Viele Anleger interessieren sich traditionell sehr für den Edelmetall-Sektor. Auch aktuell ist das Interesse hoch, was angesichts des schwierigen Marktumfelds nicht verwundert. Vor diesem Hintergrund ist es interessant zu erfahren, wie Edelmetall-Spezialisten die aktuellen Aussichten beurteilen.
Einer dieser Spezialisten ist der 1851 gegründete Technologiekonzern Heraeus mit Sitz in Hanau. Heraeus Precious Metals - eine Global Business Unit des Heraeus Konzerns - gehört weltweit zu den führenden Anbietern von Edelmetallservices und -produkten. Dabei werden alle Tätigkeiten rund um Edelmetalle angeboten - vom Handel, über Edelmetallprodukte bis hin zum Recycling. Heraeus Precious Metals ist auch einer der weltgrößten Refiner von Platingruppenmetallen (PGM) und gehört zu den führenden Adressen im industriellen Edelmetallhandel.
In einer aktuellen Studie geben die Analysten von Heraeus Einblick in das derzeitige Marktumfeld im Edelmetallsektor inklusive der Nennung ihrer Preisprognosen für 2019. Dank der Nachfrage nach einem sicheren Hafen dürften die Edelmetalle in diesem Jahr - einem starken Dollar zum Trotz - demnach profitieren. Sowohl die politische als auch die wirtschaftliche Unsicherheit wache, und der Aktienmarkt schwanke deutlich mehr, was die Nachfrage nach Gold und Silber stützen werde. Die Performance von Silber könnte hierbei Gold überflügeln: Das Gold-Silber-Ratio sei derzeit sehr hoch, was historisch betrachtet nie von Dauer gewesen sei.
Für die Preise der Platingruppenmetalle (PGM) erwartet man mit Ausnahme von Platin einen weiteren Anstieg. Die Möglichkeit von Streiks in Südafrika wachse, was die PGM-Förderung und damit die Preise im weiteren Jahresverlauf beeinflussen könnte. Der Platinmarkt weise erneut einen deutlichen Marktüberschuss auf, und der Preis dürfte, wenn überhaupt, nur marginal zulegen. Palladium verfüge über eine breitere Angebotsbasis als die kleinen PGM. Die Versorgungssituation sei allerdings angespannt und bleibe daher anfällig bei Produktionsunterbrechungen.
Weitere Details, ergänzz um konkrete Prognosen zu den erwarteten Preisspannen finden sich neben Gold, Silber, Platin und Palladium auf den nachfolgenden Seiten auch noch zu Iridium, Ruthenium und zu Rhodium.
Auf Seite 2: Iridium
Iridium
Der Iridiumpreis verzeichnete von April bis Juni im vergangenen Jahr einen steilen Anstieg (von 1.040 Dollar auf 1.425 Dollar je Feinunze, bzw. +37 Prozent). Der Jahresschlusskurs lag bei 1.470 Dollar je Feinunze, nahe dem Allzeithoch von 1.480 Dollar je Feinunze. Die Verwendung von Lithiumtantalat-Kristallen in Akustischen-Oberflächenwellen-Filtern (AOW) unterstütze die Nachfrage nach Iridiumtiegeln. AOW fänden als Bestandteil einer Reihe von elektronischen Komponenten Verwendung, die wiederum hauptsächlich in Smartphones verbaut werden. Kurzfristig habe sich die Nachfrage nach neuen Tiegeln abgeschwächt, da der Absatz von Lithiumtantalat-Kristallen hinter den Erwartungen zurückblieben sei, nachdem die Produktionskapazitäten erweitert wurden.
Während sich Berichte über ein verlangsamtes Absatzwachstum von Smartphones verbreitet hätten, befinde sich der Anteil der Kristall-Komponenten auf einem Wachstumspfad: Im Zuge der zunehmenden Verbreitung der anspruchsvolleren 5G-Technologie gewinne die Nachfrage langfristig an Unterstützung. Die Produzenten der Kristalle optimierten weiterhin zur Kostenreduktion ihren Produktionsprozess. Die Iridiumtiegel würden jedoch weiterhin Bestandteil des Produktionsprozesses bleiben.
Es bestehe weiterhin eine starke Nachfrage der chloralkali- und mineralverarbeitenden Industrie nach Elektrodenbeschichtungen aus Iridium und Ruthenium. Die steigenden Preise belasteten jedoch die Anwendungen. Iridium-Kugeln für Zündkerzen in Benzinfahrzeugen verliehen den Zündkerzen eine längere Lebensdauer und steigerten die Effizienz der Kraftstoffverbrennung, insbesondere der neuesten, abgaseffizienteren Motoren.
Die Nachfrage nach benzingetriebenen Neuwagen (vor allem Hybridfahrzeugen) werde voraussichtlich noch für einige weitere Jahre steigen, da der Marktanteil von Dieselfahrzeugen in Westeuropa weiter sinke und batteriebetriebene Elektrofahrzeuge für viele Käufer unattraktiv bleibe - gute Voraussetzungen für eine fortgesetzte gute Iridiumnachfrage in diesem kleineren Segment.
Iridium sei ein geringer Bestandteil in Legierungen für Platinschmuck, dessen Nachfrage aber zurückgegangen sei. Die derzeitige Schwäche im Platin-Schmuckmarkt lasse einen weiteren Rückgang für diese Anwendung erwarten. Die Iridiumproduktion in Südafrika werde in Verbindung mit einer leicht wachsenden Platinförderung 2019 gegenüber dem Vorjahr moderat wachsen. Bei nur geringen Änderungen in der Gesamtnachfrage und einem bereits sehr hohen Preis dürfte Iridium kein allzu hohes Aufwärtspotenzial mehr haben.
Allerdings gelte, wie auch bei Rhodium, dass etwa 80 Prozent des globalen Iridium-Angebotes aus Südafrika stammen. Sollte es also zu einem Streik kommen, könne dies für eine Verknappung sorgen und den Preis weiter steigen lassen. Heraeus erwartet, dass Iridium im laufenden Jahr in einer Spanne zwischen 1.150 Dollar und 1.750 Dollar je Feinunze handeln wird.
Auf Seite 3: Ruthenium
Ruthenium
In den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres stieg der Preis für Ruthenium stark (von 200 Dollar je Feinunze auf 250 Dollar je Feinunze bzw. +25 Prozent), wie Heraeus rückblickend feststellt, während in der zweiten Jahreshälfte nur noch mäßige Steigerungen verzeichnet wurden. Im September wurde mit 285 Dollar je Feinunze ein Zehnjahres-Hoch erreicht. Im vierten Quartal blieb der Preis nahezu unverändert und schloss das Jahr mit 280 Dollar je Feinunze ab.
Hard-Disk-Drive-Festplatten (HDDs) enthielten weiterhin Ruthenium. Verschiedene Technologien würden um Marktanteile ringen; die neueste Entwicklung des großen Festplattenherstellers Western Digital, die Mikrowellen-unterstützte magnetische Aufzeichnung (MAMR), bedienten sich jedoch weiterhin rutheniumhaltiger Bestandteile, wie sie auch in aktuellen Festplatten verbaut werden.
Die Freigabe zur Bemusterung sei Ende 2018 erfolgt. Für 2019 werde der Beginn der Serienfertigung erwartet. Es werde erwartet, dass dieser Entwicklungsschritt die Wettbewerbsfähigkeit der HDD gegenüber Solid-State-Laufwerken (SSD), insbesondere im wachsenden Markt für Cloudspeicher, aufrechterhalten werde.
Die Nachfrage nach Ruthenium in Katalysatoren für chemische Anwendungen sei 2018 stabil geblieben, das sei vor allem durch die Fertigung von Nylon-Ausgangsstoffen in China gewesen. Der Ausbau der Kapazitäten halte an, da eine Reihe von Branchen für eine steigende inländische Nachfrage nach Nylon sorge.
Positive Nachfragetrends stützten den Preis, den Heraeus 2019 in einer Spanne zwischen 200 Dollar und 350 Dollar je Feinunze sieht. Die südafrikanischen Minen produzierten etwa 90 Prozent des globalen Rutheniumangebots - sollte es in diesem Jahr also zu einem Streik kommen, würde das geringere Angebot eine starke Aufwärtsbewegung zur Folge haben.
Auf Seite 4: Rhodium
Rhodium
Der Rhodiummarkt wird 2019 nach Einschätzung von Heraeus angespannt bleiben. Die Marktverhältnisse seien nahezu ausgeglichen. Sowohl Angebot als auch Bruttonachfrage dürfte in diesem Jahr leicht ansteigen. 2018 hätten Anleger im Zuge von Gewinnmitnahmen ihre Bestände in Rhodium-ETFs um mehr als 50 Prozent auf 37.000 Unzen reduziert, was die sichtbaren Bestände weiter habe schrumpfen lassen. Die Leiheraten blieben auf einem hohen Niveau, was ein Indikator für die physische Knappheit sei und festere Preise unterstütze. Heraeus prognostiziert, dass Rhodium in einer Bandbreite von 2.000 Unzen bis 3.250 Unzen je Feinunze gehandelt wird.
Für 2019 werde ein Anstieg der weltweiten Nachfrage in Höhe von zwei Prozent erwartet, da sowohl die Nachfrage der Industrie als auch die für Abgaskatalysatoren weiter steigen werde. Der auf Abgaskatalysatoren entfallende Anteil der Nachfrage betrage etwa 80 Prozent und repräsentiere den am stärksten steigenden Bereich der Gesamtnachfrage. Die Automobilnachfrage in den Schwellenländern nehme zu, und der dortige PKW-Absatz wachse. In den Industrienationen hingegen stagniere die Nachfrage.
Der Fahrzeugabsatz verzeichne ein nur schwaches Wachstum, allerdings erhöhten sich die Katalysatorbeladungen, um die NOx-Emissionen zu senken. Die Abhängigkeit der Rhodiumnachfrage vom Automobilsektor stelle allerdings auch ein Risiko dar: Sollte das Wachstum des PKW-Absatzes hinter die Erwartungen zurückfallen, führe das zu Druck auf den Rhodiumpreis.
Die Förderung von Rhodium werde von den Minen Südafrikas dominiert, die etwa 80 Prozent der primären Produktion lieferten. Die weltweite Förderung dürfte Erwartungen zufolge 2019 marginal über dem Vorjahreswert liegen. Die südafrikanische Fördermenge werde leicht steigen, diejenige Russlands und Nordamerikas voraussichtlich konstant bleiben. Die sekundäre Rhodiumproduktion aus der Aufarbeitung von Autokatalysatoren dürfte weiter steigen. Mehr Fahrzeuge erreichten das Ende des Lebenszyklus und würden verschrottet. Die hohen Preise für Rhodium und Palladium böten insbesondere in Nordamerika einen zusätzlichen Anreiz zum Recycling.
Durch die in diesem Jahr anstehenden Lohnverhandlungen in den südafrikanischen Minen bestünden Streikrisiken. Streiks würden die Rhodiumausbringung - verglichen mit Platin oder Palladium - überproportional belasten und die Markknappheit weiter verstärken. Dem Preis würde hierdurch erneutes Aufwärtsmomentum beschert.
Auf Seite 5: Palladium
Palladium
Fundamentaldaten lassen bei Palladium laut Heraeus ein erhebliches Marktdefizit erwarten, was den Preis weiter steigen lassen dürfte. Das Palladiumangebot werde in diesem Jahr stärker als die Bruttonachfrage wachsen. Folglich werde das Marktdefizit nicht ganz so groß wie im vergangenen Jahr sein, jedoch noch immer bei mehr als 600.000 Unzen (18,66 Tonnen) liegen. Die angespannte Situation habe über das ganze Jahr 2018 angehalten und habe sich zu Beginn 2019 weiter fortgesetzt, was in der Folge zu Beginn dieses Jahres zu neuen Preishöchstständen geführt habe.
Während der vergangenen Jahre sei es zu Abflüssen aus den Palladium-ETF in Höhe von etwa 2,2 Millionen Unzen (68,43 Tonnen) gekommen, die damit halfen, das Defizit teilweise auszugleichen. Weltweit würden derzeit noch 720.000 Unzen (22,4 Tonnen) Palladium in ETFs gehalten, die - zumindest theoretisch - auf dem Markt angeboten werden könnten. Auch wenn weitere Bestände außerhalb von ETFs vorhanden seien, auf die man zugreifen könnte, könnte ein Einbruch der ETF-Bestände auf ein noch niedriges Niveau für weiteren Aufwärtsdruck sorgen.
Eine Reihe von weiteren Faktoren könnte in diesem Jahr zu einer deutlichen Zunahme der Preisvolatilität führen. Die Leiheraten für kurzfristige Ausleihungen hätten die Marke von 30 Prozent überschritten, und der Terminmarkt für Barren bleibe in Backwardation. Während primäre Produzenten zumeist Schwamm für industrielle Anwendungen bereitstellten bzw. lieferten, produzierten Scheideanstalten vermehrt Barren, um der Knappheit zu begegnen.
Derzeit sei nicht absehbar, wie lange die Knappheit noch anhalten und wie weit als Folge dessen die Preisrally noch anhalten werde. Der Ausblick könnte sich durch eine Verlangsamung des wirtschaftlichen Wachstums ändern. Der chinesische Automobilabsatz sei 2018 erstmals seit mehr als 20 Jahren zurückgegangen. Risiken von Streiks in den Minen Südafrikas könnten, wenn diese länger anhalten sollten, dem Preis einen weiteren Aufwärtsimpuls verschaffen. Folglich erwartet Heraeus, dass sich der Preis in einer Spanne zwischen 1.130 Dollar und 1.650 Dollar je Feinunze bewegen wird.
Der größte Teil der Palladiumnachfrage entfalle auf die Automobilindustrie. Voraussichtlich werde dieser Anteil 2019 noch leicht steigen. Während der PKW-Absatz in den USA vermutlich leicht zurückgehen werde, werde für China, Europa und andere Regionen ein Anstieg erwartet. In China werde im Vorfeld einer strengeren Emissionsgesetzgebung, die im nächsten Jahr in Kraft treten wird, ein höherer Palladiumbedarf erwartet.
Die Nachfrage unterliege in Anbetracht eines verlangsamten Wirtschaftswachstums in Europa, China und den USA in diesem Jahr einigen Abwärtsrisiken. Die Gespräche über die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China dauerten an, und weiterhin bestehe immer noch die Möglichkeit, dass die USA Importzölle auf europäische Fahrzeuge erheben. Die sonstige industrielle Nachfrage verbleibe auf einem Abwärtstrend. Der hohe Preis führe zur Substitution von Palladium bei elektronischen Anwendungen und in der Zahnmedizin.
Die primäre Palladiumproduktion dürfte in diesem Jahr leicht ansteigen, da für Nordamerika, Südafrika und Russland jeweils eine höhere Förderung erwartet werde sowie das Angebot aus Recycling wachse. Der Anteil des Palladiumrecyclings aus Abgaskatalysatoren steige weiter, da eine zunehmende Anzahl von Fahrzeugen das Ende ihrer Lebensdauer erreiche und der hohe Preis zusätzlich einen Anreiz für das Recycling stifte.
Streiks in den südafrikanischen Minen seien nicht auszuschließen. Im Verlauf des Jahres stünden Lohnverhandlungen bei den drei größten südafrikanischen Produzenten an. Die Minengewerkschaft AMCU habe in den Sibanye-Platinminen bereits aus Solidarität zu einem eintägigen Streik aufgerufen, um damit die Lohnverhandlungen der im Goldabbau Sibanye-Beschäftigten zu unterstützen.
Die Palladiumförderung sei aus geographischer Sicht breiter diversifiziert, als die für Platin oder die "kleinen" PGMs, deren Vorkommen stark in Südafrika konzentriert sei. Jedoch könnte in dem angespannten Markt jede Angebotskürzung den Preis weiter in die Höhe treiben.
Auf Seite 6: Platin
Platin
Die fundamentalen Indikatoren des Platinmarkts sind nach Ansicht von Heraeus schwach. Das verfügbare Angebot werde in diesem Jahr etwas stärker als die Bruttonachfrage wachsen, was zu einem großen Marktüberschuss von mehr als 700.000 Unzen (21,77 Tonnen) führen werde. Sowohl das Primär- als auch das Sekundärangebot nähmen den Erwartungen zufolge zu. Während der ohnehin schwachen Schmucknachfrage allerdings ein Rückgang drohe und auch die Platinnachfrage für Abgaskatalysatoren zurückgehe, dürfte der Platinbedarf für industrielle Anwendungen zum wichtigsten Treiber für das diesjährige Nachfragewachstums werden.
Die Nachfrage der Automobilindustrie nach Platin gehe Schätzungen zufolge in diesem Jahr nur noch leicht zurück. Nach einem starken Rückgang des Marktanteils von Dieselfahrzeugen in Westeuropa im vergangenen Jahr werde nun eine Abschwächung des Rückgangs erwartet. Da der gesamte Automobilabsatz nur um rund ein Prozent wachsen dürfte, werde davon ausgegangen, dass der Absatz von Dieselfahrzeugen nur einen weiteren leichten Rückgang verzeichnen werde. Hinzu komme, dass die Autonachfrage in Japan in diesem Jahr voraussichtlich sinken und die Nachfrage nach Schwerlast-Dieselfahrzeugen aus China sich nach zwei starken Jahren abkühlen werde. Für den Autoabsatz in Indien und anderen Schwellenländern werde hingegen eine Zunahme prognostiziert.
Die weltweite Nachfrage nach Platinschmuck werde im Jahr 2019 bestenfalls stagnieren. Die Nachfrage in China, dem weltgrößten Markt für Platinschmuck, bleibe herausfordernd. Die Vorlieben der Verbraucher würden sich eher zu modischerem Markenschmuck verschieben, der in der Regel leichter ist als herkömmlicher Schmuck, was insgesamt die Nachfrage nach Platin reduziere. Für die Schmuckindustrie in den USA und Europa unterstütze der niedrigere Platinpreis die Nachfrage. Für diese Regionen werde in diesem Jahr daher ein leichter Zuwachs erwartet. Der indische Markt werde wahrscheinlich von einem niedrigen Niveau ausgehend weiter wachsen.
Die industrielle Platinnachfrage werde aller Voraussicht steigen, was vor allem dem gestiegenen Bedarf der Chemie- und der Ölindustrie geschuldet sei. Der Bedarf in der Glasindustrie und sonstigen industriellen Anwendungen dürfte leicht sinken. Die Raffineriekapazitäten für Erdöl sollten in China, Nordamerika und dem Rest der Welt wachsen und Kapazitätserweiterungen in der chemischen Produktion in China und USA sollten die Nachfrage ebenfalls stützen.
Das weltweite Platinangebot werde 2019 infolge von Minenerweiterungen in den USA und Südafrika schätzungsweise um ein Prozent steigen. Für Südafrika werde eine Zunahme von rund einem Prozent prognostiziert, während sie in Nordamerika um zwölf Prozent wachsen dürfte. Zum Teil werde diese Zunahme jedoch durch sinkende Fördermengen in Russland kompensiert. Während sich in Russland die Reserven zum Teil erschöpften, sollte die Produktion in anderen Regionen stabil bleiben. Für das Recycling werde ein mäßiges Wachstum prognostiziert. Die steigenden Volumen aus verbrauchten Abgaskatalysatoren würden stärker wachsen als die auf Grund des Preisrückgangs sinkenden Recyclingmengen aus Schmuck.
Signifikante Kürzungen der südafrikanischen Fördermengen seien dieses Jahr nicht zu erwarten. Der Zusammenschluss von Sibanye und Lonmin könnte letztlich zu einigen Kürzungen führen. An dem von Impala angekündigten Rationalisierungsprozess zur Reduzierung der besonders kostenintensiven Förderung werde weiter festgehalten. Spürbare Auswirkungen auf die Produktionsmengen seien 2019 daraus noch nicht zu erwarten. Hinzu komme, dass der niedrige Platinpreis durch die hohen Preise der anderen Platingruppenmetalle ausgeglichen werde - der Ertrag über alle Metalle hinweg sei nun mehr als kostendeckend.
Streiks könnten sich negativ auf die diesjährige PGM-Fördermenge in Südafrika auswirken. Die AMCU Gewerkschaftsmitglieder, die in den Platinminen von Sibanye beschäftigt sind, streikten für einen Tag aus Solidarität mit den Arbeitern der Goldminen von Sibanye. Die Gewerkschaft könnte versuchen, diesen Streik zu erweitern. Zusätzlich stünden in den drei größten Platinminen Anglo American Platinum, Impala und Lonmin Mitte diesen Jahres Lohnverhandlungen an. Nachfragerisiken bestünden in einer Verlangsamung des bereits angeschlagenen Automobilabsatzes in Europa, einem weiteren Einbruch der chinesischen Schmucknachfrage sowie einer Verlangsamung des gesamtwirtschaftlichen Wachstums.
Da das Wachstum des Platinangebots in diesem Jahr das Wachstum der Nachfrage übersteige, werde der Platinpreis vermutlich niedrig bleiben. Eine positive Entwicklung des Goldpreises könnte allerdings dem Platinpreis zu einem Anstieg verhelfen. In Folge des Überangebots dürften sich Streikunterbrechungen nur moderat auf einen steigenden Platinpreis auswirken. Diesem Szenario zufolge wird für Platin eine Bandbreite von 700 Dollar bis 950 Dollar je Feinunze erwartet.
Auf Seite 7: Silber
Silber
Den unsicheren Zeiten geschuldet könnte Silber laut Heraeus in diesem Jahr neben Gold von einer Verlagerung der Investorennachfrage in sichere Häfen profitieren. Als das Metall mit dem höheren Beta-Faktor könnte seine Entwicklung die von Gold sogar leicht übertreffen. Die steigende politische und ökonomische Unsicherheit sowie eine hohe Volatilität an den Aktienmärkten könnte Investoren wieder Interesse an Edelmetallen als Wertaufbewahrungsmittel zeigen lassen. Das sollte den Silberpreis unterstützen, der in diesem Jahr nach Ansicht von Heraeus voraussichtlich zwischen 14,50 Dollar und 20,00 Dollar je Feinunze handeln wird.
Die Ende 2018 aufgetretene Preisstärke habe das charttechnische Bild für Silber etwas aufgehellt und das Gold-Silber-Ratio verringert. An historischen Standards gemessen bleibe es dennoch außerordentlich hoch. Da es typischerweise nicht lange auf einem so hohen Niveau verharre, könnte Silber in diesem Jahr wieder etwas Boden gegenüber Gold gewinnen. Dafür müsse jedoch die Investmentnachfrage anziehen. Im Jahr 2018 war die physische Investmentnachfrage eingetrübt: Die ETF-Bestände fielen um neun Mio. Unzen (1,7 Prozent) und die Nachfrage nach Münzen und Barren war schwach - insbesondere in den USA brach der Absatz von Münzen um zehn Prozent (-2,4 Millionen Unzen) gegenüber 2017 ein.
Das Gesamtangebot von Silber werden Prognosen zufolge 2019 leicht über dem Vorjahresniveau liegen. Die von Minen geförderte Menge sei 2018 schätzungsweise etwas geringer ausgefallen, sollte jedoch in diesem Jahr wieder anziehen. Das Primärangebot aus reinen Silberminen werde wahrscheinlich stabil bleiben, während durch ein erwartetes Wachstum der Zinkförderung die Menge von Silber als Beiprodukt steigen dürfte. Das Silberangebot aus Schrotten könnte ebenfalls leicht anziehen, wenn der Silberpreis den Erwartungen entsprechend weiter ansteige.
Die weltweite Silbernachfrage dürfte sich 2019 erholen, nachdem eine schwache Nachfrage nach Barren und Münzen sowie eine gesunkene Nachfrage der chinesischen Photovoltaikindustrie 2018 den Gesamtverbrauch belastet hatten. Auch wenn für mehrere der weltgrößten Volkswirtschaften mit geringerem Wachstum gerechnet werde, sei der Nachfrageausblick für einige der wichtigsten Endanwendungen in diesem Jahr positiver.
Der Silberbedarf für Photovoltaikanwendungen kehre nach einem Nachfragerückgang 2018 in diesem Jahr wieder auf den Wachstumspfad zurück. China habe im vergangenen Jahr Subventionen gestrichen und die Einspeisevergütungen reduziert, nachdem das Volumen der Neuinstallationen die Zielvorgabe des aktuellen Fünf-Jahres-Plans überstiegen habe. Dies habe der Silbernachfrage zugesetzt. Trotz anhaltender Bemühungen, den Silberbedarf in Solarmodulen zu reduzieren, sei Dank eines zu erwartenden Ausbaus der Solarkapazitäten in vielen Ländern der Ausblick positiver als 2018.
Der Silberbedarf für elektrische und elektronische Komponenten sollte ebenfalls steigen, da der in Kabeln und Schaltern verwendete Silberbedarf steige und deren Nachfrage für eine Reihe von Endanwendungen zunehme.
Auf Seite 8: Gold
Gold
Bei der Besprechung der Aussichten des Goldpreises erinnert Heraeus zunächst daran, dass das Jahr 2018 weltweit mit Turbulenzen an den Aktienmärkten zu Ende ging. Auch wenn es im neuen Jahr bereits zu einer teilweisen Erholung gekommen sei, dürfte Gold von der volatilen Marktlage und dem daraus resultierenden Wunsch der Anleger nach Diversifikation und weniger Volatilität profitieren, so das Urteil.
Die Zentralbanken der Industrienationen verfolgten seit Jahren eine unkonventionelle Geldpolitik, und die US-Notenbank Fed weise mit ihrem Rückzug aus den bisherigen Maßnahmen den Weg. Seitdem stiegen nicht nur die Zinsen, sondern auch das Risiko für unvorhergesehene Probleme. Gold könne hier sowohl als eine Absicherung gegen eine verfehlte Geldpolitik als auch als Schutz gegen Wechselkursschwankungen dienen.
Sowohl die politische als auch die ökonomische Unsicherheit stiegen, was die Nachfrage nach einem sicheren Hafen und damit nach Gold ankurbeln könnte. Nicht nur in Europa werde die politische Lage angespannter - der Brexit sei ungeklärt und in Frankreich komme es weiterhin zu Demonstrationen. In den USA wiederum stellten in Repräsentantenhaus und Senat jeweils unterschiedliche Parteien die Mehrheit, was im Budgetstreit einen teilweisen Regierungsshutdown zur Folge gehabt habe. Das gesamtwirtschaftliche Wachstum verlangsame sich derweil, und während die USA sich hinsichtlich Handel und Zöllen derzeit auf China konzentrierten, könnte die dort verwendete Herangehensweise auch auf andere Regionen ausgeweitet werden.
Die Goldkäufe der Zentralbanken stützen die Gesamtnachfrage nach Gold. Im vergangenen Jahr hätten einige Zentralbanken ihre Goldreserven aufgestockt, unter anderem die Zentralbanken Russlands und Chinas. So sei im Jahr 2018 so viel Gold von Zentralbanken gekauft worden wie seit 1971 nicht mehr, als der Goldstandard aufgehoben wurde. Da Gold kein Kontrahentenrisiko berge und es zudem eine nützliche Diversifikation im Portfolio darstelle, sei davon auszugehen, dass die Zentralbanken ihre Goldkäufe in diesem Jahr fortsetzen.
Der Goldpreis werde 2019 durch einen positiven Realzins und eine sich verlangsamende Inflation Gegenwind erfahren. Steigende Renditen insbesondere bei US-Staatsanleihen lieferten Anlegern eine ertragsreichere Alternative zu Gold. Die Inflationserwartungen seien zuletzt stark gesunken, da die Inflation eingedämmt sei. Dies verschiebe den Realzins in den positiven Bereich, was für die Entwicklung des Goldpreises ungünstig sei. Allerdings blieben der Leitzins und die Anleiherenditen in Japan und der Eurozone sehr niedrig.
Aufgrund der eingetrübten Wachstumsprognose und einer "taubenhafteren" Fed habe sich die Stimmung gegen weitere Zinsschritte und für einen daraus resultierenden schwächeren Dollar gewandt. Derzeit erwarte der Markt 2019 keine weitere Zinserhöhung seitens der Fed. Selbst wenn die Reaktion des Marktes übertrieben sein mag - sowohl der negative Blick auf die USA als auch der positive Blick auf Europa - sei kurzfristig eine Schwächung des Dollar möglich.
Äußerungen des Fed-Präsidenten legten nahe, dass der derzeitige Leitzins nahe an einem ausgewogenen Niveau sei. Dies deute darauf hin, dass die Fed in diesem Jahr einen eher vorsichtigen Weg bei der Zinsanhebung verfolgt. Jedoch scheine zumindest ein weiterer Zinsschritt möglich. Die US-Arbeitsmarktzahlen seien positiv, und das Lohnwachstum ziehe an. Obwohl die Inflation generell eingedämmt sei, könnte dies die Fed nicht davon abhalten, eine weitere Zinserhöhung vorzunehmen. Die EZB habe ihre Anleihekäufe beendet, aber aufgrund des abflauenden Wirtschaftswachstums in der Eurozone sehe sie hinsichtlich einer Anhebung des Zinses keine Eile. Sollte die Fed im späteren Jahresverlauf den Leitzins weiter anheben, würde das die Entwicklung des Goldpreises ausbremsen.
Im Zuge saisonal bedingt starker Nachfrage werde der Goldpreis kurzfristig Unterstützung erfahren. Weitere Marktturbulenzen und eine konfrontative Politik könnten Gold weiter im Sichtfeld der Anleger halten. Gold dürfte den Erwartungen von Heraeus zufolge in einer Spanne von 1.225 Dollar je Feinunze und 1.450 Dollar je Feinunze handeln. Allgemein bestehe ein positiver Ausblick. Zweifellos werde es auf dem Weg dorthin jedoch zu Rückschlägen kommen.
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