Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel erschien am 29.11.2018 erstmals online

Das Rohstoffsegment hat in diesem Jahr schlechter abgeschnitten, als viele Marktteilnehmer das zu Jahresbeginn erwartet hatten. Selbst der Ölpreis, der lange Zeit Stärke demonstriert, kam zuletzt kräftig unter die Räder. Die in sehr kurzer Zeit erlittenen Verluste fielen beim schwarten Gold so heftig aus wie in den historisch schlechtesten Marktphasen. Als Folge davon notiert der Rohstoffindex CRB-Index, der 19 verschiedene Futures umfasst, etwas niedriger als Ende 2017.

Auch die Edelmetalle könnten zuletzt nicht wirklich überzeugen. Der Goldpreis sitzt in diesem Jahr auf kleineren Verlusten, während Silber und Platin sogar etwas deutlichere Einbußen hinnehmen mussten. Die einzige positive Ausnahme ist Palladium, wo sich der Anfang 2016 aufgenommene Preisaufschwung weiter fortgesetzt hat.

Beim letztgenannten Edelmetall dürfen sich investierte Anleger in den vergangenen knapp drei Jahren über mehr als eine Verdoppelung freuen. Ansonsten sieht es in dem Segment für die Vorjahre aber eher mau aus. Speziell die zahlreichen Anhänger von Gold und Silber hatten sich das sicherlich ganz anders vorstellt.

Geht es nach den Analysten von JP Morgan, dann ist kurzfristig auch noch nicht mit mehr Schwung in dem Bereich zu rechnen. Trotzdem haben die Analysten bei der US-Investmentbank aber einen Trost parat. Denn ab dem zweiten Halbjahr sehen sie neben Gold auch die Preise für Silber und Platin steigen. Was die Gründe für diese Prognose sind, erfahren Sie auf den nachfolgenden Seiten.

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Palladium



Unter Berücksichtigung des jüngsten Aufwärtstrends von Palladium hat JP Morgan die Prognosen für das vierte Quartal 2018 und das erste Halbjahr 2019 angehoben. Konkret sieht man den Preis im vierten Quartal bei 1.095 Dollar je Unze statt wie bisher bei 1.040 Dollar und im ersten Quartal 2019 bei 1.135 Dollar statt wie bisher bei 1.050 Dollar. Längerfristig betrachtet hat sich an den Prognosen aber nichts geändert. Für 2020 kalkuliert man weiterhin mit 950 Dollar, was sich mit einem aktuellen Preis von 1.184,50 Dollar vergleicht, wobei das einem neuen Rekord entspricht.

Die Analysten gehen davon aus, dass sich die Palladiumpreise in den nächsten sechs Monaten auf oder über dem jüngsten Niveau bewegen und sich im zweiten Quartal 2019 auf einem Quartalsdurchschnittspreis von 1.155 Dollar je Unze einpendeln werden. Diese Annahme begründet man damit, dass die Nachfrage sehr stabil bleiben dürfte, sich die Risikomärkte von ihren Verlusten im Oktober erholen dürften und die Industriemetalle eine wieder stärkere chinesische Nachfrage verspüren.

Das Risiko bei den genannten Prognosen dürfte eher noch nach oben gerichtet sein, heißt es, weil dieses Edelmetall angesichts enger physischer Märkte leicht weiter steigen könnte. Allerdings dürfte die Palladiumpreise dann im dritten Quartal 2019 einen Gang herausnehmen und gegenüber dem Vorquartal um 13 Prozent auf durchschnittlich 1.000 Dollar je Unze fallen.

Dies wiederum hat mit der hausinternen Einschätzung zu tun, dass im zweiten Halbjahr 2019 ein Rollover bei den Industriemetallen zum Ende der derzeitigen wirtschaftlichen Expansionsphase stattfinden wird. Eine schwächere Nachfrage aus dem Autosektor und die dann allgemein wegen dieser makroökonomischen Trendwende vorherrschende Risikostimmung dürften ihren Tribut von den Palladiumpreisen fordern, auch wenn der Palladiummarkt voraussichtlich physisch angespannt bleiben wird. Insgesamt geht man aber davon aus, dass die Preise im Jahr 2020 weiter sinken werden und im Jahresdurchschnitt 950 Dollar je Unze erreichen.

Basierend auf einer Analyse der Metallpreise in früheren Rezessionen ist man der Ansicht, dass Palladium 2021 unter Druck bleiben wird (die Schätzung für den Preis bewegt sich hier im Schnitt bei 920,00 Dollar), bevor es sich 2022/23 inmitten einer Erholung der Nachfrage, die durch eine zunehmende Hybridisierung verstärkt werde Preisprognose von im Schnitt 1.000 bzw. 1.100 Dollar), stark erholen dürfte, da sich die globale Fahrzeugflotte dann der breiten Einführung von Elektrofahrzeugen nähere.



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Platin



Beim in den vergangenen Jahren preislich arg gebeutelten Platin ist es laut JP Morgan zuletzt zu spürbaren Shorteindeckungen gekommen. Angesichts deren Ausmaße sei es im Grunde genommen erstaunlich, dass es nur zu einer Preiserholung von 769 Dollar (15.08.18) bis auf in der Spitze 873,50 Dollar gereicht habe. Allerdings hätten die ETF-Bestände von Platin zuletzt weiter stagniert.

Bei den Preisprognosen zu Platin, hat man, wie es heißt, gegenüber den bisherigen Schätzungen für 2019 keine wesentlichen Änderungen vorgenommen. Trotz eines relativ konstruktiveren Angebotsausblicks dürfte der Saldo angesichts einer voraussichtlich anhaltenden Verschlechterung bei der Nachfrage im Überschuss verharren. Diese Bestandsaufnahme beim Angebots-Nachfrage-Verhältnis wiege so schwer, dass dahinter alle Kaufargumente für Platin derzeit noch verblasen würden.

Mit Blick auf die nächsten beiden Jahre dürften sich die Entwicklung beim Goldpreis sowie die allgemein für die Edelmetalle wichtigen Faktoren wie Zinsen, Devisen und die Funktion als sicherer Hafen als wichtigste Preistreiber erweisen.

Vor diesem Hintergrund sieht man den Preis zunächst seitwärts tendieren bzw. leicht nachgeben. Den Durchschnittspreis für das erste Halbjahr 2019 veranschlagen die Analysten auf 820 Dollar je Unze. Dem stehen aktuelle Notierungen von 824,15 Dollar gegenüber. Spannender dürfte es aus Sicht der Bullen dann aber in der zweiten Jahreshälfte 2019 werden.

Denn da dürfte auch ein bevorstehendes Ende im laufenden Konjunkturzyklus zu einer vermutlich größeren Nachfrage nach Assets mit einer Funktion als sicherer Häfen führen und die Platinpreise in Richtung eines Durchschnittspreis von 950 Dollar je Unze im vierten Quartal 2019 und von 980 Dollar im Jahr 2020 steigen lassen.

Anschließend dürften die Platinpreise dann aber einen Teil dieser Gewinne wieder abgeben, weil sich das volkswirtschaftliche Umfeld wieder bessern sollte und gleichzeitig die von den Platinminen in Südafrika zuletzt geübte Angebotsdisziplin nachlassen dürfte. Die Schätzungen für die Jahre 2021 und 2022 sehen Durchschnittspreise von 900 Dollar bzw. von 870 Dollar vor.

Zum erwarteten Angebot heißt es ergänzend noch, in diesem Jahr dürfte die globale Platinminenproduktion um fast zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr sinken. Und auch für die Jahre 2019 und 2020 geht man von weltweiten Angebotsrückgängen von jeweils rund zwei Prozent aus. Für die Zeitspanne von 2021 bis 2023 kalkuliert man dann wieder mit einem Anstieg bei der Produktion von 1,6 Prozent p.a.



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Silber



Was die Aussichten von Silber angeht, sind die Analysten bei JP Morgan der Ansicht, dass der Preis im Verlauf des Jahres 2019 dem erwarteten Preisanstieg beim Gold anschließen wird, wobei es im relativen Vergleich sogar zu einer etwas besseren Entwicklung kommen könnte. Das erwartete Zusammenspiel passt insofern, als Marktteilnehmer Silber bekanntlich gerne als kleiner Bruder des Goldes bezeichnen. Das wiederum hat damit zu tun, dass es historisch nicht selten zumindest einen gewissen Gleichlauf bei den Preisen gibt.

Gegenüber dem letzten Quartalsbericht seien im aktuellen Report die Silberpreisprognosen nur geringfügig angepasst worden. Das heißt, es wird weiterhin von einer breiteren Erholungstendenz im zweiten Halbjahr 2019 ausgegangen. Inmitten einer zuletzt breiter angelegten Schwäche bei Industriemetallen habe Silber seit August eine unterdurchschnittliche Performance verglichen mit Gold erzielt und das Silber-Gold-Verhältnis sei im November auf über 84:1 gestiegen.

Allerdings glaubt die US-Investmentbank nicht, dass diese Kluft bestehen bleibt. Die Industriemetalle dürften im ersten Quartal 2019 allgemein wieder Fuß fassen und man setzt darauf, dass die Gold-Silber-Ratio im Laufe des Jahres 2019 allmählich sinkt. Ansonsten dürfte die Preisentwicklung beim Silber im weiteren Sinne weiterhin von den gleichen Treibern beeinflusst werden, die auch auf den Goldpreis wirken Gemeint sind dabei der US-Dollar, die Zinsen sowie die Nachfrage der Anleger nach Assets mit einem Status als sichere Häfen.

Insgesamt geht man davon aus, dass die Silberpreise in der ersten Jahreshälfte 2019 im Durchschnitt zumeist unter 15 Dollar je Unze verharren werden, sich das zweite Halbjahr 2019 aber angesichts des beim Part zu Palladium beschriebenen erwarteten volkswirtschaftlichen Umfeldes als wesentlich konstruktiver erweisen wird. Den Silberpreis dürfte das deutlich beflügeln und die Preisprognosen für das vierte Quartal 2019 beinhalten einen Schätzwert von durchschnittlich 17,35 Dollar je Unze und für 2020 von durchschnittlich 17,60 Dollar. Zum Vergleich: Aktuell handelt Silber bei 14,31 Dollar. Das Silberangebot taxieren die Analysten für 2018 auf 999,7 Mio. Unzen, für 2019 auf Mio. 1.030,3 Unzen und für 2020 auf 1.061,5 Unzen, nach 994,4 Mio. Unzen im Vorjahr.

Mit Blick auf die charttechnische Ausgangslage ist davon die Rede, dass man das Chartbild bullisch interpretiere, es bei Kursen von unter 15,20 Dollar aber weiterhin Risiken gebe. Betrachte man den langfristigen Chart dieses Edelmetalls, so bestünden unter dem Strich nach wie vor recht gute Chancen für so etwas wie eine doppelte Bodenbildung im Bereich von 13,64 Dollar, dem Tief auf dem Jahr 2015. Wobei dazu auch das 76,4-prozentige Retracement aus der Rally von 1993-2011 passe, das sich bei 14,42 Dollar bewege. Damit sich die positive Interpretation des Charts bewahrheiten könne, sei es aber unabdingbar, die wichtige Widerstandszone zu knacken, die im Bereich von 15,20 bis 15,64 Dollar zu finden sei.



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Gold



Wie JP Morgan konstatiert, hat Gold in diesem Jahr bisher mit der von der US-Notenbank betriebenen Zinserhöhungspolitik zu kämpfen gehabt. Das sei eine gewisse Enttäuschung, weil der Markt eigentlich auf ein gutes Gold-Jahr gesetzt habe. Doch es sei nicht zuletzt auch der Dollar gewesen, der hier einen Strich durch die Rechnung gemacht habe. Denn die US-Währung habe sich bisher relativ stark präsentiert und für den Goldpreis so das traditionell eine Bürde.

Wie wichtig dieser Einflussfaktor gerade auch am Ende eines Konjunkturzyklus sei, bestätigten historische Daten. Demnach habe der breite Dollar-Index in den späten Phasen früherer Expansion tendenziell nachgegeben und das habe Gold zu einem Anstieg von im Durchschnitt fast 40 Prozent genutzt.

Die zuletzt unerfüllt gebliebenen Hoffnungen auf anziehende Goldpreise könnten sich mittelfristig aber noch erfüllen. JP Morgan hält jedenfalls ein entsprechendes Szenario für wahrscheinlich. Laut der derzeit gültigen hausinternen Annahme könnte die Fed mit ihrer Politik in der zweiten Jahreshälfte 2019 in restriktives Terrain vorstoßen und die Zinsstrukturkurve dadurch negativ werden. Das wiederum könnte mit einer nachlassenden wirtschaftlichen Expansion einhergehen und so die Erwartungshaltung stützen, dass die Fed irgendwann auch wieder zu einer lockereren Zinspolitik übergehen wird, was dann den Edelmetallen helfen sollte.

Man sei bis zur ersten Jahreshälfte 2019 neutral gegenüber Gold eingestellt, halte aber an der optimistischen Einschätzung für die zweite Jahreshälfte 2019 sowie im Jahr 2020 fest. Im übernächsten Jahr könnte sich die Preise im Schnitt bei 1.460 Dollar je Unze bewegen, weil eine invertierte Zinsstrukturkurve (kurzfristige Zinsen höher als im langfristigen Bereich) in den USA das Anlegerinteresse an Gold wiedererwecken könnte, weil damit typischerweise Rezessionsängste einhergehen.

Sobald der konjunkturelle Aufwärtszyklus ende, habe Gold aufgrund seiner relativen Attraktivität als sicherer Hafen historisch gesehen einen Preisanstieg von durchschnittlich 18 Prozent verbucht. Diese geschichtliche Erfahrung stütze die zuversichtliche hauseigene Preisvorhersage für 2020. Allerdings geht man dann für die Jahre 2021 und 2022 im Zuge einer einsetzenden konjunkturellen Belebung dann auch wieder von einem Preisrückgang auf im Schnitt 1.372 Dollar bzw. 1.304 Dollar je Unze aus.

Risiken für den Goldpreis sieht man zunächst primär dann, wenn die US-Notenbank die Zinsen stärker erhöhen sollte, als dies der Markt derzeit insgesamt unterstellt. Denn das dürfte dann Anpassungsbedarf bei den Goldpositionen am Terminmarkt nach sich ziehen.

Ein weiteres wesentliches Abwärtsrisiko für den Goldpreis könnte sich auch bei einer möglichen Liquidation der bestehenden Gold-ETF-Bestände entfalten. JP Morgan geht davon aus, dass die jüngste Erholung der ETF-Ströme sehr anfällig für eine Trendwende ist. Allein im Jahr 2017 und in den ersten vier Monaten des Jahres 2018 seien Goldbestände von fast elf Millionen Unzen an börsengehandelten Gold-ETFs zu Preisen aufgebaut worden, die deutlich über den aktuell gültigen 1.221 Dollar je Feinunze lagen. Damit befänden sich viele dieser Positionen derzeit noch im Minus, was im Falle von nachgebenden Gold-Notierungen Verkäufe zur Verlustbegrenzung auslösen könnte.