als vor einem Jahr. Ohnehin werden seit dem Dammbruch bei einer Vale-Mine in Brasilien im Januar 2019 alle dort tätigen Unternehmen tendenziell gemieden. So macht der Verkauf aus Unternehmenssicht absolut Sinn. Unter diesem Gesichtspunkt erscheint auch der Verkaufspreis für Chapada ordentlich. Gleichzeitig schaffte es der Konzern, trotz der Verschlankung in der Riege der Eine-Million-Unzen-Produzenten zu bleiben. Das Unternehmen betreibt eine Mine in Kanada, vier weitere in Südamerika und engagiert sich darüber hinaus bei mehreren Explorationsprojekten. Mit fürs Jahr 2019 geschätzten Produktionskosten von 920 bis 960 US-Dollar je Unze gehört das Unternehmen zu den höherpreisigen Produzenten, bietet dadurch aber auch einen höheren Hebel auf den Goldpreis. Denn je höher die Produktionskosten liegen, desto stärker steigt prozentual auch der Gewinn an, wenn der Goldpreis zulegt.
IShares Gold Prod.: Die Mischung macht's
Von Christoph von Wenzl: Wer sein Risiko breit streuen und nicht auf Einzelwerte setzen möchte, für den ist der ETF iShares Gold Producers von Blackrock die passende Alternative. Mit ihm lässt sich auf einen breiten Korb mit diversen Goldminenaktien setzen. Dabei entfallen auf die Schwergewichte Newcrest Mining, Barrick Gold, Franco Nevada und Newmont Goldcorp knapp 40 Prozent des Anlagevermögens. Aber auch kleine und mittlere Goldproduzenten finden ihren Platz im ETF. Aus geografischer Sicht am stärksten vertreten sind Werte aus Kanada. Dies verwundert nicht, denn unter den weltweit tätigen Goldkonzernen hat eine große Anzahl ihren Sitz in Kanada. Der ETF streut zwar breit, ist allerdings wie die gesamte Minenbranche naturgemäß hohen Schwankungen ausgesetzt und sollte, wie auch alle anderen Gold- und Silberaktien, lediglich als Beimischung für ein Portfolio fungieren. Wer aber an einen nachhaltigen Bullenmarkt bei Gold und Silber glaubt und das Schwankungsrisiko in Kauf nehmen will, der bekommt mit dem ETF eine gute Auswahl an großen und kleineren Goldkonzernen.