Wieder ein neuer Rekord! Palladium hat erstmals die Marke von 1.500 US-Dollar je Feinunze übertroffen. Seit August kennt das Edelmetall kein Halten mehr und ist inzwischen deutlich teurer als Gold. Gut 70 Prozent hat das Weißmetall seitdem zugelegt.

Verantwortlich dafür ist vor allem die Dieselkrise. Durch sie verringert sich der Absatz von Dieselfahrzeugen und der von Benzinern steigt. Da in Katalysatoren von Benzinern Palladium eingesetzt wird, erhöht sich die Nachfrage. Hinzu kommt, dass es strengere Abgasvorschriften gibt. Pro Katalysator wird daher ein höherer Palladiumanteil benötigt - was den Preis weiter treibt, zumal ein leichtes Angebotsdefizit existiert. 2018 betrug es 29.000 Feinunzen, 2019 dürfte es nach Angaben des Branchenspezialisten Johnson Matthey noch größer sein.

Trotzdem ist die Preisrally ambitioniert. Hat sich doch etwa der chinesische Fahrzeugabsatz im Januar um 16 Prozent zum Vorjahr verringert. Überdies dürften die Bremsspuren in der Weltwirtschaft auf die Autoverkäufe durchschlagen. Da 85 Prozent der gesamten Palladiumnachfrage inzwischen von der Autoindustrie stammen, sollte das den Preisauftrieb eigentlich dämpfen. Davon ist bisher nichts zu spüren. "Das aktuelle Niveau des Weißmetalls ist durch die Fundamentaldaten nicht mehr gedeckt. Negative Nachrichten werden ignoriert. Es hat den Anschein, als wolle der Preis mit dem Kopf durch die Wand", warnt Daniel Briesemann, Edelmetall-Analyst bei der Commerzbank, vor einer Überhitzung.

Der kleine illiquide Markt eignet sich bestens für Spekulanten, die an dem Hype verdienen wollen. Wie es jedoch mit Blasen so ist, weiß keiner, wann sie enden. Von daher ist es riskant, sich gegen den starken Aufwärtstrend zu positionieren. Besser ist es abzuwarten. Risikobereite, tradingorientierte Anleger können sich engagieren, sollten aber den Markt beobachten und bei einer Trendumkehr schnell aussteigen.

Mehrere Faktoren treiben Gold

Bei Weitem noch nicht so stark gestiegen wie Palladium ist dagegen Gold. Seit dem Herbst 2011, als der Goldpreis nach neunjähriger Hausse bei 1928 US-Dollar je Feinunze sein Top erreichte, ist die Preziose in einer Baisse gefangen. Diese scheint nun zu Ende zu sein. Zuletzt hat der Goldpreis kräftig angezogen, angetrieben von mehreren Faktoren.

Dazu zählt besonders die weltweite Unsicherheit. Die globale Konjunktur schwächelt, hinzu kommen politische Faktoren wie der Handelsstreit der USA mit China, der Brexit und die Schuldenprobleme Italiens. Außerdem gab es eine scharfe Korrektur an den Börsen. "Ein ganz wesentlicher Treiber des Goldpreises ist jedoch die gesunkene Prämie für das gelbe Metall, weil der Zinserhöhungszyklus in den USA gestoppt wurde", sagt Gabor Vogel, Edelmetallanalyst der DZ Bank.

Der Wunsch nach Unabhängigkeit von der US-Währung kommt Gold ebenfalls zugute. Staaten wie Russland oder die Türkei, die von den USA mit Sanktionen belegt sind, wollen Washington weniger Einflussmöglichkeiten bieten und tauschen daher US-Dollar gegen Gold. Im vergangenen Jahr wurden 651,5 Tonnen Gold von Zentralbanken erworben - der höchste Anteil seit 1971. Selbst Länder wie Kasachstan oder die Philippinen stocken ihre Goldvorräte auf. "Viele Regierungen sind über Trumps protektionistische Handelspolitik beunruhigt, die den Greenback schwächen könnte", stellt Itsuo Toshima, Experte beim World Gold Council, der globalen Dachorganisation der Goldbergbau-Industrie, fest.

Charttechnisch sieht es für die Preziose gut aus. Wird der Widerstand bei 1360 Dollar je Feinunze überwunden, ist der Weg mindestens bis 1.400 Dollar frei. Wird auch diese Hürde übertroffen, sind sogar weit höhere Preise möglich. Für Anleger eröffnet das Chancen. Ihnen ist entweder physisches Gold oder der Kauf eines ETFs auf das glänzende Metall zu empfehlen.

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Silber befindet sich im Sog von Gold

Dasselbe trifft auf den kleinen Bruder von Gold zu, Silber. Dessen Preis scheint bei 14 US-Dollar je Feinunze einen Boden gefunden zu haben, an dem das Weißmetall schon mehrfach nach oben abgeprallt ist. Lange Zeit litt der Zwitter aus Edel- und Industriemetall an einem Desinteresse der Investoren. Im Zuge des Gold-Comebacks hat sich das geändert: Silber wurde im Sog von Gold in den vergangenen Monaten mit nach oben gezogen.

Jedoch wird das Metall zu mehr als 50 Prozent in der Industrie verwendet. Dort wird 2019 wegen der globalen Konjunkturverlangsamung die Nachfrage sinken. Hinzu kommt, dass der in den letzten Jahren stark wachsende Einsatz von Silber in Solarzellen vom Handelskonflikt der USA mit China beeinträchtigt wird, da das Reich der Mitte weltgrößter Solarzellen-Produzent ist.

Die Nachfrage der Investoren nach Barren und Münzen wird 2019 zwar voraussichtlich deutlich anziehen, dürfte aber den nachlassenden Bedarf aus der industriellen Verwendung kaum kompensieren können.

Von daher kommt die Fantasie für Silber vor allem von der Anlegerseite, hängt also vorrangig am Gold. Die Gold-Silber-Ratio, also das Verhältnis von Gold zu Silber, liegt bei 84 und ist nahe dem historischen Höchststand von 86. Das heißt, Silber ist verglichen mit Gold so günstig wie selten zuvor in der Wirtschaftsgeschichte. Das Verhältnis gibt an, wie viel Feinunzen Silber benötigt werden, um eine Feinunze Gold zu erwerben. In der Vergangenheit war es fast immer so, dass eine so hohe Kennzahl nicht lange Bestand hatte und wieder zurückgegangen ist. Das würde für steigende Silberpreise sprechen.

Zudem bewegt sich das Weißmetall deutlich volatiler nach oben und unten als der große Bruder. Das könnte risikobereite Anleger dazu bewegen, bei einem Aufwärtstrend von Gold auf Silber umzusatteln, um höhere Gewinne zu erzielen. Allerdings wirkt dieser Hebeleffekt auch nach unten, weshalb der Kauf von Silber riskanter ist als der von Gold.

Überdies spricht die Charttechnik für höhere Silberpreise. Die 200-Tage-Linie bei 15,20 Dollar je Feinunze wurde überwunden. Wird der starke Widerstand bei 16,20 Dollar geknackt, sind Preise bis 17 Dollar je Unze möglich.

Als Basisinvestment zur Portfolioabsicherung eignet sich von den drei Edelmetallen Gold. Investoren, die zusätzlich ein spekulatives Element dabei haben wollen, können einen Teil des Kapitals statt in Gold in Silber anlegen. Palladium ist dagegen auf dem aktuell ambitionierten Niveau nur ausgesprochen risikofreudigen Tradern zu empfehlen.

Investor-Info

Gold-Silber-Ratio
Silber ist günstig wie selten

Das Gold-Silber-Verhältnis ist mit einem Wert von 84 nicht weit vom historischen Hoch von 86 entfernt. Es bedeutet, dass Investoren derzeit für den Preis von 84 Feinunzen Silber eine Feinunze Gold bekommen.

Xetra Gold
Klassiker mit Währungsrisiko

Der ETC bildet den Preis eines Gramms Gold in Euro ab. Vorteil: Nach einem Jahr Haltedauer sind Kursgewinne mit dem ETC steuerfrei. Da das Gold physisch hinterlegt ist, können Anleger es sich auch ausliefern lassen.
Empfehlung: Kaufen.

Xtrackers Physical Silver
Auf Silber setzen

Der ETC bildet den Silberpreis ab - ohne Devisensicherung. Das Papier ist physisch mit Silber hinterlegt. Wie Kurserträge nach einem Jahr Haltedauer steuerlich behandelt werden, ist um stritten. Sie sind wohl steuerfrei.
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BNP Par. Mini Future Palladium
Für Kurzfrist-Anleger mit Mut

Mit Hebel 2,0 setzen spekulative Trader mit dem Mini-Future-Zertifikat von BNP Paribas auf die kurzfristige Fortsetzung des Palladium- Hypes. Dreht der Trend, sollten sie sofort aussteigen: Der Hebel wirkt auch bei Verlusten.
Empfehlung: Kaufen.

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